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Wie es sich anfühlt, finanziell nicht für sich selbst sorgen zu können

Ich bin in eine finanzielle Schieflage gerutscht. Das passiert vielen Menschen, aber anders als die Frauen in meinem Umfeld, kann mein Partner die Situation nicht auffangen – ein Vergleich der belastet.

 

Scheiße!

Wie es sich anfühlt, finanziell nicht für sich selbst sorgen zu können, aber auch sonst niemanden zu haben, der das für mich übernehmen könnte: Scheiße. 

Wahrscheinlich ist es total absurd, dass ich mir über dieses Thema überhaupt Gedanken mache, denn es sollte ja eigentlich selbstverständlich sein, dass man spätestens mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter finanziell selbst für sich verantwortlich ist. Als Erwachsener muss man eben schauen, wie man das nötige Geld zum Leben Monat für Monat zusammenbekommt.

Es gibt aber Situationen, da ist das gar nicht so einfach und erstaunlicherweise kenne ich recht viele Frauen – es sind leider tatsächlich nur Frauen, die davon betroffen sind – denen es auch so geht. Der Unterschied zwischen mir und diesen Frauen ist jedoch, dass diese von ihren Partnern bzw. Ehemännern finanziell mitversorgt werden. Und auch wenn dies nicht immer „einfach so” geht, sondern bestimmte Ausgaben dann nicht mehr möglich sind, so ist es ihnen doch möglich, sich über das Einkommen ihres Mannes abzusichern und sich nicht vor der nächsten Miete fürchten zu müssen.

Diese Frauen machen dann auch keine „Schulden”, weil sie sich Geld leihen müssen – ihre Anteile an den Fixkosten werden einfach übernommen, da sie bspw. längere Zeit mit den Kindern zu Hause waren und nicht direkt nach Ende der Elternzeit wieder in den Job eingestiegen sind (obwohl die Kinder bereits in die Kita gehen) oder nicht direkt im Anschluss einen Job gefunden haben.

Ich wollte immer finanziell unabhängig sein

Ich beneide diese Frauen so sehr, dass ich mich schon fast dafür schäme. Mir war und ist meine finanzielle Unabhängigkeit nämlich immer ein „Heiligtum” gewesen. Ich bin immer sehr bedacht darauf gewesen, auch in schwierigen Zeiten (Übergangsphasen, Jobverlust, o.ä.) für mich selbst sorgen zu können. Als nun aber meine Finanzierungsquelle (das Stipendium für mein Studium) ausgelaufen ist und der Verlängerungsantrag nicht rechtzeitig bearbeitet werden konnte (und auch nicht sicher ist, ob es tatsächlich zu einer Förderverlängerung bis zum Ende meines Masterstudiums kommt), wurde es langsam eng. Ich sitze vormittags in der Bibliothek, schreibe meine Masterarbeit, versorge am Nachmittag meine beiden Kinder. Mein Mann kann mit seinem Einkommen nicht für uns alle vier sorgen. Da die letzten Ersparnisse – als Studentin mit zwei Kindern überhaupt Ersparnisse gehabt zu haben, grenzt schon an ein Wunder – für die im vergangenen Jahr stattgefundene Hochzeit aufgebraucht worden sind (and again: eigene Verantwortung, die Konsequenzen trage ich jetzt allein … ), besteht derzeit nur die Möglichkeit an die letzte eiserne Reserve zu gehen und mich bei meiner Mutter zu verschulden.

Ich komme nämlich aus einer Familie, in der Geld immer eine große Rolle gespielt hat und „außerplanmäßige” Zuschüsse nicht vorgesehen sind bzw. auch im Sinne der Gerechtigkeit nur mit „Schuldenzettel” erfolgen. Nur, wann soll ich die Schulden wieder abbezahlen? Das wird in naher Zukunft gar nicht so einfach sein … Ich könnte vor Wut laut schreien, dass ich in eine solche Situation geraten bin und es niemanden gibt, der sagt: „Ich kümmere mich um dich. Mach dir keine Sorgen, du musst nicht immer alles alleine schaffen.” 

Und, tatatata, hier kommt das EIGENTLICHE Problem ja erst ins Spiel: Ich habe einfach nur den falschen Bezugsrahmen, der diese Gedanken überhaupt nur so unerträglich macht! Ich bin fest davon überzeugt, dass der Großteil der Frauen mit Kindern nicht einfach so von ihren Männern versorgt werden kann und diese Erwartungshaltung gar nicht erst da ist – schließlich kann heute kaum noch eine Familie von dem Einkommen eines Einzelnen leben.

Umringt von Privilegierten 

In meinem Umfeld ist das jedoch so. Mir treibt es die Tränen in die Augen, dass ich, im Gegensatz zu meinen Mutti-Freundinnen, immer für mich selbst kämpfen muss und immer selbst die Verantwortung trage, es niemanden gibt, der mich in diesem Fall entlasten kann. Und es geht eben nicht nur um die Finanzierung einer bestimmten Sache, sondern um meine Existenz – um Zahlungen für die Wohnung, das Essen, meine Kinder.

Ich spiele mit dem Gedanken mir doch wieder einen Studentenjob zu suchen, bei dem wenigstens etwas Geld in die Kassen kommt. Aber, wann soll ich neben Masterarbeit, die ich auch nicht endlos lange schreiben kann, und Kinderbetreuung arbeiten gehen? Die meisten Studentenjobs finden zu Zeiten statt, zu denen ich die Kinder versorgen muss und die „Büro-Jobs” bekommen nur die, die diesen Job dann auch noch eine Weile machen werden. Mein Studium endet aber in drei Monaten. Es ist also recht aussichtslos da noch etwas zu finden. 

Die Alternative ist der Antrag auf Hartz IV, ob meine Kosten dadurch gedeckt wären, kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Das System Hartz IV auf die Schnelle zu verstehen passt auch gerade nicht wirklich in mein Zeitbudget. Ich bin so sauer, dabei müsste ich eigentlich nur aufhören mich mit den „Privilegierten” dieser Gesellschaft zu vergleichen – aber das fällt gerade verdammt schwer …

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