Die Nike-Master-Trainerin und Bodybuilderin Alex Hipwell kennt sich mit einer Sache richtig aus: sich Ziele setzen und sie erreichen. Logisch, dass wir sie im Rahmen der Female Future Force befragt haben.
„Der Schlüssel ist, sich viele kleine Ziele zu setzen“
Die Australierin Alex Hipwell ist eine dieser Personen, deren Energie förmlich überspringt, wenn sie erzählt. Diese Eigenschaft nutzt sie als Trainerin, um andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und auch für sich selbst. Dass sie früher einmal eine grazile Tänzerin war, würde man heute kaum glauben, denn sie ist mittlerweile professionelle Bodybuilderin, die erfolgreich Wettkämpfe bestreitet und hat es außerdem geschafft, eine Master-Trainerin für Nike zu werden. Alex macht aber Frauen nicht nur körperlich stärker, Empowerment und die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, beginnen immer im Kopf. Dass Frauen sich gegenseitig ermutigen, ist der in Berlin lebenden Athletin besonders wichtig. Sie organisiert neben ihren Kursen daher regelmäßig mehrtätige Retreats für kleine Frauengruppen.
Wir haben mit ihr im Rahmen der Female Future Force darüber gesprochen, was wichtig ist, um motiviert zu bleiben und warum sie an Frauennetzwerke glaubt.
Du hast deinen Traum verwirklicht, eine professionelle Bodybuilderin zu sein. Dafür hast du unglaublich viele negative Kommentare bekommen, sogar Hatespeech über soziale Medien. Was hat dir geholfen, das auszuhalten und stark zu bleiben?
„Nicht jeder wird das mögen oder wertschätzen, was du mit deinem Leben anfängst. Ich bin die einzige, die meine ganze Geschichte kennt. So lange ich am Ende des Tages mit erhobenem Kopf in den Spiegel schauen kann, mir selbst auf den Rücken klopfen kann, habe ich das erreicht, was ich wollte. Die Meinungen von anderen Leuten sind dann nur geschriebene Worte. Mein Sohn und ich haben ein „Vision Board“ und das ist immer eine tolle Erinnerung, damit wir an uns selbst und unsere Träume glauben können.
Letztes Jahr wurde mir bei der Verhandlung um das Sorgerecht für meinen Sohn gesagt, dass meinen Träumen zu folgen mich wie eine egoistische Mutter wirken ließe und mein Lebensstil dagegen verstoßen würde, was eine Mutter tun solle. Das hat natürlich zunächst dazu geführt, dass ich alle Wettbewerbe und Interviews abgesagt habe. Wenn ich das erzähle, steigen mir jetzt noch die Tränen in die Augen. Ich habe anderen Leuten so sehr erlaubt, mein Leben zu beeinflussen, Menschen, die mich verurteilt haben und nicht verstanden haben, was ich mache. Sie haben mein Leben nur als persönlichen, egoistischen Traum von mir angesehen. Natürlich beeinflussen mich solche Kommentare. Aber ich kann jetzt mit einem Lächeln sagen, dass mich das angespornt hat, besser zu werden und es hat mich auch stärker gemacht. Das nächste Mal, wenn ich in eine solche Situation komme, weiß ich, wie ich damit umgehen werde.“
Als Coach und Trainerin hilft du anderen dabei, sich Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Warum ist das für viele Menschen allein zu schwierig?
„Sich selbst Ziele zu setzen ist für viele so schwer, weil wir dazu neigen, uns Ziele zu stecken, die ein wenig zu hoch sind. Deswegen empfinden wir dann, dass wir sie niemals erreichen werden. Der Schlüssel ist, sich diese großen Ziele zu setzen, aber sich auf dem Weg dorthin auch viele kleine zu setzen, die uns dabei helfen, das große, schöne Ziel zu erreichen ohne dabei das Gefühl zu bekommen, dass es unmöglich ist. Wichtig ist auch, allen von deinen Zielen zu erzählen … der ganzen Welt! Das nimmt dich in die Verantwortung, du verpflichtest dich anderen gegenüber und das ist immer das Stück Extra-Motivation, das du brauchst, wenn es gerade schwer ist.“
Kann denn jeder lernen, sich selbst zu motivieren?
„Ja, das trägt jeder von uns schon in sich. Wir müssen es nur wieder hervorholen. Ich kann es nur immer wieder sagen: Sich kleinere Ziele zu setzen, hilft der Motivation enorm. Sobald man das Bedürfnis verspürt, etwas zu tun und nicht aufhören kann, darüber nachzudenken und man Gänsehaut dabei bekommt … das ist Selbstmotivation! Genau wie stundenlang auf Instagram Bilder anzuschauen, die zu den eigenen Träumen und Zielen passen. Was du dann tun musst: Such dir einen Coach, einen Lehrer oder wen auch immer du brauchst, um motiviert zu bleiben. Sei konsequent, oft geht es einfach nur darum, zum Beispiel zum Training zu erscheinen und an deinen Zielen dran zu bleiben – auch in kleinen Schritten. Und umgib dich mit Leuten, die dich pushen und mitziehen.“
Hattest du eine Mentorin oder einen Mentor?
„Ich hatte sogar mehrere, aus unterschiedliche Gründen. Nicole Wilkins ist meine Trainerin. Sie inspiriert mich jeden einzelnen Tag. Dann Serena Williams, weil es absolut okay ist, die Beste sein zu wollen. Sie motiviert mich und erinnert mich daran, dass man, wenn man die Beste sein will, das tun muss, wozu andere nicht bereit sind. Und dann stelle ich mir vor, die beste Mutter und beste Version von mir selbst zu sein – immer. Dieses Bild hilft mir ungemein. Mein ganzer Freundeskreis spielt aber auch eine große Rolle in meinem Leben.“
Wer inspiriert dich denn aktuell?
„Da ist Ashley Horner, eine Frau, die als Athletin immer neue Grenzen überschreitet und gleichzeitig auch noch drei Kinder großzieht. Sie lebt jeden Tag ihren Traum und inspiriert damit tausende von anderen Menschen. Und dann gibt es noch die Business Chicks Australia, ein Netzwerk für Frauen in Sydney. Sie sind einfach unglaublich und eine riesige Inspiration für mich.“
Du organisierst Retreats, die sich nur an Frauen richten. Was ist so wichtig an reinen Frauen-Communitys? Warum brauchen wir die noch?
„Ich glaube, es gibt positive Energie sowohl in gemischten als auch in geschlechterexklusiven Communitys. Ich persönlich habe einfach einen besonderen Draht zu Frauen und ich finde, dass Frauen sich auf einer sehr machtvollen Ebene verbinden, wenn sie zusammenkommen. Wenn Frauen sich mit anderen Frauen umgeben, bestärken sie einander und eine unausgesprochene Erinnerung an den eigenen Selbstwert liegt die ganze Zeit in der Luft. Eine Gruppe von Frauen kann extrem mächtig sein. Deswegen denke ich mir auch ständig neue Wege aus, um Frauen zusammenzubringen.“
Du selbst hast einen kleinen Sohn. Glaubst du daran, dass Frauen und Männer seiner Generation mehr Gleichberechtigung leben werden?
„Ja, absolut. Ich denke, wir machen gerade wirklich gesellschaftlichen Fortschritt.“
Wenn du deinem jüngeren Ich etwas sagen könntest, was wäre das?
„Zweifle nicht an dir und glaub immer an dich, auf jedem Schritt deines Wegs.“
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