Foto: Tommy Clarke

Wie Ella Woodward ein Food-Imperium aufbaute

Sie ist Mitte 20 und die beliebteste Food-Bloggerin Englands. Was Ella Woodward aufbaute, ist aber weit mehr als ein Mini-Blog mit netten Rezepten – es sind die Beginne eines ganzen Imperiums rund ums gesunde Essen. Wir haben Ella in Berlin getroffen.

 

Ella und das gesunde Essen

Ein bisschen müde wirkt Ella Woodward als wir sie an einem Samstag im September im The Store vom Soho House in Berlin treffen. Es ist 11.00 Uhr und sie kommt direkt aus dem Daluma, Berlin Mittes neuem Essenparadies für Fans der gesunden Essenskultur. Seit drei Tagen ist sie in Berlin, gibt reihenweise Interviews und stellt ihr Kochbuch „Deliciously Ella“ vor, das mittlerweile in viele Sprachen übersetzt wurde.

Fast alles in Ellas Leben dreht sich um gesundes Essen. Aber auch Yoga ist zu einer großen Liebe geworden.

Bis vor vier Jahren war sie selbst noch ein „Zuckermonster“, erzählt sie mir. Süchtig. Nach Schockostreuseln, Marshmallows, Weingummi und Karamell. „Doch dann änderte sich mein Leben radikal“, sagt sie. Im Sommer 2011, als sie gerade ihr zweites Studienjahr hinter sich gebracht hatte, wurde bei ihr die seltene Krankheit postruales Tachykardiesyndrom (POTS) diagnostiziert. Die Krankheit legte ihr gesamtes Nervensystem lahm. Sie schlief 16 Stunden am Tag, hatte Kopfschmerzen, ständige Verdauungsprobleme. Das Leben, das sie davor hatte, war zu Ende.

Sitzt man heute vor Ella Woodward, kann man sich kaum vorstellen, dass sie monatelang kein Leben hatte. Sie ist frisch verlobt und strahlt, auch wenn sie müde ist.

Ella Woodward zum Besuch im Berliner Café Daluma. Bild: Instagram Deliciously Ella.

Glutenfreie Veganerin: Ein Trend

Nach unzähligen Arztbesuchen, Medikamenten und keinen Fortschritten, beschließt Ella ihr Leben komplett umzustellen. Sie wurde glutenfreie Veganerin. Ihr Vorbild ist die Amerikanerin Kris Carr, die nach eigenen Aussagen ihre Krebserkrankung durch eine radikale Ernährungsumstellung heilte.

So entstand auch ihr Blog „Deliciously Ella“, der mittlerweile zu den bekanntesten Food-Blogs Englands gehört. „Alles begann als ein kleines Projekt“, sagt sie, „meine Freunde und meine Familie zweifelten an meinen Kochkünsten.“ Nur 18 Monate später hatte Ella Woodward monatlich Millionen Klicks. Ohne Marketing-Budget. Nur über Social Media Kanäle und Weiterempfehlungen.

Bis ihre Krankheit sich besserte dauerte es allerdings länger, erzählt sie mir und wird ganz still. „Oft war ich kurz davor aufzugeben. Manchmal ging es mir fünf Tage gut. Und dann wieder sehr schlecht. Meine Mutter war es dann, die mir immer wieder deutlich machte, dass Rückschläge dazu gehören, aber dass es mir lange Zeit davor nicht mal einen einzigen Tag lang gut ging“, sagt sie.

Die Krankheit POTS verschwindet nach fünf Jahren allerdings oft wieder, manchmal ginge es schneller, urteilen Ärzte. Trotzdem spürt man im Gespräch, dass Ella ihre Umstellung half, weil sie selbst etwas ändern konnte.

Bild: Instagram Deliciously Ella.

Paleo, Vegan, Super Foods: Gesunde Ernährung wird zum Muss

Mit ihren Rezepten trifft Ella aber vor allem eines: den Zeitgeist. Schließlich kennen wir alle mindestens fünf Leute in unserem engen Umfeld, die sich gerade in Paleo, Vegan oder Super Foods probieren. Ihre Rezepte sind glutenfrei, pflanzlich, und frei von Industriezucker. Schoko-Chia-Kekse, Linsen-Kürbis-Dal oder Gurken-Birne-Minz-Saft.

„Ich möchte, dass jeder merkt, wie einfach es ist, wenn man sich gesund ernährt. Ich will aber nicht jeden zum Veganer bekehren, wenn sich also jemand Fleisch zu meiner Pasta oder meinem Salat machen will, bitteschön.“

Bild: Instagram Deliciously Ella.

Deliciously Ella: Über 500.000 Follower bei Instagram

Und ihr Konzept scheint anzukommen. Alleine ihren Blog lesen mittlerweile 2,5 Millionen Nutzer jeden Monat, bei Facebook hat sie über 160.000 Fans, bei Instagram sogar über 560.000, über 380.000 Menschen folgen ihr bei Pinterest. Die App wurde mittlerweile rund 100.000 Mal heruntergeladen.

Was als Hobbyprojekt neben der Uni startete, ist für Ella Woodward mittlerweile zum Business geworden. Sie vertreibt Saftmaschinen, den Vitamix und Shirts über ihren Shop und öffnet im November in London ihr erstes Restaurant.

Kein Tag gleiche dabei dem anderen erzählt mir Ella. Ihr Geheimnis sei dabei ganz simpel: „Ich höre auf meine Community. Ich antworte auf Posts, ich beantworte Fragen bei YouTube, ich verfolge, welche Rezepte ankommen und bleibe ich. Das was ich mache, mache ich mit Leidenschaft und das merken andere.“

Bild: Instagram Deliciously Ella.

Kommt bald ein eigener Supermarkt?

Ella Woodward schafft so etwas wie ein Food-Imperium und es würde mich nicht wundern, wenn bald ihr eigener Supermarkt folgt. Titelbilder, ziert sie heute jedenfalls schon.

Den Vorwurf der Presse, für sie sei das alles kein Problem gewesen, weil ihre Eltern sie sicher finanziell unterstützt hätten, nerve sie sehr, erzählt sie mir. Ella ist die Tochter der
Supermarkt-Erbin Camilla Sainsbury (die drittgrößte Supermarktkette Englands) und des Politikers Shaun Woodward.

Doch was nun so groß ist, begann einmal als kleines Projekt. Ihren Blog habe sie auf WordPress aufgesetzt, ihr erstes Geld erst investiert nachdem sie über Kochkurse Geld verdient habe.

Bild: Instagram Deliciously Ella.

Vom Hobby zum Imperium

Mittlerweile hat sie mit ihrem kleinen Team ein eigenes Büro in London bezogen. Vier Mitarbeiter hat sie, die kochen, Termine sortieren, Fotos machen. „Es sei schön, nicht immer Leben und Arbeiten in einer Wohnung zu verbinden“, sagt sie. Und klingt dabei ziemlich business-mäßig. Ihr zweites Kochbuch erscheint im Januar.

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