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Positives Denken löst keine Probleme und Dankbarkeit erst recht nicht!

Positives Denken und Dankbarkeit lösen keine Probleme und machen nichts besser.

 

Wie kann man sich über seinen Chef beschweren, wenn es doch für so viele sehr schwer ist einen
vernünftigen Job zu finden? Hast du das Recht dich über Streiterein mit dem Partner zu beklagen, wenn so viele jahrelang Single sind und keinen finden?

Ist es nicht effektiver in Krisenmomenten Dankbarkeit zu üben und es den Anderen zu prädigen? NEIN! Und hier ist die Antwort:

Während der Studienzeit hatte ich eine Freundin, die jedes meiner Probleme herunter gespielt hat. Als ich Stress mit einem Dozenten hatte, meinte sie: “ Du hast zumindest einen Studienplatz!” Als ich mich bei ihr wegen Beziehungsproblemen aufgeregt habe, hörte ich: „Schließlich hast du eine Beziehung!“ Und es ist egal wie ernst meine Lage war, meine damalige Freundin fand immer einen Weg eine imaginäre Pistole an meine Schläfe zu setzen, damit ich „gefälligst dankbar bin, dass ich noch 2 Beine habe“.

 Scheinbar eine effektive und bekannte Methode der Behandlung von Krisen. Die Forschungen im Bereich der positiven Psychologie beweisen, dass die Dankbarkeit zu empfinden sehr nützlich sei für unsere mentale Gesundheit. Also JA, etwas Gutes an einer schlechten Lage zu sehen ist im Großen und Ganzen schon von Vorteil. 

Dennoch Dankbarkeit mit positiven Gedanken hat ein paar Nebenwirkungen.

Erstens, es hilft niemanden sich besser zu fühlen, der in einer Krise steckt und nach einer Unterstützung sucht. Sogar wenn du es geschafft hast dein Gegenüber zu überzeugen dankbar zu sein, führt es bei ihm eher zu Schuldgefühlen als zu einer Erleichterung. Stell dir einfach vor: du beklagst dich bei Menschen deines Vertrauens wegen ständiger Lärmbelästigung von deinen Nachbarn. Daraufhin hörst du, dass du „alleine schon für ein Dach über den Kopf dankbar sein sollst…“ Was empfindest du dabei? Fühlst du dich dann dankbar oder eher schuldig gegenüber allen Obdachlosen, die weniger Glück haben, als du?
Oder du beschwerst dich bei jemanden, dass das Essen im Café ungenießbar war und musst dich gleich schämen, weil „so viele Menschen auf dieser Welt hungern“. Oder du suchst Trost bei der Freundin weil, zum Beispiel, dein Liebesespartner dich missachtet. Nach dem Satz „sei dankbar, es gibt so viele einsame Menschen, die gar keinen haben“ fühlst du bestimmt keine Stimmungsaufhellung!

Zu wissen, dass jemand es noch schlimmer hat, mindert nicht unsere Bestürzung. Sich an die Anderen zu erinnern ist schon richtig, aber sich das Gefühl der Betroffenheit zu verbieten ist ein FEHLER.

Zweitens, solch Herangehensweise führt jedes Gespräch in die Sackgasse. Statt zu erlauben deinem Gegenüber seine Seele auszuschütten, entziehst du ihm die emotionale Unterstützung, die er gerade braucht. Du signalisierst ihm ganz klar – seine Probleme sind für dich uninteressant. Es ist wie ein Pflaster auf eine tiefe Wunde drauf zu klatschen, ohne sie davor zu desinfizieren.

Also beim nächsten Mal, bevor du deinem Gesprächspartner mit „Sei Dankbar“-Getour kommst:

1. Hör einfach zu. Manchmal braucht man weder Ratschläge noch Retroperspektive auf seine Situation. Hör zu und versuche die Situation mit seinen Augen zu sehen. Sogar wenn du von dem Gejammer genervt bist, denke daran, wenn dieser Mensch ausgerechnet zu dir mit seinem Problem kam, ist sein Vertrauen zu dir groß genug, sein Herz zu öffnen. 

2. Räum einem Anderen das RECHT AUF GEFÜHLE ein. 

Dein Gegenüber hat es im Moment nicht leicht, also zeig ihm, dass du ihn verstehst. Es reicht schon zu sagen: „Ja, scheinbar ist dein Chef wirklich ein ungerechtes Arschloch!“ oder „Es tut mir leid, dass
dein Freund so mit dir umgeht.“ Meistens ist das Gefühl verstanden zu werden die beste Medizin. 

3. Sei da. Deine Aufgabe besteht nicht darin die Probleme von Anderen zu lösen, sondern da zu sein, wenn dein Freund sich aussprechen möchte. Und eines Tages wird dieser Mensch, auch dir die emotionale Unterstützung spenden, die du irgendwann vielleicht benötigst. 

Werdet Besser

INVOLVERINA

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