Wie man aus der Leidenschaft für Handarbeit ein Business macht, wissen Pepita und Alberto. Denn die beiden Spanier sind die Macher hinter dem global erfolgreichen Stricklabel „We Are Knitters“.
Vom Angestellten-Dasein zu Machern eines Trend-Labels
Stricken ist für
viele ein probates Mittel geworden, um die Zeit von U-Bahn-Fahrten
zu überbrücken, sich in Cafés oder Parks zu vergnügen oder nach einem trubeligen Tag zu entspannen. Wie aber wurde das einst altbackene Hobby wieder zum Trend? Und wie macht man daraus ein Unternehmensmodell?
Die Antworten darauf haben
Alberto und Pepita, die im Jahr 2011 das spanische Stricklabel We Are Knitters
gründeten. Außerdem verraten sie uns , warum es sich gerade mit einem stressigen Job lohnt, das Stricken als neue Leidenschaft zu entdecken.
Ihr habt euer Label 2011 gegründet. Heute ist Stricken ein Trend, aber damals war es als echtes Hobby für junge Menschen noch recht
exotisch. Wie kamt ihr darauf, ein Strick-Label zu gründen?
Alberto: „Vor etwa
sechs Jahren haben wir einen Freund in New York besucht und dort super viele Leute gesehen, die in Cafés und hippen Stores sitzen und mit dicker
Wolle in den schönsten Farben stricken. Die Initialzündung aber war ein Mädchen in der U-Bahn, das mit Wolle in
fluoreszierenden Farben strickte. Das war der Moment, in dem wir realisierten, dass Stricken gerade zu einem ernstzunehmenden Trend in den USA
wurde. Als wir aber nach Spanien zurückkehrten, war von dieser Welle noch
nichts zu spüren. Wir haben dann eine Online-Recherche gestartet und zwar Unternehmen gefunden, die Strick-Sets verkauften, entschieden aber, dass wir das auch machen wollen – nur eben auf eine lustige und vor allem auf eine lustige und moderne Art und Weise.“
Vor eurer
Gründung habt ihr beide als Rechnungsprüfer gearbeitet – hattet also alles
andere als einen unkonventionellen Job. Wie groß war der Respekt davor, diesen sicheren Job hinter euch zu lassen, um
ein eigenes Unternehmen zu gründen? Welche Fähigkeiten aus eurem alten Job
könnt ihr auch heute noch anwenden?
Pepita: „Wir waren zu
Anfang schon etwas besorgt, ob das gut geht. Und unsere Familie und
Freunde waren sogar noch ängstlicher als wir! Aber wir haben an das Projekt
geglaubt und uns einfach komplett in die Umsetzung reingehängt. Was uns auch
heute noch nützt, ist die Gewohnheit von langen Arbeitstagen und das Know-how
für Zahlen.“
Wie haben denn Familie und Freund reagiert, als ihr von euren neuen Berufsplänen
erzählt habt?
Pepita: „Sie waren
komplett überrascht! Sie haben gedacht, dass wir verrückt oder der
Arbeit müde geworden sind. Viele haben uns nicht ernstgenommen. Aber als wir
erst einmal unsere Entscheidung getroffen hatten und sie sahen, wie sehr wir daran glauben, hat uns unser Umfeld sehr unterstützt.“
Warum sollte man mit
dem Stricken anfangen? Was begeistert euch so daran?
Alberto: „Zugegeben:
Zu Beginn kann Stricken lernen etwas anstrengend sein. Aber wenn man erst
einmal den Bogen raus hat, geschieht das genaue Gegenteil: Es wird nicht umsonst
das Yoga des 21. Jahrhunderts genannt! Stricken ist großartig, um nach einem langen
Tag abzuschalten und sich vom Stress des Alltags zu erholen.“
Eure Brand wächst und euren Online Shop gibt es mittlerweile in vier Sprachen. Was waren die
wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen, um so weit zu kommen?
Pepita: „Mehr als das,
wir bedienen aktuell ganz Nordamerika und Europa! Wir haben eine globale Vision – das
bedeutet, sich jedem Markt, auf dem wir agieren, anzupassen und zeitgleich
international zu arbeiten. Wichtig ist für uns auch, mit einem
lockeren, lustigen Ton zu kommunizieren, der für die Menschen zugänglich ist.“
Wie habt ihr
eigentlich die Anfänge von We Are Knitters finanziert? Arbeitet ihr mit
Investoren?
Alberto: „Um unser
Business zu starten, haben wir das Preisgeld eines Wettbewerbs für Entrepreneure
genutzt und haben zusätzlich unsere eigenen
Ersparnisse in das Unternehmen gesteckt. Das hat uns unsere erste Woll-Order
ermöglicht. Ein Start, den wir mit Wachstum ausbauen konnten. 2013 haben wir
dann begonnen, mit einem spanischen VC und verschiedenen
Business Angels zu arbeiten.“
Woher stammt eure Wolle und wie sichert ihr, dass sie die Zulieferer eure
Standards einhalten?
Pepita: „Unsere Prima-Cotton- und Baby-Alpaka-Wolle stammt zu 100 Prozent aus Peru und hat eine
besonders hohe Qualität, was uns sehr wichtig ist. Die leuchtenden Farben sind
nicht natürlich herstellbar, das ist einfach nicht möglich, aber unsere
Prozesse geschehen nach hohen ökologischen Standards. Wir haben die Produktionsorte in Peru einige
Male besichtigt, um die Verhältnisse vor Ort selbst zu prüfen und zu sehen, wie
die Schafe gehalten werden, von denen die Wolle stammt sowie unter welchen
Bedingungen die Menschen arbeiten – und das ist alles einwandfrei!“
Die Strick-Community wächst und wächst. Was verbindet all diese Menschen
neben ihrer Leidenschaft für die Handarbeit?
Alberto: „Wir verkaufen einfach mehr als nur ein Produkt. Wir bieten auch Erlebnis und Lifestyle. In unsere Strick-Community schätzen
die Menschen die hohe Qualität der Wolle und haben einfach Spaß an handgemachten
Sachen. Wir teilen viele Tipps mit unserer Community
und wollen gemeinsam mit ihnen den Spaß-Faktor des Strickens immer wieder aufs Neue
herausstellen.“
Was sind denn die nächsten
Schritte für euer Label?
Pepita: „Wir arbeiten Stück für Stück daran, in den Ländern
zu wachsen, in denen wir bereits vertreten sind. Wir eröffnen zudem ein Lager
in den USA, was ziemlich aufregend ist! Das ist derzeit unsere größte
Herausforderung. Unser Unternehmen ist nun so weit gewachsen, dass wir diesen
Schritt wagen können und wir freuen uns schon auf die neuen Möglichkeiten, die uns
das in Zukunft bringen wird!“
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