Foto: Gage Skidmore | Flickr | CC BY-SA 2.0

Jessica Chastain erklärt in 60 Sekunden, warum die Filmbranche ohne Frauen nichts taugt

Die US-Schauspielerin Jessica Chastain hat mit einem eindrucksvollen Statement beim Filmfestival in Cannes deutlich gemacht, warum die Frauen der Branche mehr Aufmerksamkeit brauchen.

 

Bravo, Jessica Chastain!

Das renommierte Filmfestival in Cannes hat schon immer das Problem, das sich wie ein roter Faden durch die Filmbranche zieht und weswegen es weltweit Organisationen gibt, die sich für die ausgewogene Repräsentanz von weiblichen Talenten im Filmemachen einsetzen – in Deutschland ist das Pro Quote Regie e.V. Denn die Zahlen sind seit Jahrzehnten starr: Kaum eine Regisseurin wird bei großen Filmpreisen, seien es die Oscars oder in Cannes, mit dem Titel bedacht. Filme sind, obwohl es zahllose renommierte Regisseurinnen gibt, nach wie vor eine Domäne der Männer, wenn es um die öffentliche Anerkennung geht. In diesem Jahr gewann Sofia Coppola als zweite Frau in der Geschichte der Filmfestspiele den Preis für „Beste Regie“ – und das im 70. Jahr des Wettbewerbs.

Doch es geht um mehr als Preise. Filme und Serien haben einen großen kulturellen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen, Geschichten erzählen und sie überliefern. Und genau diesen Punkt hat die Schauspielerin Jessica Chastain, die in diesem Jahr Jury-Mitglied in Cannes war, klar und deutlich in einem fulminanten Statement ausgeführt.

Frauen werden von Männern verzerrt dargestellt

„Ich glaube daran, dass weibliches Storytelling dazu führt, dass authentischere weibliche Charaktere gezeigt werden“, mit diesem Satz eröffnete sie ihr Statement bei der Abschlusspressekonferenz. Es sei das erste Mal, dass sie in zehn Tagen 20 Filme gesehen haben, so die 40-Jährige. Ihre große Erkenntnis dieser Erfahrung sei die ernüchternde Feststellung darüber gewesen, wie die Welt Frauen sehe. Das sah sie anhand der weiblichen Charaktere, die in diesen Filmen gezeichnet wurden: „Es war ziemlich erschreckend, um ehrlich zu sein.“

Sie sei überrascht gewesen, wie Frauen im Film dargestellt würden, sagte sie über fehlende Authentizität und Vielfalt von Protagonistinnen. „Ich hoffe, dass der Effekt von mehr Geschichtenerzählerinnen sein wird, dass ich in Filmen Frauen sehe, die ich aus meinem ganz alltäglichen Leben wieder erkenne“, so Jessica Chastain, die bei ihrem Statement sichtlich bewegt war, „Frauen, die proaktiv sind, die Handlungsmacht haben, die nicht nur auf die Männer um sie herum reagieren, die ihre eigene Sichtweise haben.“

In Hollywood ist das Thema Gleichberechtigung in den letzten Jahren von Schauspielerinnen und anderen Filmschaffenden vermehrt in die öffentliche Debatte eingebracht worden, auch wenn dabei vor allem die unterschiedlichen Honorare eine Rolle spielten, die in ihrer enormen Höhe vor allem eine symbolische feministische Bedeutung haben. Dass hingegen endlich mehr Filme, die von Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen federführend gemacht werden, große Budgets und Beachtung bekommen, ist für nahezu alle Menschen weltweit von Bedeutung – denn von kleinauf konsumieren wir Filme und Serien und die Darstellung von Personen dort beeinflusst ohne Frage unseren Blick auf Geschlecht und die damit verbundenen Stereotype. Eine wirklich diverse Filmlandschaft kann helfen, den Blick zu öffnen und damit mehr Freiheit für ganz in individuelle Lebensentwürfe zu schaffen.

Die Forderung des deutschen Vereins Pro Quote Regie e.V., als eine Maßnahme die Filmförderung zu quotieren, ist aus diesem Grund ein wichtiger erster Schritt. Dass bislang nur etwa zehn Prozent der Fördergelder an Frauen gehen, obwohl knapp die Hälfte der Absolventen von Filmhochschulen weiblich ist, zeigt eine klare Diskriminierung, die schließlich dazu führt, dass wir die Welt wahrnehmen, so wie sie nicht ist. 

Das Statement von Jessica Chastain könnt ihr hier sehen.

Ihr wollt mehr Regisseurinnen kennenlernen? Dann schaut mal hier: 100 Women Directors Hollywood Should Be Hiring.

Titelbild: Gage Skidmore | Flickr | CC BY-SA 2.0

Mehr bei EDITION F

Friederike Kempter: „Rückblickend kommen mir die 90er-Jahre wie eine Zeit der Unschuld vor“. Weiterlesen

Laura Lackmann: „Es ging mir darum, eine Frau auch mal unsympathisch sein zu lassen“. Weiterlesen

Amandine Gay: „Wir machen ganz andere Erfahrungen als weiße Frauen“. Weiterlesen

Anzeige