Foto: born1945 I Flickr

Twitter-Shitstorm: IBM-Manager gegen Kolleginnen?

Die kandische Journalistin Lyndsay Kirkham löste diese Woche einen Shitstorm gegen IBM auf Twitter aus. Sie twitterte von einem zweifelhaften Gespräch.

 

Schwangere Frauen

Die Journalistin Lyndsay Kirkham aus Toronto traute ihre Ohren kaum, als sie zufällig ein Gespräch zwischen zwei IBM-Führungskräften beim Mittagsessen mitbekam.

Der Inhalt war, möchte man den Tweets der Journalistin glauben, frauenfeindlich. Ohne zu wissen, dass die Frau am Nebentisch das Gesagte live mittwittert, diskutierten die IBM-Manager sehr offen, warum sie Frauen nicht einstellen. Fazit: „young women are time-wasting baby-making machines whose uteri get them jammed in the wheels of capitalism.“ Später stieß auch eine „ältere Frau“ zu dem Gespräch hinzu. Sie stützte laut Kirkhams Tweets die Positionen der Kollegen.

Frauen schneller gestresst?

In einem Gespräch mit dem Blog Daily Dot sagte Kirkham, die Führungskräfte hätten sich auch darüber ausgetauscht, dass Frauen mehr Zeit bräuchten als Männer, um sich vom Arbeitsstress zu erholen. Zudem, ist den Twitter-Zeilen der Journalistin zu glauben, fielen in dem Gespräch konkrete Namen von IBM-Mitarbeiterinnen, die schwanger geworden seien.  Die Manager hätten darüber gesprochen, wie nervig es sei, das Frauen in den kommenden Jahren noch häufiger aufgrund von Kindern ausfallen würden.

Kirkham war zunächst so verblüfft, dass sie dachte, die Gruppe wäre betrunken, erzählt sie in dem Gespräch mit Daily Dot weiter. Ob es sich im Falle dieser IBM-Manager nur um eine Ausnahme handelt? Es ist stark zu hoffen. IBM selbst hatte sich gegenüber der US-Presse nicht zu dem Zwischenfall geäußert. Der Konzern hatte in den letzten Jahre mehrere Auszeichnungen als familienfreundlicher Arbeitgeber erhalten. Auch von einigen IBM-Kolleginnen kamen heftige Gegenreaktionen, die aufzeigen, dass es sich um dumme Einzelpositionen handeln könnte.

Tech-Firmen in den USA frauenfeindlich?

Die Berichte der Feindseligkeit gegenüber Frauen sind in den USA derzeit weit verbreitet. Vor Kurzem erst sorgte die vermeintliche Tinder-Mitgründerin Whitney Wolfe für Aufsehen, als sie Tinder verklagte. Auch namhafte Venture-Capital-Firmen, darunter Kleiner Perkins Caulfield & Byers sowie große Tech-Unternehmen wie Github, standen in der Kritik.

Valleywag, ein Tech-Blog aus den USA veröffentlichte vor einigen Wochen eine E-Mail vom Snapchat-CEO Evan Spiegel, die erniedrigende Bemerkungen über Frauen enthielt. Laut einer aktuellen Studie des New Yorker Think Tanks Center for Work-Life Policy, gaben 52 Prozent der Frauen in den USA in technik- und naturwissenschaftlichen Arbeitsfelder an, sie hätten ihr Unternehmen aufgrund einer Macho-Kultur verlassen.

Elternzeit noch immer Frauensache

Eines zeigt sich: Gerade die Ausgestaltung der Elternzeit sollte schon lange keine Entscheidung mehr allein von Müttern sein. Männer und Frauen sollten gemeinsam überlegen, wie sie die Elternzeit aufteilen möchten. Nur, wenn wir privat diese und weitere Themen rund um Gleichberechtigung diskutieren und Entscheidungen treffen, wird ein Umdenken auch in Unternehmen ankommen. Das Stichwort ist Kulturwandel. Zumindest in Deutschland ist eine Entwicklung in diese Richtung abzusehen. Jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass 29,3 Prozent der Väter in Deutschland von Kindern, die im zweiten Quartal 2012 geboren wurden, Elterngeld bezogen haben. Für Kinder, die im zweiten Quartal 2009 geboren wurden, lag die Väterbeteiligung noch bei nur 23,4 Prozent. Also fast sechs Prozentpunkte niedriger.

Die Bezugsdauer des Elterngeldes ist allerdings rückläufig. 78,3 Prozent der Väter entschieden sich dafür, lediglich die Mindesbezugsdauer von zwei Monaten in Anspruch zu nehmen.

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