Die Vorstellung, dass Konflikte weitestgehend vermieden werden sollten, habe ich spätestens im zweiten Jahr meiner Beziehung über Board geworfen. Denn: Konflikte zeugen von Ehrlichkeit, Vertrauen und jede Menge Emotionen. Man muss sie nur richtig zu nutzen wissen.
Wenn der Knoten platzt
Egal, ob in einer Partnerschaft, unter Freunden oder Kollegen – manchmal stauen sich die Dinge an. Für eine Zeit lang geht das gut, über die Schwächen oder das Chaos der anderen hinwegzusehen und ein Auge zuzudrücken. Irgendwann aber kommt der Punkt, an dem man einfach nicht mehr innehalten kann und all der Ärger, den man über die Zeit angesammelt und heruntergeschluckt hat, entweichen muss. Und dann streitet man, wirft sich Argumente an den Kopf, führt hitzige Diskussionen – und am Ende, so sollte es zumindest im Idealfall sein, ist man froh, diese Auseinandersetzung gehabt und sich all die Dinge, die die Beziehung belasten, gesagt zu haben.
Klar, das Erreichen dieses Punktes kostet uns Nerven und vielleicht auch Tränen, aber am Ende lohnt es sich immer.
Wie fruchtbar Konflikte sein können, seht ihr anhand der fünf Vorteile, die wir für euch, inspiriert von Sherrie Campbells Artikel für Entrepreneur, zusammengetragen haben.
1. Euch werden neue Blickwinkel aufgezeigt.
Natürlich gehen wir häufig gerne davon aus, dass wir im Recht sind und lassen uns nur ungerne vom Gegenteil überzeugen. Denn in unseren Augen haben wir ja alles richtig gemacht und unser Partner, unsere Kollegin oder Freund ist jetzt in der Bringschuld. So denken wir zumindest, bis uns unser Gegenüber seine ganz eigene Sicht auf die Dinge schildert, uns zum Nachdenken anregt und uns hoffentlich bewusst wird: Du hast dich auch nicht besser verhalten. Und genau das ist wichtig sowie eine große Chance: Sich mal von der eigenen Sicht zu lösen, um die Perspektive des Gegenübers zu begreifen.
2. Ihr werdet dazu ermuntert, eure Bedürfnisse klar zu formulieren.
Zu einer Beziehung, egal in welcher Form, gehören immer mindestens zwei Menschen. Und damit die Verbindung dieser zwei Menschen auch funktioniert, muss jeder von ihnen nicht nur wissen, was er oder sie will, sondern muss diese Vorstellungen auch klar formulieren können. In Worten. Denn tut ihr das nicht, entstehen wieder neue Missverständnisse, ihr redet womöglich aneinander vorbei und die nächste Auseinandersetzung ist bereits vorprogrammiert. Durch diese Notwendigkeit lernt man Gefühle und Gedanken zu sortieren und zu artikulieren – und das ist ein riesen Gewinn.
3. Ihr stellt euer Einfühlungsvermögen sowie Flexibilität vor neue Herausforderungen.
Wer einen Konflikt richtig austragen will, sollte zweierlei sein: offen und flexibel. Offen dafür, sich die Wünsche und Anmerkungen des Gegenübers anzuhören – und flexibel genug, auf die Wünsche auch wirklich zu reagieren, die eigenen Vorstellungen etwas umzukrempeln und Kompromisse einzugehen. Wer nämlich darauf besteht, immer im Recht zu sein, gibt damit jemand anderem gleichzeitig Unrecht. Und das ist weder in einer Liebesbeziehung, noch in einer Geschäftsbeziehung oder als Teamleader von Vorteil.
4. Ihr lernt, eure Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Klar, im Eifer des Gefechts würde man manchmal am liebsten losschreien und die Türen knallen – auf Dauer ist das allerdings keine Lösung. Hört zu, gebt eurem Gegenüber eine Chance, sich selbst zu erklären sowie eure Perspektive einzunehmen und versucht, eure Emotionen dabei unter Kontrolle zu halten. Wenn wir ruhig bleiben und wir selbst sind, kann unser Gegenüber stärker auf uns zählen und uns mehr vertrauen.
5. Ihr werdet dazu ermutigt, euch selbst zu reflektieren.
Nicht alles, was wir machen, ist gerecht. Manchmal entscheiden und handeln wir aus dem Effekt heraus, treffen unüberlegte Entscheidungen, die wir, wenn wir nur mal länger darüber nachdenken, im Nachhinein bereuen. Und wer könnte euch an dieser Stelle besser einen Spiegel vorhalten als euer Partner oder eure beste Freundin? Guckt euch selbst mal in dem Spiegel an, hört zu und erkennt: ,In dieser Situation, das war eigentlich nicht ich‘.
In Konflikten geht es also nicht darum, auf seinem eigenen Standpunkt zu verharren, sondern offen zu sein und auch die Bereitschaft zu zeigen, die eigenen Vorstellungen anzupassen. Denn nur so lässt sich das ultimative Ziel von Konflikten erreichen: das Finden einer Lösung, mit der alle beteiligten Parteien glücklich sind.
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