Foto: Franziska Müller

Unterstützung statt Ärger – 3 Wege für den Umgang mit schwierigen Kolleginnen

Unterstützung von erfahreneren Kolleginnen zu bekommen ist gerade für junge Frauen schwer. Erfahre hier wie du sie dir trotzdem sichern kannst…

 

Man sagt ja Frauen nach, sie würden sich nicht gegenseitig unterstützen. Ich wollte das nie glauben, doch seit ich selbst versuche, meine berufliche Karriere voranzutreiben, ist mir das Phänomen selbst immer wieder begegnet: Frauen – oft in höheren Positionen – stellen sich quer und sind teilweise für mehr Diskriminierung zuständig, als ihre männlichen Kollegen.

Gerade erfahrenere Kolleginnen benehmen sich manchmal wie reviermarkierende Hyänen!

Da wird man als knapp 30-Jährige mit Master-Abschluss und mehreren Jahren Berufserfahrung schon mal einfach geduzt, während man die ältere Kollegin zu siezen hat. Oder man muss sich von der älteren Vorgesetzten sagen lassen, was man (nicht) anzuziehen hat, während sie selbst aussieht, als ob sie die halbe Belegschaft verführen mag.

Das kann sehr ungerecht sein, doch es gibt einige Möglichkeiten, wie Frau es doch schaffen kann, sich Unterstützerinnen zu rekrutieren. Vielleicht können das sogar genau diese Frauen werden, die im ersten Moment gar nicht so scheinen.

Verwandle Frauen, die dir vorher Steine in den Weg gelegt haben in Unterstützerinnen!

1 Um Hilfe fragen

Das klingt im ersten Moment ziemlich blöd: man braucht Unterstützung, zum Beispiel eine Beförderungsempfehlung oder eine Bevorzugung in der Projektverteilung und soll ausgerechnet die Frau um Hilfe bitten, von der man sich zu wenig unterstützt fühlt?

Ja!

Denn oft ist das Problem gar nicht die „böswillige“ Kollegin, die dich nicht unterstützen will, sondern du selbst! Richtig gelesen: Wir Frauen tendieren dazu, passiver im Job zu sein und unsere Fähigkeiten zu unterschätzen. Das führt natürlich dazu, dass uns auch nicht so viel zugetraut wird. Warum sollte man uns also einfach so unterstützen?

Hand aufs Herz: so einfach ist es wirklich nicht, sich im Beruf selbstbewusst und kompetent darzustellen, einfach hinzugehen und zu sagen: Hey! Ich habe das verdient. Bitte lege ein gutes Wort für mich ein!

Selbstbewusste Frauen gelten ja auch heute noch immer nicht als sonderlich beliebt. Schnell hat man den Ruf weg – das denken wir zumindest – eine Furie oder Zicke zu sein.

Trotzdem solltest du über deinen Schatten springen und dich deines Erfolgs selbst annehmen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass du eine Erklärung dafür bekommst, warum du nicht für den neuen Posten zur stellvertretenden Chefin vorgeschlagen wirst. Dann weißt du immerhin, woran du arbeiten musst. Und das ist doch auch schonmal eine große Hilfe!

2 Mit offenen Karten spielen

Vielleicht ist ja was dran und die ältere oder erfolgreichere Kollegin will dir wirklich ein paar Steine in den Weg rollen. Dann solltest du fragen, warum. Und zwar am besten nicht nur dich selbst, sondern sie! Überlege dir vorher genau, was du sagen willst, um die Situation nicht zu verschlimmbessern. Es sollten aber in etwa diese Dinge enthalten sein:

  • Ich möchte, dass auch meine Kompetenz akzeptiert wird. Behandle mich bitte meinen Fähigkeiten angemessen.
  • Ich will, dass wir gegenseitig voneinander profitieren. Wenn du mir hilfst, werde ich dir das nicht vergessen.
  • Ich respektiere deine Stellung als ältere/erfahrenere/erfolgreichere Kollegin und würde mich freuen, wenn du dein Wissen und deine Fähigkeiten mit mir teilst.

