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Michelle Obama: „Starke Männer müssen Frauen nicht kleinhalten, um sich mächtig zu fühlen“

Nach den Veröffentlichung der #TrumpTapes: Michelle Obama findet klare, bewegende Worte bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire. Und sie macht in einem simplen Satz deutlich, warum Trump schlicht unwählbar ist.

 

„Trumps Frauenbild ist grausam und angsteinflößend“

Alles nur harmloses Umkleidenkabinen-Gerede? Nein, das im Jahr 2005 aufgenommenen und nun öffentlich gewordenen Video, in dem Donald Trump mit seinen sexuellen Übergriffen auf Frauen prahlt, ist wesentlich mehr als das. Hier entlarvt ein Präsidentschaftskandidat der USA sein mehr als desaströses Frauenbild in einer Weise, bei der weder geschmunzelt werden, auf den Oberschenkel geklopft, noch von Hinnehmbarkeit gesprochen werden kann. Hinzu kommen immer mehr Frauen, die nun den Schritt an die Öffentlichkeit wagen und von sexuellen Übergriffen durch Trump berichten.

Eine, die hierzu auch nicht mehr schweigen will, ist Michelle Obama. Bei einer außergewöhnlich bewegenden Rede in New Hampshire entfernte sie sich deshalb von den üblichen Wahlkampfinhalten und widmete sich mit klaren Worten dem, was das #TrumpTape über den Präsidentschaftskandidaten und letztlich auch als Gesamtgesellschaft gezeigt hat.

„Die beschämenden Kommentare über unsere Körper, die Respektlosigkeit gegenüber unseren Ambitionen und unseres Intellekts haben mich bis ins Mark erschüttert – so wie sicherlich viele unter uns Frauen.”

Und weiter:

„Die Annahme, uns Frauen gegenüber alles machen zu können, was er will, ist grausam – und es ist angsteinflößend.“

Doch neben dem Ausdruck ihres persönlichen Empfindens als Frau, Mutter, Freundin und Tochter, braucht sie nur wenige klare Worte, um deutlich zu machen, warum Trump auch politisch weder tragbar noch wählbar ist – ganz gleich, welcher politischen Gesinnung man sich zugehörig fühlt.

„Egal welcher Partei man angehört: Demokraten, Republikaner, Unabhängige – keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden. Unsere
Mütter und Großmütter waren oft machtlos, wenn sie ihre Lebensumstände verändern wollten. Heute haben wir Frauen alle Macht, das Ergebnis
dieser Wahl zu bestimmen“

Es sind Worte, die keiner Ergänzung bedürfen. Auch nicht den Namen dessen, um den es hier geht. Denn Michelle Obama erwähnt Trumps Namen nicht ein einziges Mal – und sie wiederholt keine einzige seiner Aussagen, weil ihr dies, wie sie sagt, zuwider sei. Und das braucht sie auch nicht. Denn ungeachtete dessen, dass jeder auch ohne Nennung weiß, von wem die Rede ist, so macht sie damit auch deutlich, dass es um mehr geht, als um einen Mann, um ein Video, um eine Aussage. Es geht um eine Rape-Culture, die über Jahrhunderte gefüttert, am Leben erhalten wurde und uns Frauen seit jeher geprägt hat:

„Viele von uns Frauen tun auch jetzt wieder, was wir Frauen schon immer getan haben. Wir versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren, versuchen einfach weiterzumachen, versuchen so zu tun, als würde uns das nicht wirklich angreifen. Und wir tun das vielleicht, weil wir das Gefühl haben, dass wenn wir zugeben, wie sehr uns das angreift, dass wir schwach erscheinen. Vielleicht haben wir Angst, so verwundbar zu sein und haben uns deshalb einen Usus zugelegt, mit dem wir das einfach schlucken können. (…) Auch, weil es Menschen da draußen gibt, die dieses Thema behandeln als sei es normal, nur eine weitere Headline, als sei es politisches Tagesgeschäft. Aber lasst uns hier klar sein: das ist nicht normal. Und hier geht es auch nicht mehr um Politik. Hier geht es um das Menschliche.“

Danke, Michelle. You nailed it.

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