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Über Frauen in Startups und Chefetagen

Etwa ein Drittel aller Selbständigen sind Frauen. ABER: Nur knapp 13% der Hightech-Startups haben überhaupt Frauen in ihren Gründungsmannschaften. Lediglich eines von 20 Tech-Startups wird allein von Frauen gegründet. Warum das so ist? Mit Güncem Campagna, der Gründerin von StartBoosters, führte ich hierzu ein sehr offenes und ehrliches Gespräch.

 

StartBoosters ist selbst in der Gründung

und bietet neben einem Mentorenprogramm für Startups und Innovationsprogrammen für den Mittelstand eine Plattform an, auf der sich beide austauschen können. Ich denke, beide Seiten können viel voneinander lernen. Wir moderieren Netzwerkevents und fördern das Startup-Denken in Unternehmen.

StartBoosters fing als SheGuides an

und wollte insbesondere Frauen bei der Gründung ihres Startups unterstützen. Schon bald aber merkten wir, dass es zu wenig Frauen mit diesem Wunsch gab. Auch stellte sich heraus, dass, sobald das Thema „Frauenförderung“ angesprochen wurde, alle anderen Themen in den Hintergrund rückten. Unsere Fachkompetenz in Technik, Business Development etc. wurde ausgeblendet und viele sahen uns ausschließlich als „Frauenförderer“.

Das „Gründerinnen-Manifest“

Tatsächlich gibt es Gründe, die Frauen von der Startup-Gründung abhalten. Welche das sind, und wie man damit umgehen kann, finde ich sehr gut in dem Gründerinnen-Manifest zusammengefasst. Es basiert auf dem Manifest für Entrepreneurship und Innovation zur Wachstumsförderung in der EU vom September 2013. Am Ursprungsmanifest haben damals nur wenig Frauen mitgearbeitet und daher wurde es von 30 Unternehmerinnen um einige sehr praktische Punkte für Gründerinnen in der digitalen Wirtschaft ergänzt.

Mir ging es immer um die Inhalte

Ich habe unter anderem in großen Werbeagenturen für Automobilmarken wie Opel, Lexus und Jaguar gearbeitet. Als Handelsmarketingberaterin habe ich Autohändler vor Ort betreut. Insgesamt habe ich die Automobilbranche als männlich dominiert kennengelernt, aber ich habe mich von meinem Umfeld nicht beeinträchtigt gefühlt. Klar gab es immer wieder mal Sprüche, aber die habe ich nicht zu ernst oder persönlich genommen und selber mit einem Spruch gekontert. Viel wichtiger war mir, als kompetente Kollegin wahrgenommen zu werden. Mit dem Thema „Frauen und Karriere“ habe ich mich schon immer auseinandergesetzt. Die Herausforderung, mehr Frauen in Chefetagen oder technische Berufe zu bringen, müssen Staat, Wirtschaft, Gesellschaft, Männer und Frauen gemeinsam lösen. Am Ende werden alle von der Gleichberechtigung und der Vielfalt profitieren. Aber an eine einfache Universallösung glaube ich nicht.

Ich bin eine leidenschaftliche Match-Makerin

Als kreativer Mensch mit hoher Eigenmotivation habe ich mich in den fest vorgegebenen Konzernstrukturen nicht wohl gefühlt. Ich bin ein Gestalter, wann immer ich von einer Geschäftsidee höre, habe ich schon das Geschäftsmodell und den Marketingplan vor Augen. Besonders fasziniert mich die disruptive Kraft von digitalen Produkten. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das beruflich machen möchte: Startups beraten. Also habe ich das Angestelltendasein aufgegeben.

Ich setze bei meiner Beratung durch die StartBoosters auf ein großes Netzwerk. Ein Startup braucht Support in vielen Bereichen. Ich verbinde die richtigen Leute, damit es vorangeht. Wir sitzen in Düsseldorf und unser Oberbürgermeister Thomas Geisel hat gute Impulse für Startups gesetzt. Düsseldorf ist vor kurzem auch zu einem der regionalen Zentren für die digitale Wirtschaft in NRW gewählt worden. Wir sind jetzt Teil der so genannten „DWNRW-Hubs“, die das Land insgesamt mit bis zu 12,5 Millionen Euro fördert. DWNRW steht für Digitale Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Ich freue mich sehr, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag für die Startup-Szene in Düsseldorf leisten kann.

Warum Frauen so wenig gründen?

Ich habe mich viel mit dem Thema Gründerinnen in der digitalen Wirtschaft beschäftigt und muss folgendes feststellen:

  • Frauen sind im Vergleich zu Männern risikoaverser und oft fehlt ihnen das Selbstbewusstsein, um zu sagen: „Ich mach das jetzt!“ Sie brauchen länger bis zur Gründung, ihre Unternehmen wachsen langsamer und sind kleiner.
  • Während Männer die Gewinnerzielungsabsicht bei der Gründung klar vor Augen haben, gründen Frauen oft, um ihr Hobby zum Beruf zu machen oder weil sie eine soziale Idee verfolgen. Sie stellen den finanziellen Erfolg weiter hinten an.
  • Frauen meinen, sie müssten sich in allen Unternehmensbereichen sehr gut auskennen und lassen sich von fehlenden technischen Kenntnissen abhalten.

Die niedrige Frauenquote in Chefetagen oder bei Startups ist kein rein weibliches Problem

In kleinen Teams, wie z. B. bei jungen Startups, zählt jeder Mitarbeiter. Dass eine Frau aufgrund von Kinderbetreuungszeiten ausfällt, stellt ein Risiko dar. Das sehen nicht nur die Teams, sondern auch die Investoren so. Solange die Betreuungssituation in Deutschland sich nicht massiv ändert, werden Frauen mehrheitlich die Vereinbarkeitsproblematik in ihre Gründungsabsichten miteinfließen lassen müssen. Besonders dann, wenn der Mann in der Beziehung der Besserverdienende ist. Teilzeitarbeit kann eine Alternative sein. Doch sollte diese Möglichkeit immer unter Berücksichtigung der späteren Rente in Betracht gezogen werden. Altersarmut kann sonst die Folge sein.

Nicht die Hände in den Schoß legen

Ich würde mir wünschen, dass Frauen in meiner Umgebung durch mein Tun motiviert und inspiriert werden. Ich will zeigen, dass Gründen als Frau funktioniert.

Die Förderung von Frauen habe ich immer im Blick. Wenn ich einen Anstoß geben kann und dadurch eine tolle Idee realisiert wird, dann würde mich das sehr glücklich machen.

Eine paar wichtige Zahlen:

Wie anfangs schon erwähnt, sind etwa ein Drittel aller Selbständigen Frauen. ABER: Nur knapp 13% der Hightech-Startups haben überhaupt Frauen in ihren Gründungsmannschaften. Lediglich eines von 20 Tech-Startups wird allein von Frauen gegründet.

Liebe Güncem, vielen Dank für das Gespräch. 

Hier geht es zu den StartBoosters: http://www.startboosters.de

Vielen Dank für euer Interesse an diesem Gespräch. Dieser Artikel wurde ursprünglich hier veröffentlich. Ich würde mich freuen, wenn ihr euch mit mir über Twitter verbindet: @jkreienbrink

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