Besonders der letzte Punkt ist wichtig. Stell dir einfach einmal vor, du bist in ein paar Jahren selbst in der Position und eine jüngere Kollegin – in deinen Augen hat sie wirklich keine Ahnung vom Berufsleben! – fordert ständig Privilegien ein, die deiner Meinung nach vollkommen unangemessen sind! Würdest du sie einfach gewähren lassen?

Sicher nicht…

Aber wenn die junge Kollegin sich an dich wendet und dabei das Gefühl in dir auslöst: „Diese junge Dame respektiert mich und will von mir lernen!“, dann sieht die Sache schon ganz anders aus, oder?

Wichtig für diesen Punkt ist aber, dass du es auch ernst meinst und die andere Frau wirklich respektieren kannst. Finde für dich selbst mindestens eine Eigenschaft (außer, dass sie dir auf irgendeine Weise hilfreich sein kann), die du wirklich an ihr schätzt und lass sie deine Wertschätzung spüren.

3 Selbst Unterstützerin sein

Jetzt denkst du vielleicht: Pah, das ist doch was für Fortgeschrittene. Wie soll es mir jetzt etwas bringen, andere Frauen zu unterstützen, wo ich doch selbst erstmal nach oben gelangen muss?

Noch schlimmer: vielleicht handelt es sich um direkte Konkurrentinnen! Da wärst du doch verrückt, denen zu helfen!
Falsch.

Nichts ist profitabler, als sich einen großen Kreis von Menschen aufzubauen, denen man schon einmal geholfen hat. Auch die anderen werden sich in den nächsten Jahren weiter fortentwickeln und dann ist es doch toll, wenn man all diese erfolgreichen Frauen zu seinem Freundes-und Bekanntenkreis zählen kann, die einem Tür und Tor öffnen können!

Wie wichtig es ist, anderen zu Helfen, besagt folgende Networking-Regel von Mike Sansone: Wer 70% der Zeit anderen hilft und 20% an seiner Reputation arbeitet der bekommt dann auch selbst 10% Hilfe.

Und auch mit Blick auf ältere und erfahrenere Unterstützerinnen kann das sehr hilfreich sein. Denn mit jeder Hilfeleistung, die du gibst, baust du Steinchen für Steinchen an deinen eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Und wer weiß, vielleicht kannst du schon bald deiner Unterstützerin selbst mal einen Gefallen tun.
Du wirst sehen: wer selbst hilfreich ist, dem wird geholfen!

extra-Tipp: das Recht des älteren gewähren

Auch wenn du jetzt am liebsten sofort die Welt regieren würdest: es gibt da draußen viele Frauen, die sich ihre Stellung mit sehr viel Blut, Schweiß und Tränen erkämpfen mussten. Sicher ist es unfair, wenn die dann nach unten treten und weitergeben, was sie vielleicht selbst all die Jahre lang aushalten mussten.

Du solltest dir für später merken, wie sich das jetzt anfühlt und es nie! niemals! vergessen. Für den Moment aber bringt es dir vielleicht mehr, der Frau einfach ihren Willen zu lassen.

Überlege dir gut, wie wichtig es dir ist, dich aufzulehnen und gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit vorzugehen. Vielleicht entsteht gerade dadurch, dass du hier die Füße still hältst, eine neue Chance?

Eine meiner Auftraggeberinnen duzt mich weiterhin, während ich sie siezen soll. Statt mich deswegen mit ihr anzulegen, habe ich das jetzt einfach erst einmal auf sich beruhen lassen, denn im Gegenzug dazu teilt sie ihr Netzwerk mit mir, reicht Informationen weiter und macht sich ständig Gedanken, wie und wo sie mich noch fördern könnte.

Eine bessere Unterstützung hätte ich durch eine erzwungene Andersbehandlung sicher nicht bekommen!

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