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Sätze im Business, die man (frau) nicht mehr hören kann.

Wir sind es mittlerweile gewohnt, Dinge nicht mehr direkt zu benennen, offen auszusprechen, sondern Aussagen, Ansagen, Befehle in nett klingende Sätze zu verpacken. Insgesamt sind es – genau betrachtet – Machtsätze. Und kommen oft (aber nicht immer) aus männlichen Mündern. Ein Plädoyer für ehrliche Worte.

 

Ich möchte Sie bitten,…

Wenn man um etwas bittet, dann ist in der Regel ja noch eine Wahlfreiheit vorhanden, ob man die Bitte erfüllt oder nicht. Bei diesem Satz aber heißt es ganz klar: „Machen Sie das“. Warum drehen und wenden wir die Dinge und sagen nicht ganz klar: „Ich möchte, dass Sie dieses Angebot für unseren Kunden bis heute Abend um 18 Uhr fertig gestellt haben?“

Ihre Aussage hat mich irritiert…

Irritiert? Läuft man, nachdem eine Aussage getätigt wurde, kopflos suchend durch die Gegend, weil man so IRRITIERT ist? Wenn dieser Satz fällt, heißt es doch immer: „Ich bin verärgert über das, was Sie gesagt haben.“ Wenn ich sage: „Ich bin irritiert“ will ich doch den anderen unsicher machen und dafür sorgen, dass er meine Irritation wieder gerade biegt. Mit anderen Worten: nicht ich, sondern der Andere ist für das Schwanken meines Weltbildes verantwortlich. Das löst aber niemals einen Konflikt. Wenn ich sage „Ich bin verärgert“ muss ich auch dafür gerade stehen und bin im Konflikt mit drin. Und muss nach Wegen suchen, eine Lösung zu finden. Ein deutlich besserer Weg.

Ich grüße Sie…

Ja, sind wir denn in Rom? Es fehlt nur noch die Hand, die mit gestrecktem Arm zum Gruße ausgedehnt und ein „Hail Cäsar!“ inbrünstig gerufen wird. Ich bin nicht Cäsar, und Sie sind kein Legionär. Das gute alte „Guten Tag, schön Sie zu sehen“ ist doch auch nicht übel.

Was würden Sie denn vorschlagen?

Zugegeben, ein Satz, der den Gegenüber zum Nachdenken anregen soll. Zum Entwickeln eigener Vorschläge und Ideen animiert. Das ist gut. Wenn dieser Satz aber routinemäßig benutzt wird, wenn es eine „Quasi-Mitarbeiterbeteiligung“ ist und nur geäußert wird, um letztendlich doch die Umsetzung der Idee des Vorgesetzten durchzulassen, dann ist dieser Satz falsch am Platz. Dann hieße es besser: „Ich schlage vor, dass…“

Könnten wir uns darauf einigen, dass..?

Hier geht es doch gar nicht darum, dass das WIR eine gemeinsame Einigung erzielt. Hier geht es darum, dass die eigene Meinung umgesetzt wird. Befehle in Fragen zu verpacken – warum? Mitarbeiter sind ja nicht doof. Das ganze kooperative Getue sollte man lassen, wenn Kooperation nicht wirklich gewünscht wird.

Mögen Sie einmal…?

Und wenn ich nicht mag? Spielt doch auch keine Rolle. Ich soll es tun -> siehe auch: Ich möchte Sie bitten“.

Am Ende des Tages ist das so.

Schön, wenn man stundenlang gemeinsam gearbeitet, überlegt und kreative Ideen geäußert hat. Nicht schön, wenn dann jemand den Entwurf, den er sowieso schon vor ein paar Jahren im Tisch liegen hatte, hervorholt, sein Ergebnis präsentiert und mit den o.g. Worten abschließt. Das lässt keinen Raum für Freiheit. Ich gehe am Ende des Tages schlafen.

Angaben zur Autorin

Silke Wöhrmann, Dipl.-Kfm., Coach, Trainer und Beratung von Organisationen in Personalentwicklungs- und Organisationsentwicklungsprozessen, Schwerpunkt Führungskräfteentwicklung, Businesscoaching,  Lehrbeauftragte für Personalpsychologie, Social Skills, Führung an verschiedenen Hochschulen. Geschäftsinhaberin APT Human Management, geschäftsführende Gesellschafterin APT Marketing für Bildung, u.a. der Nächte der Bildung und v i n a b i .
Anschrift: Sonnenhöhe 19, 22395 Hamburg Tel. 0049(0)4053889343, Email info@apt-woehrmann.de, www.apt-human-management.de

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