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Wie ich gelernt habe, Achtsamkeit in meinen Alltag zu integrieren

Seit einiger Zeit stolpert man immer öfter über die Worte Achtsamkeit und Mindfulness. Aber was soll das überhaupt bedeuten?

 

Mindfull-was? 

Seit einiger Zeit stolpert man immer öfter über die Worte Achtsamkeit und Mindfulness. Auch ich beschäftige mich seit einiger Zeit sehr intensiv mit diesem Thema. Aber was ist Achtsamkeit überhaupt?

„Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.” John Kabat-Zinn

Achtsamkeit bedeutet also im Moment zu sein, im Hier und Jetzt – ohne dabei zu bewerten. Das klingt erstmal simpel, ist in unserer hektischen Gesellschaft aber tatsächlich eine ziemliche Herausforderung. Wir leben schließlich in einer Welt von Multi-Tasking und Reizüberflutung, in der wir so viele Dinge gleichzeitig tun und in der die meiste Zeit unser Autopilot eingeschaltet ist, ohne dass wir es überhaupt bemerken.

Was heißt Autopilot bei uns selbst? 

Der Autopilot ist das Gegenteil von Achtsamkeit. Denn sobald wir Dinge automatisch machen, schenken wir dem momentanen Geschehen keine Aufmerksamkeit mehr. Wir stehen unter der Dusche, sind gedanklich aber schon im Büro. Wir frühstücken und checken währenddessen unseren Newsfeed auf dem Handy. Wir sitzen in der Bahn und denken an das Meeting, das wir gleich haben.

All das sind Beispiele für ein nicht achtsames Verhalten. Ich kann mich an Tage erinnern, an denen ich mich im Nachhinein nicht mehr an die Fahrt ins Büro erinnern konnte. Etwas, dass ich jetzt, seit ich mich mit Achtsamkeit beschäftige, ziemlich erschreckend finde. 

Gestern, Heute und Morgen

Man merkt vielleicht an dieser Stelle, dass das mit der Achtsamkeit doch nicht ganz so einfach ist, wie es sich zunächst anhört. Da auch ich zu den Leuten gehöre, die oft viele Dinge gleichzeitig machen und deren Gedanken häufig in die Vergangenheit oder die Zukunft abschweifen, versuche ich seit einiger Zeit bewusst, mehr Achtsamkeit in meinen Alltag und mein Leben zu bringen. Um das, was ich mir bereits selbst beigebracht habe, noch weiter zu vertiefen, habe ich in den letzten zwei Monaten einen MBSR-Kurs besucht, in dem man genau dass lernen und trainieren kann: achtsam sein.

Denn Achtsamkeit ist, wie viele andere Dinge auch, tatsächlich eine Fähigkeit, die man trainieren kann – und die Zeit braucht. MBSR steht für „Mindfulness Based Stress Reduction„ und bezeichnet ein acht-wöchiges Achtsamkeitstraining, das vom Professor und Molekularbiologen John Kabat-Zinn zur Stressbewältigung entwickelt wurde. Durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit und das Praktizieren von Achtsamkeit sollen Stress, Depressionen, Angstattacken, aber auch psychosomatische Leiden wie Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Migräne sowie Schlafstörungen gelindert werden.

So sah mein Achtsamkeits-Kurs aus. Quelle: privat

Mehr Zeit für Achtsamkeit 

Das MBSR Programm besteht im Wesentlichen aus Achtsamkeitsmeditationen, sanften Yogaübungen und dem achtsamen Wahrnehmen des Körpers. Dabei soll die Achtsamkeit natürlich auch zu Hause praktiziert und geübt werden. Etwas, das für fast alle Teilnehmer die größte Herausforderung war. Ich meditiere schon seit einiger Zeit mit der App Headspace, die übrigens sehr empfehlenswert ist, aber zwischen einer zehn-Minuten- und einer 40-Minuten-Meditation liegen tatsächlich Welten …

„Eine halbe Stunde Meditation ist absolut notwendig, außer, wenn man sehr beschäftigt ist, dann braucht man eine ganze Stunde.” Franz von Sales

Was ebenfalls zum achtwöchtigen MBSR-Kurs gehört: ein „Schweige-Tag“. Hier werden alle Übungen einen Tag lang vertiefend geübt – ohne dabei zu reden und sich mit Anderen auszutauschen. Auch die Mittagspause wird an diesem Tag im Schweigen eingenommen. Sinn dieser Übung ist, einmal voll und ganz in die Achtsamkeitspraxis einzutauchen und ganz bei sich zu bleiben.

„Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und fünfzig, um schweigen zu lernen.” Ernest Hemingway

Die Thematik des Schweigens reizt mich tatsächlich schon seit Längerem. Und ich finde es sehr wichtig, dass man auch mal schweigen und mit seinen Gedanken und sich selbst alleine sein kann. Dass man nicht unbedingt Worte braucht, um zu kommunizieren und sich zu verbinden, habe ich ja auch schon bei spirituellen Healing-Workshops erlebt. Für mich war das Schweigen in der Gruppe tatsächlich kein Problem, aber ich weiß, dass das Schweigen und Alleinsein für viele Menschen eher schwierig ist. Es gehört also ebenso zu den Fähigkeiten, die man bewusst trainieren und üben kann.

Dieser Beitrag  ist bereits auf Antonias Blog Gedankenregen erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier veröffentlicht. 

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