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Recruiting züchtet lauter teamunfähige, selbstüberschätzte Diven heran

Recruiting, Employer Branding und der ganze andere modische Firlefanz … Unternehmen hofieren potenzielle Mitarbeiter dermaßen, dass ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als die Nase weit oben zu tragen. Kein Wunder, dass in Teams mehr selbstherrliche Player als Teamplayer spielen.

 

„Bitte was, ich soll zum Kopierer?!“ Das sagen sie aus, die hochgezogenen Augenbrauen des frisch gebackenen Absolventen, wenn er im ersten Job mit derart niederen Arbeiten belästigt wird. Bei einer solchen Hochnäsigkeit stellen sich mir jedes Mal die Nackenhaare auf. Aber seien wir mal ehrlich, letztlich können Berufseinsteiger gar nichts dafür.

Fachkräftemangel und beste formale Ausbildung spielen den „Neuen“ in die Hände. Jeder reißt sich um sie. Sie werden von den Recruitern dieser Welt dermaßen hofiert, dass der Kandidat schon ein besonders hart gesottener Zeitgenosse sein muss, um da nicht überzuschnappen.

Diven vom System gezüchtet

Damit sind Tür und Tor offen für einen ganz gemeinen Virus – den Virus der Selbstüberschätzung. Die Betroffenen leiden unter der falschen Wahrnehmung, sie wären zu Höherem berufen. Respekt und Lernwille gehen nach und nach verloren. Am Ende bleiben lauter Diven. Ein ernstes Problem – nicht nur für die Kollegen, sondern fürs ganze Unternehmen. Und nicht zuletzt für die Betroffenen selbst.

Denn was passiert? Der junge Absolvent mit stolz geschwellter Brust nimmt flink die erste Karrierestufe und wird Führungskraft. Er führt aufgrund seines akademischen Abschlusses Kollegen, die im Unternehmen schon jahrelang erfolgreich ihre Arbeit machen. Und wenn er dann immer noch einen Meter über dem Boden schwebt, dann werden seine Kollegen mit Sicherheit nicht mitmachen. Dann werden sie ihn ausspielen – und ihr Ding durchziehen. Spätestens jetzt hat die Firma ein ernstes Problem. Sie hat an wichtigen Stellen letztlich vom Virus der Selbstüberschätzung infizierte Marionetten sitzen.

Echte Teamarbeit, alle ziehen an einem Strang? Wohl nicht. Und der Absolvent? Er wird auf lange Sicht keinen Stich machen können. Vielleicht wechselt er nochmal die Abteilung. Oder gar die Firma. Aber das Problem bleibt. Um den Virus wirklich loszuwerden, muss er richtig ran. Ran an seine Einstellung.

Ohne Murren. Basta!

Wissen Sie, was ich machen würde? Ich würde ein ordentliches Teamtraining veranstalten. Nein, ich meine nicht den üblichen Klettergarten oder die Raftingtour. Ich meine wirkliche Erdung. Zurück zur Natur. Ohne jeden Luxus. Ohne warmes Wasser. Schlafen auf dem Boden.

Klingt fies? Ja, so mag es erstmal rüberkommen. Aber es hilft. Es hilft, wieder Demut vor dem Leben zu spüren. Demut vor dem, was andere leisten. Es hilft zu erfahren, was wir wirklich schätzen am Leben und dass gemeinsam vieles leichter geht. Und wer weiß, vielleicht kehren echte Teamplayer ins Leben und ins Unternehmen zurück. Menschen, die sich einer Sache wirklich annehmen können. Ohne Eitelkeit. Einfach weil sie dran ist. Einfach weil sie nützt.

So wie der buddhistische Mönch. Er fegt mit großer Gelassenheit stundenlang den Hof. Und wenn neue Blätter fallen, dann macht er eben weiter. Ohne Murren. Er weiß schlicht und einfach, dass die Sache jetzt getan werden muss. Basta. Eine durch und durch gesunde Einstellung!

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