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Trotz Stress – warum wir unsere Hobbys niemals aufgeben sollten

Als Kind Hobbys zu haben, war das Normalste der Welt. Und dann wird man älter, arbeitet und hat jede Menge andere Dinge auf dem Schirm – und alles scheint wichtigter. Ein Trugschluss.

Montags Ballett, donnerstags Klavier

Montagabends hatte ich immer Ballett, donnerstags stand Flötenunterricht auf dem Plan. Mit zwölf Jahren fand ich Ballett irgendwann uncool, tanzte Flamenco, tauschte die Blockflöte gegen Klavier aus und probierte mich an Musical Dance. Hobbys neben der Schule waren für mich absolut normal. Was sicherlich auch daran lag, dass meine Eltern es immer sehr begrüßten, wenn mein Bruder und ich unsere eigenen Interessen verfolgten. Und man eben jemanden hatte, der darauf achtete, dass keine Termine einfach fallen gelassen oder gegen ein spontanes Treffen mit Freunden ausgetauscht werden.

Hobbys waren einfach dazu da, um Spaß zu haben. Ohne einen Hauch von Furcht ist man zum ersten Unterrichtsstunde gegangen, hat die Dinge einfach auf sich zukommen lassen und so gut mitgemacht, wie man eben konnte.

Wenn man älter und Ballett uncool wird

Und dann wird man irgendwann erwachsen. Ballett wird vielleicht uncool, die Interessen verändern sich, man hat einen Partner oder eine Partnerin, muss den Haushalt schmeißen und sein eigenes Geld verdienen. Ja, wo soll denn da noch die Zeit für ein Hobby bleiben, könnte man meinen. Alles, was sich außerhalb dieses Alltags-Arbeits-Liebes-Kosmus abspielt, scheint in weite Ferne zu rücken. Das belegt auch eine neue Studie, wie Helen Russell in einem Artikel für The Pool schreibt: Eine Frau hat durchschnittlich nur 17 Minuten am Tag für sich.

Das kann es nicht sein. Das heißt die anderen 23 Stunden und 43 Minuten schwirren wir herum, arbeiten, putzen und sind für andere da? Leute, nehmt euch mehr Zeit für euch. Ja, die Schamschwelle als Erwachsene mag um einiges höher liegen und die Furcht, sich im neuen Fitnessstudio nicht zurechtzufinden und unbeholfen zu wirken, mag auch größer sein. Na und? Es geht doch schließlich nur um ein Hobby. Und da ist es völlig egal, wie ihr ausseht, was ihr anhabt, wie gut oder unbeholfen ihr seid.

Hobbys sind Dinge, die uns persönlich ausmachen. Die uns Zeit für uns, Freude, ein warmes Gefühl von Zufriedenheit und Selbsterfüllung schenken. Ein Hobby zu haben, verbessert nicht nur unsere Lebensqualität , sondern fordert auch unser Gehirn neu heraus und schafft neue Verknüpfungen. Es geht einfach nur darum, Spaß zu haben, sich fallen zu lassen – ohne, daraus gleich wieder einen Wettbewerb oder eine neue Geschäftsidee zu machen.

Klein anfangen

Wir müssen uns auch nicht gleich nach dem „Alles oder nichts“-Prinzip ins neue oder wiederentdeckte Hobby stürzen, es genügen auch schon kleinere Schritte. Dir fehlt die Zeit zum Lesen? Dann starte deinen Tag 30 Minuten früher, lass dein Smartphone noch im Flugmodus, mach dir eine Tasse Kaffee und genieße die ablenkungsfreie Zeit zum Lesen. Du bereust es (so wie ich), das Tanzen aufgegeben zu haben? Dann such dir eine neue Tanzschule und fang noch mal neu an. Bei vielen Tanzschulen gibt es auch 10er-Karten, die nur dann abgestempelt werden, wenn du es zeitlich auch wirklich schaffst, den Kurs zu besuchen. Viele Tanzschulen bieten auch Kurse um 20 Uhr an, also ist die Arbeit keine Ausrede. Auch nicht, dass du dann vielleicht schon zu müde bist – beim Tanzen kannst du all deinen Ballast loswerden. Das wirkt nachhaltiger als ein gemütlicher Abend auf der Couch. Oder mach es wie meine Mutter und fang mit deinem Kind zusammen das Klavierspielen an (Meine Mutter spielt übrigens immer noch, ich nicht mehr).

Egal, welches Hobby es ist, höre auf, dir Ausreden zu suchen. Ja, gut möglich, dass du dann mal für eine Yogastunde am Morgen früher aufstehen oder für deine Tanzstunde am Abend das Glas Wein mit deinen Freunden sausen lassen musst. Aber: Wenn es dir wichtig ist, wirst du die Zeiträume finden, die nötig sind.

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