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Wie ich meinen persönlichen Mount Everest bestiegen habe

Knapp eineinhalb Jahre liegen zwischen der Diagnose Depressionen und heute, wo Andrea weiß, was sie will und wieder glücklich ist. Was EDITION F damit zu tun hat und warum es so wichtig ist, dass wir nicht aufgeben, auch wenn es schwer ist.

 

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Vor ungefähr einem Jahr stolperte ich über diesen Artikel auf Edition F. Eine Frau namens Carina Herrmann, von der ich zugegebenermaßen davor noch nie gehört hatte, schrieb über ihren Burnout. Und boy, hatte ich keine Ahnung, wie sehr sich mein Leben von diesem Moment an verändern würde.

Die ersten Worte von Carinas Artikel haben sich damals so tief in mein Unterbewusstsein gegraben, dass ich sie heute noch blind rezitieren kann.

„Ich liege in meinem Bett und starre die Decke an. Ich möchte nicht aufstehen. Ich möchte nicht zur Arbeit. Ich möchte einfach nur liegen und schlafen.“

Damals war ich gerade frisch zurück aus der Klinik, in der ich wegen der Essstörung, die durch mehrere Faktoren (Job, Stress, Mobbing) ausgelöst wurde, in Behandlung war.  

Meine Tage verbrachte ich genau so, wie sie das in dem Artikel beschrieb.

Ich lag im Bett herum, starrte aus dem Fenster und wartete auf meinen ersten Arbeitstag nach 3 Monaten Abwesenheit. Drei Monate, in denen ich lebte, wie in einer Blase. 

Damit ich mein nebenberufliches Studium weiterführen konnte, wechselte ich innerhalb meines Unternehmens zudem von einer Voll- in eine Teilzeitstelle. 

Dass ich, wie man so schön sagt, die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte, wurde mir recht schnell klar. Schon bald war ich wieder überfordert, trotz der geringeren Stundenzahl. Und vor allem habe ich gemerkt, dass ich im Grunde etwas ganz anderes will. 

Zufall ist nur ein anderer Name für Schicksal

Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.

-Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach



Ich glaube aus vollstem Herzen nicht an Zufälle. Und deshalb habe ich mich an diesem Tag gleich für den Newsletter von Carinas Blog Um 180 Grad eingetragen.

Ungefähr wusste ich nämlich, dass das etwas war, das ich wollte. Schreiben, den fünften Blogversuch mal nicht nach drei Artikel auslaufen lassen, sondern am Ball bleiben. Meine Erfahrungen mit meinen Lesern teilen, ja, genau, das war es, wonach ich suchte!

Anfang Januar legte ich den Grundstein und meldete mich beim Blog Camp an und am 21. Januar (ich hab mal in den Mails gewühlt) bekam ich die Zusage für ein intensives Coaching mit Carina Herrmann. Im April habe ich So little time gelauncht. Drei der besten Entscheidungen, die ich bis dato getroffen habe.

Im Juni nahm Suzanne, zu mir Kontakt auf und vermutlich hatte sie keine Ahnung, wie sehr auch sie mein Leben verändern würde.

Warum ich Dir das jetzt alles erzähle?

Puzzleteile und mein Mount Everest

Das Leben ist ein Puzzle-Spiel. Erst wenn wir alle Teile an die richtige Stelle gesetzt haben, können wir es verstehen.

-Dr. Gerhard Strobel

Weil alle diese Einzelteile, das Zusammentreffen mit Carina und Suze, mein Wunsch, zu helfen und zu schreiben, meine Krankheit, die Entscheidungen, die ich getroffen habe, die abgebrochenen Studien, die Verzweiflung, die Angst und die Überwindung mich dahin gebracht haben, wo ich heute stehe.

Der Weg war anstrengend und ist gepflastert mit Blut, Schweiß und verdammt vielen Tränen.

Aber ich bin angekommen, ganz oben.

Auf dem Gipfel meines persönlichen Mount Everest. 

Aus einem guten Gefühl heraus und mit einem Schwarm aufgeregter Vögel, der in meiner Magengrube flatterte, habe ich am Freitag vor drei Wochen meine Kündigung eingereicht.

Während des Gesprächs mit meiner Chefin war ich viel zu euphorisch für den Umstand, dass ich gerade einen festen Vertrag ohne Befristung mit verhältnismäßig gutem Gehalt und viel Freiraum kündigte. Ich hatte auch keinen negativen Grund – und genau deshalb war jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Kündigung erfolge aus einem verdammt guten Gefühl mit den besten Gründe der Welt. 

