Foto: Stoksnap – Abigail Keenan

Hey, Lästerschwestern! Lasst uns endlich zusammenhalten

Frauen haben noch nicht gelernt zusammenzuhalten. Und das wird zu unserer größten Schwäche. Wir nehmen uns oft noch als Konkurrenz wahr und nicht als Mitglieder des gleichen Teams. Woran liegt das?

 

Wir können mehr sein als Lästerschwestern

Neulich bei einer Veranstaltung: Eine Frau steht auf der Bühne und  hält einen Vortrag. In der Reihe vor mir beugt sich eine Frau zu einer  anderen und flüstert – leise, aber eben nicht leise genug: „Das Kleid  von der geht gar nicht!“ Die andere nickt und flüstert zurück: „Stil hat man oder hat man nicht!“

Ich hatte zwei Reaktionen. Die erste war Ärger. Die zweite war Traurigkeit. Da sind zwei Frauen und ziehen über eine andere Frau her. (Wenn sie über einen Mann hergezogen wären, wäre es übrigens auch nicht besser gewesen.)

Diese Geschichte verdeutlicht ein Problem, das wir haben: Frauen haben noch nicht gelernt zusammenzuhalten. Und das wird zu unserer größten Schwäche. Wir nehmen uns oft noch als Konkurrenz wahr und nicht als Mitglieder des gleichen Teams.

Dabei wollen Frauen Gemeinschaft. Wir leben heute isolierter als je zuvor. Ich erlebe es in Gesprächen. Wenn ich Frauen frage, was die eine Sache ist, die sie verändern können um die Beziehung zu anderen Frauen zu verbessern, dann sagen sie: „Wirkliche Gemeinschaft. Wir wollen Sisterhood. Wir wollen zusammen lachen, wir wollen uns gegenseitig unterstützen. Wir sind oft so hintenrum!“

Warum Frauen sich bekriegen

Warum aber können es dann viele von uns nicht? Das hat meines Erachtens zwei Gründe:

1. Frauen haben eine stärkere Beziehung zu ihren Emotionen. Man kann auch sagen: Frauen sind ihre Emotionen. Wir haben nicht gelernt, uns separat von unseren Emotionen zu sehen. Bedeutet: Wenn sich etwas gut anfühlt, dann muss es gut sein. Und wenn sich etwas schlecht anfühlt, dann muss es schlecht sein. Das  bedeutet, dass wir viele Dinge persönlicher nehmen als beispielsweise Männer es tun. Direktes Feedback fühlt sich oft nicht gut an und deswegen vermeiden wir es. Frauen sprechen lieber hinter dem Rücken der anderen Person. Das fühlt sich vermeintlich besser an (ergo: muss es also gut sein) und es hat zudem den Vorteil, dass wir auch noch mit einer anderen Person – der „Lästerpartnerin“ – bonden. Voilá!

2. Mädchen wachsen behüteter auf als Jungen. Auf Mädchen wird stärker aufgepasst und sie daran gehindert, allein die Welt zu erkunden. Dadurch werden Frauen in Teilen von der Realität ferngehalten. Wir lernen nicht, uns mit Ursache und Wirkung auseinanderzusetzen. Zumindest nicht so, wie Männer es tun. Dadurch entwickeln wir kein Gefühl für unsere Weisheit und unser Potenzial. Frauen wissen meines Erachtens nicht, wie sehr sie gebraucht werden. Wir versuchen uns irgendwie in der Welt zurecht zu finden und tun dies, indem wir uns zum Mann hin definieren. Damit meine ich nicht, dass wir uns vom Mann definieren lassen. Vielmehr tun wir es unbewusst selbst, da wir nur die männlichen Strukturen kennen, in denen wir uns bewegen. Niemand bringt uns bei, was es bedeutet, eine Frau zu sein und wie Strukturen aussehen könnten, die wir selbst definieren. In die wir uns nicht einpassen.

Wir versuchen also ein Gefühl für uns zu bekommen, indem wir entweder leiden, uns beschweren oder unehrenhaft über andere sprechen. Männer tun dies auch, aber auf eine andere Art und Weise.

Der Dalai Lama hat gesagt: „The world will be saved by the western women!“ Ich glaube fest daran, dass wir das Potenzial haben, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Wir haben die Empathie und das Einfühlungsvermögen. Wir werden gebraucht. Aber um das zu verstehen, müssen wir erst einmal begreifen, wie wichtig wir sind. Und damit meine ich nicht ein selbstherrliches Verständnis. Damit meine ich ein demütiges und trotzdem selbstbewusstesVerständnis. Für unsere Fehler, unsere Stärken, unsere Wirkungskraft und unsere Fähigkeit bessere Mütter, Partnerinnen und Führungspersönlichkeiten zu werden. Am Anfang davon steht aber auch, dass wir endlich zusammenhalten.

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