Teamarbeit? Während sie für manche Spaß und Abwechslung bringt, leiden andere unter dieser Arbeitsform. Unsere Community-Autorin Theresa Gramm hat schon in der Schule nicht gerne in der Gruppe gearbeitet – und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Schon in der Schule ist Teamarbeit nicht immer schön
Es beginnt schon in der Schule: Man ist vielleicht nicht ganz so beliebt oder gar Außenseiter und plötzlich steht im Unterricht Gruppenarbeit an. Der Horror für die, die nicht gut reden oder mit Menschen umgehen können.
Später werden aus diesen Gruppenarbeiten dann Projektarbeiten und Präsentationen in der Gruppe. Meistens wurde man dann auch noch den Leuten aus der Klasse zugeteilt, die einen am wenigsten leiden konnten. Mit „Team“ hat das nicht viel zu tun, aber wen kümmert das schon…
Ich war eine von denen, die immer nur leicht abseits gesessen, den anderen zugehört hat und nicht wusste, was sie sagen oder beitragen soll. Gleichzeitig spürte ich einen gewissen Druck, weil ich aus Erfahrung wusste, wenn ich nichts sage, werde ich entweder ignoriert (was ich noch fast noch als angenehmen empfunden habe, wenn mir absolut nichts einfiel) oder es kommt der Kommentar, dass ich doch „auch mal was sagen soll“.
Ich will ja mit euch arbeiten – aber ich kann nicht!
Und das will man ja eigentlich auch, etwas sagen, schließlich will man ja nicht als faul oder gar unfähig dastehen. Aber der Kopf ist in diesem Moment leer. Und wenn man dann etwas sagen will, stottert man nur vor sich hin, vergisst, was man sagen wollte – oder der Vorschlag wird sowieso nicht angenommen bzw. gerät in Vergessenheit, weil er viel zu unsicher nach außen getragen wurde. Leute wie ich drücken sich lieber schriftlich aus, denken alleine und arbeiten auch alleine. Wir sind nicht dumm, wir lassen uns nur lieber Zeit zum Nachdenken, von Brainstorming halten wir nicht viel. „Wir“ sind oft enweder introvertiert, schüchtern oder gar Sozialphobiker.
Wenn wenigstens jeder im Team eine feste, ihm zugeteilte Aufgabe hat, ist die Situation zumindest etwas entschärft. Unangenehm ist es uns trotzdem, denn irgendwann ist das Absprechen untereinander an der Reihe, sei es nun vorher oder nachher. Später wollte ich dann sogar in der Gruppe etwas beitragen, wenn mir etwas einfiel, traute mich aber, durch unangenehme Erfahrungen aus der Vergangenheit von selbst nicht zu sprechen.
Früher fiel mir die Gruppenarbeit schwer, heute das Teamwork
Und das, was früher Gruppenarbeit war, ist heute Teamwork oder Kontakt mit Kunden – und fast bei jeder Arbeitsstelle gang und gäbe. Wer will denn auch schon einen Beruf haben, bei dem er den ganzen Tag nur an einer Stelle sitzt, immer dasselbe macht, vielleicht mit Werkzeugen oder Papier statt Menschen arbeitet, und ein paar feste Kollegen hat?
Aber es gibt Menschen, denen das vollkommen recht wäre oder die vielleicht etwas anderes gar nicht schaffen würden. Denn die Menschen und das Umfeld haben sich geändert, die Charakterzüge und die Angst sind aber immer noch da und wurden von eben diesen „Horrorsituationen“ geprägt, so dass man jetzt erst recht negativ darüber denkt.
Wir sind vermeintliche Ausnahmefälle, die gerne vergessen werden
Schlechte Karten hat man dann nur, wenn man in den sozialen Bereich nicht gehen will oder z.B. durch eine Soziale Phobie nicht kann, aber z.B. im kaufmännischen Bereich im Büro auch nicht arbeiten kann, weil man vielleicht zudem starke Matheprobleme oder eine Dyskalkulie hat. Dann bleibt nicht mehr viel übrig. Über solche „Ausnahmefälle“ wird nur nicht oft nachgedacht, obwohl sie so selten auch nicht vorkommen.
Ist man unsozial, wenn man früher als Kind schon lieber für sich war und nicht viele Freunde hatte? Sind nicht genau diese Menschen später oft die intelligentesten, die es am weitesten bringen? Weil sie eben am liebsten für sich alleine sind und nicht 24/7 Menschen um sich herum brauchen.
Natürlich entstehen auch im Team gute Ideen, das kann man nicht abstreiten. Aber dann müssen die richtigen Leute gemeinsam arbeiten – und jeder sollte nach seiner Meinung gefragt werden, denn nicht jeder schafft das ohne weiteres.
Dieser Text ist zuerst auf Jedentageinenschritt veröffentlicht worden. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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