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Plädoyer für ein angemessenes Texter Honorar

Ein angemessenes Texter Honorar – was ist das überhaupt? Darüber habe ich mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht. Anstoß für diese Gedankengänge waren mehrere Diskussionen in Texterforen und Facebookgruppen für Werbetexter. Hier wurde vermehrt nach „angemessenen“ Wortpreisen gefragt. Aber das ist ein Widerspruch in sich.

 

Mindestlohn gilt nicht für Texter

Viele Texter arbeiten für eine Vergütung pro Wort. Dabei reichen diese Wortpreise von 0,5 bis 50 Cent pro Wort.

Ein trauriges Beispiel: Ein Werbetexter recherchiert zu einem neuen Thema, stimmt sich mit dem Kunden ab und feilt an seinem 300 Wörter langen Text. Der Arbeitsaufwand beträgt etwa 3 Stunden. Dafür erhält der Texter 1,50 Euro. Eine faire Bezahlung sieht anders aus.

Stellt euch vor, nach dieser Rechnung hätte
Jung von Matt für den Slogan „Geiz ist geil!“ 1,5 Cent verdient!

In Deutschland gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn, zum 1. Januar wird dieser 8,84 Euro angehoben. Das ist richtig und wichtig. Gilt aber nicht für Texter. Als solcher muss man nicht nur seine Miete, den Strom und Steuern bezahlen. Als freier Texter trägt man auch den Arbeitgeberanteil mit, zahlt den vollen Satz Krankenkassenbeiträge und muss für auftragsärmere Zeiten vorsorgen. Bei einem umgerechneten Stundenlohn von 50 Cent ist die Vergütung mit Wortpreisen ist ein klares Minusgeschäft.

Qualität hat seinen Preis

Folgende Frage habe ich neulich in einer Texter-Facebookgruppe lesen müssen:

„Muss man, wenn man sich als Texter anbieten will, irgendeine Qualifikation in dieser Richtung besitzen oder reicht es von sich selbst überzeugt zu sein, gute Texte produzieren zu können?“

Wirklich wahr! Ich war mir nicht sicher, ob ich lachen oder in Tränen ausbrechen sollte. Noch immer bin ich sprach- oder besser: wortlos. Zu einem guten Text gehört eine fundierte Recherche, eine große Portion Gehirnschmalz. Stundenlöhne unter 60 Euro können sich rein rechnerisch nicht auszahlen. Es gibt eine aufschlussreiche Rechnung, die darlegt welche Faktoren und Kosten in einen Stundensatz einfließt. Die meisten Texter haben einen Hochschulabschluss, haben jahrelange Erfahrung und bringen ein tolles Know-How mit. Es wäre so, als würde ich einen Friseursalon aufmachen und meine Qualifikation wären meine eigenen Haare auf dem Kopf.

Wortpreise produzieren Billig-Content

Auftraggeber, die sich für Texte entscheiden, die nach Worten vergütet werden, entscheiden sich gleichzeitig für Billig-Content. Natürlich lassen sich mit ein paar mehr Füllwörtern die Texte strecken, um so den ein oder anderen Centbetrag mehr auf dem Konto zu haben. Um schneller zu arbeiten und mehr Billig-Texte zu produzieren wird an der Recherche gespart. 

Gerade kurze Texte erfordern besonderen Denksport, denn die Leser müssen in wenigen Worten emotional abgeholt, informiert und überzeugt werden. Schlechte Texte müssen redigiert werden, überzeugen keinen Kunden zum Kauf und sind verlorenes Geld. So zahlt sich diese Billig-Rechnung am Ende nicht aus. Zum Glück.


Dieser Artikel erschien bereits auf www.frauschmittschreibt.com/blog

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