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So kommst du vom Perfektionismus ins Handeln

Wer kennt ihn nicht: den Perfektionismus? Manchmal kann es gut sein, wenn wir uns erlauben perfektionistisch zu sein. Und manchmal hindern uns diese Ansprüche an uns selbst daran, überhaupt etwas zu tun. Coachin Christiane Temme erklärt, wie man das überwindet.

 

Wann wir nach Ablenkung suchen

Kennst du das auch? Du bist eigentlich dabei, eine Aufgabe zu erledigen und siehst diesen super interessanten Artikel im Internet und fängst an, ihn zu lesen. Oder du liest das zehnte Buch zum Thema „Wie werde ich glücklich?“, obwohl die anderen neun Bücher davor auch interessant waren und du schon viele Erkenntnisse zu dem Thema für dich gewonnen hast?

Ich hatte diese Situation gerade gestern. Vor mir liegt dieses tolle Buch von des Neurobiologen Gerald Hüther zum Thema Lernlust. Ich habe mir das Buch aus dem Bücherregal geholt und und frage mich, was ist der Grund, dass ich dieses Buch jetzt gerade lesen will? Klar, das Thema ist total spannend. Und Gerald Hüther ist ein wunderbarer Autor. Doch warum will ich dieses Buch gerade jetzt lesen? Was ist mein eigentliches Ziel? Wovon hält mich das Lesen gerade ab? Was ist der Vorteil davon, wenn ich dieses Buch gerade jetzt in diesem Moment lese? Wovon will ich mich selber ablenken?

Ich habe gerade ein paar neue Themen auf dem Tisch, die ich vorher noch nie gemacht habe. Das heißt, die Möglichkeit Fehler zu machen, ist ziemlich hoch. Und bis gestern hatte ich Angst davor, Fehler zu machen. Ich merke, dass das Lesen eines Buches mich wunderbar daran hindert, mein eigentliches Ziel zu erreichen und mit meinen neuen Aufgaben zu beginnen. Außerdem glaube ich, dass ich nach dem Lesen des Buches noch mehr Wissen über das Thema Lernen habe, und das macht mich sicherer, weil ich mich noch besser auskenne. Beides bewahrt mich davor Fehler zu machen: neue Dinge wegschieben und Können, das ich schon habe, weiter verbessern, obwohl es gerade nicht nötig wäre. Das ist Perfektionismus

Du darfst Fehler machen

Aber: Ich darf meine Komfortzone erweitern und mich neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen. Fehler ersetze ich durch Feedback, das ich zu meiner Arbeit bekomme und das mich auf jeden Fall weiter voran bringt. Puh, das klingt leicht und fühlt sich noch nicht so leicht an. Ich merke, dass diese Erkenntnis mir schon ein wenig hilft, weil ich mir meines Perfektionismus bewusst werde. Und gleichzeitig fühlt es sich noch nicht leicht an, ins Handeln zu kommen. Es bedarf also noch einer kleinen Vorübung, um mit Begeisterung und Spaß an die Sache heranzugehen. 

Wie mache ich das sonst in einer Situation, wenn ich eine neue Herausforderung habe, der ich mich mit einer positiven Haltung stellen möchte? Ich habe dann ein positives Gefühl, dass ich das schaffe. Ich rufe mir meine eigene Stimme in den Kopf um mir zu sagen: „Du schaffst das!“ Ich sehe mich dann schon, wie ich das Ziel erreicht habe, wie ich die Aufgabe mit Bravour erledigt habe, wie alles gut ausgeht. Also was mir hier hilft ist, dass ich mir etwas selbst zutraue und positiv mit mir spreche und motiviere, anzufangen. Was mir noch hilft ist, dass ich das Ergebnis schon bildlich vor mir sehe. Das Ergebnis macht mich zufrieden, denn ich sehe, wie ich meine Aufgabe geschafft habe. Ich fühle dieses gute Gefühl in mir, dass ich es geschafft habe und dass es leicht war.

Ich fasse die Schritte für dich noch einmal zusammen:

1. Du machst dir bewusst, von welcher Aufgabe du dich ablenkst.

Die Fragen, die dir jetzt helfen sind:

Wovon hält mich diese E-Mail, dieser Post, das Youtube-Video, etc. jetzt ab?

Was ist der Grund, dass ich diese Video jetzt in diesem Moment anschaue?

Was ist der Vorteil für mich, wenn ich dieses Video schaue?

Was brauche ich dann nicht zu tun?

2. Du stellst dir vor, wie du die Aufgabe, erfolgreich erledigt hast.

Die Antworten auf diese Fragen unterstützen dich dabei:

Was siehst du, wenn du die Aufgabe erfolgreich erledigt hast?

Was hörst du für Geräusche? Applaus, ein Dankeschön?

Welches positive Gefühl hast du?

3. Du fängst jetzt mit der Aufgabe an.

Das hilft dir dabei:

Sag zu dir mit deiner Stimme im Kopf den Satz, der dich in dieses „Go for it“-Gefühl bringt und fühle dabei genau dieses Gefühl. Die Worte findest du, wenn du an eine Situation denkst, in der du ganz leicht mit einer Aufgabe begonnen und sie zu Ende gebracht hast. Fühl dich in die Situation ein und höre auf die Stimme im Kopf. Was sagt sie zu dir?

Und denk daran, Fehler sind nur ein Feedback, das dich auf jeden Fall voran bringt.

Der Text von Christiane ist auch schon auf ihrem Blog erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier veröffentlicht.

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