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Mehr Schein als Sein – Mit Instagram belügen wir uns selbst

Wir geben vor, perfekt zu sein und vergessen dabei, für uns selbst zu leben.

 

„Das Foto ist nichts geworden, lass uns noch eins machen.“ Ich grinse in die Kamera und meine Freundin drückt auf den Auslöser. Wir wissen beide: egal wie oft wir dieses Selfie noch wiederholen, das Wetter ist schlecht, der Smoothie in meiner Hand wird warm und meine Haare haben die beste Zeit des Tages bereits hinter sich. „Ach Quatsch, da knallen wir einen Filter drüber, dann sieht das super aus!“ Gesagt, getan und nur wenige Minuten später glaubt unsere treue Fangemeinde auf Instagram, wir hätten den #bestdayever mit #colddrinks und #sunsunsun. Fantastisch.

Mein Leben ist der Wahnsinn

Nein, ich korrigiere mich. Alle sollen denken, mein Leben sei der Wahnsinn. Denn es gibt sie ja, die Baustellen und Probleme. Ein kleines Drama hier, ein bisschen Chaos dort, die bekannte Ebbe am Monatsende oder naja, der Streit von neulich. Nur diese Dinge interessieren halt einfach nicht. Oder besser gesagt: Offiziell haben sie nie existiert.

Was um alles in der Welt soll das?

Ich meine, das geht doch sicher jedem so. Mehr noch, es gibt viele Menschen denen geht es wirklich schlecht. Ist es da nicht etwas geschmacklos, mit dem anzugeben was wir  haben? Und sogar noch einen drauf zu setzen, indem wir so tun als hätten wir das, was alle wollen? Gedankenlos posten wir Foto um Foto. Der beste Burger der Stadt wird lieber fotografiert, als warm gegessen. Das Zimmer im Hotel war genau über der Küche, zu sehen bekommen aber alle nur den Ausblick, denn der war schließlich vorzeigbar. Wir sitzen auf dem Balkon in der Sonne, zwar nur fünf Minuten, aber was macht das für einen Unterschied? Die Zeitangabe kann auf dem Foto niemand sehen. Wir sind der Maßstab für gute Laune und Stil. Wir leben im Luxus und haben Freunde wie Sand am Meer. Wir führen das perfekte Leben.

Manchmal ist weniger mehr

Woher wissen wir überhaupt, wie das perfekte Leben aussieht? Und wenn am Ende alles nur Fassade ist, was bleibt dann übrig – hinter all den Filtern und Hashtags die unseren Alltag verschleiern? Auf den ersten Blick scheint es, als machten wir nur der Welt etwas vor. Doch wirklich schaden tun wir uns selbst. Wir erschaffen einen Anspruch. Und diesen Anspruch versuchen wir immer wieder zu überbieten. Doch selbst, wenn es uns gelingt. Wenn wir ein Gleichgewicht finden in dieser wahnsinnig vernetzten Welt. Dann dürfen wir eine Sache nie aus den Augen verlieren: Wie es war, als wir noch für uns lebten, nicht für die anderen.

veröffentlicht auf www.tantemomo.wordpress.com

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