Foto: Zoe Spawton

Mahlzeit mit Sophia: „Man nennt mich Gemüseflüsterin“

„Gemüse macht glücklich“, sagt Sophia Hoffmann. Ihr Hobby hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht und kocht in verschiedenen Städten vegane Menüs.

 

Veganes Essen: Gemüse macht glücklich

Bei Sophia Hoffmann ist alles bunt: die vielen Tätowierungen, ihre Outfits und vor allem die veganen Gerichte, die sie zaubert. Leuchtend rot, gelb und kräftig grün geht es auf den Tellern zu, wenn sie zum Dinner einlädt. Ihre private Leidenschaft hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht – ohne Ausbildung in der Küche. Sie sagt: Gemüse macht glücklich. Das sieht man ihr an. Für EDITION F schreibt sie regelmäßig über starke und inspirierende Frauen, wie etwa Diana Vreeland oder die Golden Girls. Wir stellen sie in unserer Mahlzeit-Serie vor und haben gefragt, wie sie zur veganen Küche kam und wie es um das Vorurteil steht, dass ohne tierische Zutaten zu kochen besonders kompliziert und teuer sei.

Du möchtest andere anstecken mit deiner Begeisterung für kreative, vegane Küche. Wie machst du das?

„Vegan ist für mich die Basis auf der ich koche, aber mir geht es eigentlich um ganz was anderes: Den Spaß am Essen, am Kochen, an farbenfrohen, hochwertigen Zutaten – am Genießen. Ich möchte meine Leser inspirieren sich selbst etwas Gutes zu tun, sich zu verwöhnen. Das mache ich zugegebenermaßen auf etwas unkonventionelle Art, verspielt und auch manchmal albern. Ich erzähle gerne Geschichten – auch am Herd!“

Wie bist du selbst zur veganen Küche gekommen, und seit wann beschäftigt es dich beruflich?

„Es war eine schleichende Entwicklung, erst war ich Vegetarierin und irgendwann wurden die tierischen Produkte immer weniger, zum einen aus ethischen und Klimaschutz-Gründen aber auch, weil ich gemerkt habe, dass es mir damit gesundheitlich viel besser geht, zum Beispiel seitdem ich keine Kuhmilch mehr trinke. Mein Blog gibt es seit 2011, die Dinner Events veranstalte ich seit 2012, nun habe ich mein erstes Kochbuch geschrieben und koche auch im Restaurant meiner besten Freundin. Der Übergang zum „Beruf“ war schleichend, letztes Jahr habe ich ein Gewerbe angemeldet, auch meine journalistischen Themen drehen sich verstärkt um die Themen Kulinarik und Ernährung, alles fließt ineinander, das ist ein wunderbares Gefühl!“

In den Unterhaltungsmedien gibt es mehr Männer als Frauen, die sich als Köche präsentieren. Wie siehst du das?

„Für mich ist das auf jeden Fall eine Motivation weiter zu machen und ich möchte auch gerne eine größere Öffentlichkeit mit dem erreichen was ich koche und schreibe. Wenn ich den Fernseher anschalte, sehe ich zumeist nur Männer mit seltsamen, völlig aus der Mode gekommenen Bärten, die entweder um die Wette kochen um zu beweisen, wer der Grösste ist oder in Sozial-Porno-Manier schlecht laufende Lokale aufmöbeln und die Protagonisten nach zwei Drehtagen wieder ihren Schicksalen überlassen. Ich bin der festen Überzeugung dass da noch etwas anderes möglich sein muss. Ein positives, unterhaltsam vermitteltes Bild von Kochkultur jenseits blutiger Steaks und derber Chauvi-Sprüche. Statt „Heimchen-am-Herd“ ein Format, das moderne, emanzipierte Frauen anspricht und zeigt, dass vegane Ernährung zwar aus Überzeugung geschieht, aber nicht das Gegenteil eines attraktiven Lifestyles verkörpern muss.“

Was inspiriert dich beim Kochen und für neue Rezepte?

