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Pockerface ade!

Gleichberechtigung im Job trotz Patriarchat?

 

Es ist immer wieder sehr spannend zu  sehen, wie, sowohl Männer als auch Frauen, zu der Debatte “Gleichberechtigung im Job” stehen. Was mich an dieser Debatte zu einem Ausraster veranlassen könnte, ist die Annahme, dass 1. Frauen selbst schuld sind an der Diskriminierung im Job und im Alltag und 2. dass nur sie selbst, indem sie sich “vermännlichen”, etwas dagegen tun können.

Das Patriarchat hat Folgen

Seit wann sind Menschen, die in irgendeiner Art und Weise diskriminiert werden, selber schuld an der Diskriminierung ihrer Person? Wir sind alle Individuen und haben das Recht, anders und auch mal spezieller zu sein. Warum sollten wir uns alle denen anpassen, die dominanter sind und durch was auch immer erfolgreicher im Leben sind, als wir? Warum können sich die Menschen nicht vorstellen, sich auf die einzustellen, die “anders” sind? Die gute Angst vor dem “Anderen” ist ein patriarchales Problem, tief verwurzelt in ihnen durch ihre schon immer währende Herrschaft in jedem nur erdenklichen Bereich. Die Definitionsmacht hatten sie im übrigen auch schon immer. Sie waren es, die Frauen als Mängelwesen beschrieben haben und ihnen somit jede Art von Qualifikation abschrieben. Oder anders gesagt: sie haben ihnen jeden Weg zu einer beruflichen Karriere versperrt. Was noch dazukommt ist, dass sie diejenigen sind, die einen erfolgreichen Menschen definieren können. Diese Definitionsmacht zieht sich durch alle Bereiche: Film, Werbung und Vorstand jeglicher Art etc. Beispielsweise immer noch über 90% der in der Filmindustrie beschftigten Menschen, die Drehbücher schreiben oder Regie führen, sind (Überraschung) männlich. Was das jetzt zu bedeuten hat? Sie bestimmen die Darstellung von Mann und Frau und stellen dadurch folglich Forderungen an uns (dazu kann ich Laura Mulvey mit “Visuelle Lust und narratives Kino empfehlen). Sie definieren uns, repräsentieren Bilder einer Gesellschaft, die eine bestimmte Ordnung hat. In dieser Welt hat die Bühne mit ihrem männlichen Helden meistens keinen Platz für eine ernst zu nehmende weibliche Rolle. Gesehene Bilder werden abgespeichert und beeinflussen uns unser Leben lang. Also sind Bilder nicht einfach Bilder. Sie formen und stellen Erwartungen dar, die auf die Realität projeziert werden. Nun zu den Schlipsträgern im Vorstand: sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit keine Frau in eine höhere Position befördern. Warum nicht?

Gleichberechtigung sollte in unserer Gesellschaft ein Ziel sein

Dass Frauen im Beruf etc. schlechter darstehen als Männer, liegt nicht an den Frauen. Das liegt an einer patriarchal geprägten Gesellschaft, die sich nicht von festgeschriebenen Bildern befreien will. Die Forderung kann nicht sein, dass Frauen sich in all ihren Verhaltensweisen verändern müssen, damit sie irgendjemand als autonome Lebewesen wahrnimmt und ihnen Qualität zuschreibt. Die Forderung muss sein, nach einer Gesellschaft, die keine Spezifizierung nach Hautfarbe, Geschlecht oder Religion vornimmt. Aus dieser Spezifizierung entstehen Stigmata, von denen wir uns nur schwer befreien können. Es kann nicht sein, dass sich die Leute vollständig dem Geschäft des patriarchalen Kapitalismus hingeben müssen, beziehungsweise sollen, um an das Patriarchat “Erfolg” ranzukommen. Die Forderung muss sein, einer humanitären Gesellschaft näher zu kommen und dies nicht als eine Utopie darzustellen. In erster Linie können wir Frauen was dafür tun, indem wir uns gegenseitig unterstützen. Was die Erzhiehung versäumt hat, kann man im hohen Alter der Menschen nicht mehr großartig verändern. Aber wir können die Menschen immer wieder auf emotionaler Ebene mit diesen Problematiken konfrontieren.

Die Welt machen wir nicht zu einem besseren Ort, nur weil wir uns dem anscheinenden Schlüssel des Erfolgs anpassen.

Ich bin ein großer Fan von Simone de Beauvoir. Als ich ihr Buch “Das andere Geschlecht” gelesen habe, wurde mir einiges bewusst: ja, warum dürfen Jungs einfach ihren Penis rausholen und in der Öffentlichkeit pinkeln, während Mädchen in ihren Rüschenkleidern in die hinterste Ecke im Wald ein stilles Plätzchen suchen müssen, um, immer noch von großer Scham überladen, Blümchen aus ihrem Arsch zu ziehen? Ist das nicht ein Paradebeispiel für die genannten Unterschiede? Es ist leicht das selbstverständliche als Standard für unsere Gesellschaft zu sehen. Es wäre schön, wenn wir uns alle gegen Stigmatisierung im Alltag und im Beruf, egal um welche es sich dabei handelt, auflehnen und uns gemeinsam füreinander einsetzen. Let us all unite!

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