Das schönste Ereignis im Leben einer Frau? Nicht ganz. Denn wenn sie wieder arbeiten wollen, ist die Babypause oft Grund für eine Kündigung – wenn auch nicht offiziell. Bis zu 54.000 Frauen im Jahr sind allein in Großbritannien davon betroffen.
„Familienfreundlichstes Land der EU“? Nicht ganz
Schon vor mehr als sieben Jahren erklärte der britische Premierminister David Cameron großspurig, Großbritannien zum familienfreundlichsten Land der EU machen zu wollen. Das scheint nicht ganz funktioniert zu haben: Frauen in Großbritannien,
die nach einer Babypause in den Job zurückkehren, müssen mit
größerer Wahrscheinlichkeit damit rechnen, diskriminiert oder
benachteiligt zu werden als noch vor zehn Jahren.
Das
britische „Department for Business, Innovation ans Skills“ (BIS)
und die „Equality and Human Rights Commission“ (EHRC)
untersuchten in einer Studie,
wie stark Frauen während und nach einer Schwangerschaft am
Arbeitsplatz mit Diskriminierung und Benachteiligung zu kämpfen
haben. Dafür wurden mehr 3000 Arbeitgeber und mehr als 3200 Mütter
befragt.
84
Prozent der befragten Arbeitgeber waren davon überzeugt, dass es gut
für ihr Unternehmen sei, schwangere Mitarbeiterinnen und
solche in der Babypause zu unterstützen. Vier von fünf
hielten schwangere Frauen und junge Mütter für genauso engagiert
wie ihre Kollegen.
In
einem unschönen Gegensatz dazu stehen einige andere Ergebnisse der
Studie:
Zehn
Prozent der befragten Mütter gaben an, von ihrem Arbeitgeber davon
abgehalten worden zu sein, einen Termin zur Schwangerschaftsvorsorge
wahrzunehmen.
Jede
neunte Frau gab an, nach ihrer Rückkehr aus der Babypause entlassen,
freigestellt oder so schlecht behandelt worden zu sein, dass sie den
Job gekündigt habe. Hochgerechnet könnte das bedeuten, dass so bis
zu 54.000 Frauen in Großbritannien jedes Jahr ihren Job verlieren –
mehr als doppelt so viele wie noch 2005, als ähnliche Studien
durchgeführt worden waren.
10
Prozent der Frauen gaben an, nach ihrer Rückkehr aus der Babypause
von ihren Vorgesetzten schlechter behandelt worden zu sein. Jede fünfte sagte, sie sei wegen ihrer Schwangerschaft oder aufgrund ihres Wunsches nach
flexiblen Arbeitszeiten schikaniert oder mit negativen Bemerkungen
von Vorgesetzten oder Kollegen konfrontiert worden,
hochgerechnet wären das mehr als 100.000 Mütter.
Die
Hälfte der Mütter, die die Möglichkeit von flexiblen Arbeitszeiten
nach ihrer Rückkehr in den Job nutzten, glaubten, dass sie sich
dadurch Karrieremöglichkeiten verbaut hätten und ihre Meinung
weniger wertgeschätzt werde.
Die stellvertretende Chefin der EHRC, Caroline Waters, sagte, die Studie werfe ein beängstigendes Licht darauf, wie stark Frauen nach wie vor mit Diskriminierung und Nachteilen am Arbeitsplatz zu kämpfen hätten – besonders Mütter.
Verlust von Talenten
In
Deutschland würde eine solche Studie mutmaßlich zu ähnlichen
Ergebnissen kommen. Auch wenn das natürlich nur anekdotischen Charakter hat – die vielen Geschichten aus dem eigenen
Freundeskreis sprechen schon mal eine recht deutliche
Sprache. Und das, obwohl doch langsam auch bis zu den konservativsten
Arbeitgebern durchgedrungen sein sollte, dass wertvolle Talente und
bestens ausgebildete Arbeitskräfte verloren gehen, wenn Frauen
während der Phase der Schwangerschaft und des Wiedereinstiegs in den
Job nicht unterstüzt werden.
Wie
war das bei euch? Habt ihr euch während Schwangerschaft, Babypause
und Wiedereinstieg in den Job gut unterstützt gefühlt?
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