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Warum es sich nicht lohnt, neidisch zu sein

Was man heutzutage so auf Instagram, Snapchat, Facebook und Co. an Reisen, Inneneinrichtung und Körpern zu sehen bekommt, kann einen bisweilen ganz schön neidisch machen. Lassen wir das mit dem Neid, packen wir’s lieber an!

 

Neid bezeichnet den Wunsch der neidenden Person, selbst
über mindestens als gleichwertig empfundene Güter (materieller oder
nichtmaterieller Art) wie die beneidete Person zu verfügen.

Deutsches Wörterbuch

Zugegebenermaßen
bin ich kein Mensch, der seine Emotionen besonders gut kontrollieren
kann – zumindest im nicht-professionellen Umfeld. Wenn ich lache, bricht
es laut aus mir heraus, wenn ich nervös bin, stecke ich auch gleich
noch alle Menschen um mich herum mit meiner Unruhe an und wenn ich
traurig bin, suhle ich mich darin. Das ist eben so,
das ist manchmal anstrengend, aber es ist okay. Es gibt jedoch ein
Gefühl, das ich mir bereits vor Jahren erfolgreich verboten habe: Neid.
Den gibt es in meiner emotionalen Range nicht mehr.

Arsch hoch!

Das
letzte Mal, als ich neidisch war, war schätzungsweise der Moment, als
mir im pubertären Alter eine Freundin von der Zusage zu einem sehr, sehr
geilen Nebenjob erzählt hat. Ich war neidisch. Ich wollte das auch, mit
einem coolen Job auch noch gutes Geld verdienen. Ich kann mich heute
nicht mehr an den Job erinnern, aber noch ganz genau an das Gefühl.
Warum kann ich das nicht haben? Warum hat sie und ich nicht? Irgendwann
wurde mir klar, dass mich das nicht weiterbringt. Ich kann also entweder
die nächsten dreißig Jahre neidisch sein oder aber ich bekomme meinen
Arsch hoch und setze alles daran, das zu bekommen, was ich will.

Neid
hat per definitionem zwei Ausprägungen, er kann konstruktiv oder
destruktiv sein. Konstruktiver Neid führt dazu, dass man das, was der
andere hat, auch haben will, wohingegen destruktiver Neid – auch als
Missgunst bezeichnet – den Wunsch beinhaltet, der andere möge das, was
er hat, verlieren.

Guck auf dich selbst

Die Krux
an der Sache:
Neid ist – wie so viele negative Emotionen unserer Zeit – immer ein
Relativtitätsproblem. Man setzt sich in Bezug zu dem, was ein anderer
hat, kann, weiß. Erst, wenn man also mit dem zufrieden ist, was man hat,
kann man den Neid getrost
beiseite schieben und sich einfach nur ehrlich für den anderen freuen.
Weil man dem anderen gönnt, was er hat. Weil man nicht missgünstig ist. Und wenn man nicht zufrieden ist, muss man eben den platt gesessenen Hintern bewegen und etwas tun, eben konstruktiv sein. Fertig, aus, basta. So einfach ist das.

Es geht einmal mehr darum, statt auf den anderen auf sich
selbst zu schauen, auf
seine eigenen Ressourcen und Fähigkeiten. Denn: die Voraussetzungen sind
einfach nie, nie, niemals die
gleichen. Dazu gehört auch, sich von unrealitstischen Bildern zu
verabschieden und akzeptieren zu können. Dass ich in meinem Leben
wahrscheinlich niemals genug Geld haben werde, um mir ein altes
englisches Anwesen kaufen zu können, das versuche ich zu akzeptieren.
Dass meine Nase nun mal die Maße hat, die sie hat, damit kann ich leben.
Und dass meine Liebe zum Essen nicht mit meiner Wunschfigur vereinbar
ist, das ist mittlerweile auch in Ordnung. Wenn ich mich damit abfinden
kann, gibt es keinen Auslöser mehr für Neid.

Und wenn doch mal
ein Funken Neid in mein emotionales Raster fällt, schaffe ich es meist
sofort, ihn durchfallen zu lassen und zwar mit der einfachen Frage:
Willst du’s wirklich auch, mit allen Konsequenzen? Ja?! Die
Antwort darauf habe ich stets parat: Dann hol’ es dir und arbeite dran –
mit allen Konsequenzen. Entweder hat sich das Thema dann erledigt oder
mein Ehrgeiz ist gepackt. Das funktioniert offline bei
Urlaubserzählungen von Freunden, den Bildern gestählter Frauenkörper,
Pärchenabenden und grundsätzlich bei allem, was Instagram und Facebook
und Snapchat und alle anderen so auffahren. Und wenn ich den Hintern
dann hochbekommen habe und es funktioniert nicht so, wie ich mir das
vorgestellt habe, dann kann ich immer noch sauer sein. Dann hat das aber
absolut nichts mit dieser anderen Person zu tun.

Und was ist
mit dem Kerl, der seit einem Jahr um die Welt reist? Oder der
Bloggerin, die unglaublich viel Geld mit ihren banalen Outfit-Posts
verdient? Oder dem Freund, der sich diese unfassbar schöne Wohnung
gekauft hat?

The grass is greener on the other side?

Na
logisch, weil der Typ auf der anderen Seite seinen Rasen besser
gegossen und gedüngt hat – während du auf dem Sofa lagst und Snapchat
geguckt hast.

It’s up to you.

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