„Alles. Eine besonders schöne Karotte vom Wochenmarkt, eine Reise, eine Landschaft oder eine zugegebenermaßen etwas trashige Fernsehserie. Ich habe gerade ein Game-Of-Thrones-Menü entwickelt, das ich im Oktober in Wien und Anfang November in Berlin servieren werde. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich.“

Vegane Rezepte haben häufig ausgefallene Zutaten, die man vielleicht nur im Bioladen bekommt oder erst mal suchen muss. Funktioniert kreative vegane Küche auch mit wenig Aufwand?

„Meine Rezepte enthalten kaum Spezialzutaten. Viele veganisierte Rezepte funktionieren sogar mit einfachem „Weglassen“. Fast alle Zutaten kann man im normalen Supermarkt bekommen, trotzdem empfehle ich öfter mal zu experimentieren, in dem man Dinge kauft, die man noch nie probiert hat. Gewürze, Kräuter, Öle, Nüsse, Zutaten aus anderen Ländern. Wer abwechslungsreich kocht, dem wird auch so schnell nicht langweilig.“

Dein Blog läuft unter dem Titel „Happy vegan cuisine“. Welche Zutaten der veganen Küche machen denn glücklich?

„Oh, ganz ganz viele. Ich liebe buntes frisches Gemüse. Diese unfassbare Schönheit der Natur, reine Perfektion! Mangold, Möhren, Tomaten, Kräuter, Bete, Kürbisse, Salate… Manchmal muss ich aufpassen, dass die Leute mich nicht für verrückt halten, wenn ich das Gemüse überschwänglich auf dem Markt begrüsse – man nennt mich auch die Gemüseflüsterin. Ja, ich denke Gemüse macht mich am Allerglücklichsten.“

Welche Mahlzeit am Tag ist dein Liebling – und warum?

„Wahrscheinlich die, für die ich jeweils am meisten Zeit habe. Das kann ein ausgiebiges Frühstück alleine mit einer dicken Zeitung sein, ein Brunch mit Freunden oder ein selbst gekochtes Abendessen zu zweit. Das ganze Drumherum ist mindestens genauso wichtig wie das was auf den Teller kommt.“

Wie sieht ein typisches Mittagessen bei dir aus? Kochst du mittags selbst?

„Da ich von Zuhause aus arbeite, koche ich – außer wenn ich unterwegs bin – fast jeden Tag etwas. Oft gibt es zum Frühstück nur einen grünen Smoothie und einen Kaffee und dafür esse ich relativ früh zu Mittag. Meistens eine große Schüssel Salat mit ganz vielen Zutaten. Grüner Salat, Kräuter, geriebene Bete,Rettich oder Radieschen, Möhren, Nüsse, Sprossen, manchmal gebratener Tofu oder Tempeh dazu. Oder mit Resten vom Vortag wie Kartoffeln, Linsen, Reis. Eine leckere Soße mit Orangen- oder Zitronensaft, süßem oder scharfem Senf. Im Winter auch gerne mit getrockneten Früchten oder Tomaten. Oder ein schnelles Wokgemüse mit Reisnudeln und wenn ich gar keine Lust auf kochen habe, werfe ich das Gemüse einfach zusammen mit Kräutern und Knoblauch in den Ofen!“

Du bist in Berlin, München und Wien zuhause. Was sind deine Geheimtipps für ein Mittagessen dort?

„In Berlin fällt es mir wirklich schwer Tipps zu geben, weil ich fast immer selber koche, wenn ich Essen gehe, dann meist nur abends, wenn es etwas schicker sein soll auch gerne mal ins Cookies Cream. In Wien würde ich eine vegetarische Pho essen gehen, ins Hidden Kitchen oder ins Deli Bluem. In München finde ich das Gratitude super, ein Raw Food Restaurant in Schwabing, nicht ganz billig, aber das Essen ist super und das Publikum hat auch einen enormen Unterhaltungswert.“

 

 

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