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Nur wer sich selbst liebt…

Was macht unser Leben lebenswert? Was macht ein gutes gelungenes Leben aus? Wie lebe ich am besten? Wie wird man glücklich? All dies sind Fragen, die wir uns alltäglich stellen. Fragen die eine Antwort suchen. Fragen, die vielleicht unser Leben lebenswert machen?

 

Antworten versuchen wir durch ein Tätigsein zu finden. Aristoteles behauptet, ein gelungenes Leben liegt einer Haltung zugrunde. Ein glücklicher Mensch ist derjenige, der ein Mittelmaß findet. Er prägt den Begriff der Mesoteslehre. Leide und empfinde Freude, doch in Maßen. (“Von den Extremen ist das eine schlimmer, als das andere.” – Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

Liebe und Hass, doch in Maßen… Nietzsche schreit bei diesem Aufruf! Nietzsche fordert Jahrhunderte später die Vernunft, das leitende Prinzip der Philosophie zu durchbrechen und so viel zu leiden, bis der Körper und der Geist nichts mehr empfinden können. Zu leiden, bis man stirbt. Nietzsche fordert Extreme, denn nur in der reinen Empfindung in der vollkommenen Loslösung von äußeren Zwängen aber auch von inneren Zwängen können wir stärker werden und eine eigene Welt erschaffen. Nur dadurch werden wir für Nietzsche das Leben bejahen und wirklich leibhaftig leben. (“Das tiefe Leiden macht vornehm; es trennt.” – Nietzsche, 1844-1900)

Doch was passiert dabei mit dem Menschen? Was passiert mit der Menschheit? Während der einzelne für Aristoteles nicht existiert, sondern nur Teil einer größeren Gemeinschaft ist, an die er sich zu orientieren hat, will Nietzsche nur den Einzelnen sehen. Er will eine Welt schaffen, die von Individuen geprägt ist. Die Menschheit löst sich dabei auf. Der Mensch vereinzelt. Er distanziert sich von der Welt. Doch sieht nun so ein gelungenes Leben aus?

Die Welt, wie wir sie sehen wollen, definiert sich durch William James erst durch uns selbst. James will eine Welt schaffen, die durch Erfahrungen geprägt ist. Er will, dass wir die Welt und die Erkenntnisse durch unsere Erfahrungen sammeln. Dabei sind Erfahrungen individuell, jeder Mensch lebt sein eigenes Leben. Jeder Mensch entscheidet seinen Weg und dabei schafft jeder Mensch für James sein eigenes Leben, seine eigene subjektiv entstehende Wahrheit und Wirklichkeit. Doch kann diese Wahrheit nur durch soziale Beziehungen für James stehen. James versucht, das was Nietzsche für das Individuum betont, auf eine Gemeinschaft zu kreieren. Er will ein soziales Wesen als Mensch sehen. Er will, dass der Mensch durch seine Erfahrungen, andere Menschen aufmerksam macht. (“Wir müssen heute nach Wahrheiten leben, die uns zur Verfügung stehen, dabei aber immer bereit sein, sie morgen Irrtümer zu nennen.” – William James 1842-1910)

Doch was bedeutet es ein gutes Leben zu führen? Ein wahrhaftiges Leben zu führen? Kann diese Frage beantwortet werden?

Ich denke, dass Philosophie eine Haltung ist, die versuchen sollte, dem Menschen einen Weg zu zeigen. Einen Weg den dieser selbst einschlagen kann, wenn er will. Das Leben liefert eine Suche nach diesen Fragen, es bietet die Möglichkeit einer immer wiederkehrenden Suche, die in Erfahrungen, Erlebnissen verworren ist. Das Leben gibt uns Schmerz und Trauer, damit wir dies erfahren können und mit anderen Menschen zu teilen lernen. Eine Antwort auf das gute und gelungene Leben gibt es nicht. Oder vielleicht doch?

Das was für mich das Leben lebenswert macht, ist die Liebe. Die Liebe zu sich selbst und die Liebe zur Menschheit, die verknüpft ist mit einer nie enden wollenden Hoffnung: Einer Hoffnung an das Leben, für das Leben, einer Lebensbejahung. Nur wer sich selbst liebt, kann andere Menschen lieben. Selbstliebe ist dabei in keinster Weise Egoismus, sie ist die Art von Hoffnung, die uns am Leben lässt. Die uns hält und Kraft gibt, dies mit anderen Menschen zu teilen. 

Anna Wimmer

Geboren und aufgewachsen in Regensburg studiert Anna Wimmer derzeit Philosophie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft an der Universität Regensburg. Ihr philosophisches Interesse liegt an der Verbindung von Musik, Philosophie und Kunst. Anna Wimmer strebt eine Philosophie an, die einen betrachtenden und denkenden Menschen hervorbringt, eine Philosophie die im Alltag ist.

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