Meine Prioritäten haben sich im vergangenen Jahr verändert und ich bin mir klar geworden über meine Werte. Freiheit und Familie – um die zwei wichtigsten zu nennen. Durch die Kündigung habe ich mehr Zeit für meine Familie und dann endlich auch wieder meinen Hund, den ich wegen oben erwähnten Studiums zu meinen Eltern gegeben habe. 

Und vor allem habe ich noch so viel zu geben und so viele Ideen, die im Moment ungelegte Eier sind, bei denen ich ganz gespannt bin, ob und wenn ja, was für ein Vogel aus ihnen schlüpfen wird. Für diese Ideen brauche ich Zeit um sie auszubrüten, um ihnen beim Wachsen zuzusehen und um sie irgendwann das Fliegen lehren zu können. 

Drei Lektionen die der Weg zum Gipfel für mich bereit gehalten hat

Wahrscheinlich kannst Du Dir schon denken, dass ich Dir das jetzt nicht einfach nur so erzähle. Diese drei Punkte, die Quintessenzen meines langen und mühsamen Aufstiegs auf meinen persönlichen Gipfel, möchte ich Dir mitgeben. Denn ich bin davon überzeugt, dass sie Dich weiterbringen werden – so, wie sie das bei mir getan haben. 

1. Nichts im Leben passiert ohne Grund

Manchmal ist es ein Klick, eine Nachricht, eine Botschaft, die Du unterbewusst aufschnappst, ein langgehegter Wunsch oder auch ein tiefer Fall – sie alle sind die Puzzleteile, die zusammengefügt ein Bild ergeben, auch wenn Du im ersten Moment nicht erkennst, an welcher Stelle sie sich einfügen.

Vor einiger Zeit stolperte ich über eine Übung: 

Am Abend sollte man sich ins Bett legen und dann rückwärts durch seinen Tag gehen. Also: Ich habe mich ins Bett gelegt, ich habe Zähne geputzt, Schlafanzug angezogen, mich gewaschen, die Küche aufgeräumt, Abendbrot gegessen… 

Wofür genau die Übung gedacht war, weiß ich gar nicht mehr, aber probier das mal aus! Ich bin ungefähr bis „Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen“, bis ich einfach keine Lust mehr hatte.

Deine Tage sind eine Sammlung so vieler Taten und sie alle in Summe haben Dich dahin gebracht, wo Du diesen Artikel jetzt gerade liest. Du weißt also nie, wofür ein Erlebnis, auch wenn es für Dich negativ war, gut ist! Sei offen!

2. Es gibt so etwas wie Sicherheit nicht

„Mut bedeutet nicht, dass Du keine Angst hast, sondern nur, dass es etwas gibt, das Dir wichtiger ist. Die Mutigen leben vielleicht nicht für immer, aber die Vorsichtigen leben gar nicht.“ 

-Meg Cabot

Den entscheidenden Schubs zu meiner Kündigung gab mir Suze, die – nachdem ich ihr aufgezählt hatte, wie ich jetzt vor der Kündigung meinen „Notfallfonds“ noch auffüllen wollte, verblüfft sagte, dass ich von dem Geld, das ich habe, ein bis zwei Jahre leben kann. In München. OHNE einen Finger krumm zu machen. Natürlich hatte sie mit ihrer Aussage recht und ein kleiner Teil (der, der sich kaputtlacht, wenn der Rest von mir manchmal schreiend im Kreis läuft) wusste das auch. Wir Deutschen sind oft so, oder? Wir setzen auf 200 Prozent Sicherheit: Jetzt noch 10.000 Euro sparen, noch einen Studienabschluss, ein Praktikum, noch eine Weiterbildung. Ein Haus kaufen, abbezahlen und dann ist es endlich sicher, dann kann ich es wagen. Und dann? Finden wir immer noch eine Ausrede, noch ein Treppchen, das wir erklimmen müssen, noch ein Netz und doppelten Boden, die es einzurichten gilt.

Prinzipiell ist es ja auch nicht schlecht, auf eine gewisse Sicherheit zu setzen. Nur irgendwann reicht es dann auch. Mit einer ganzen Armada an Bademeistern und Rettungsschwimmern um Dich herum, kannst Du es wagen den Beckenrand loszulassen. Und auch wenn Dir gefühlt das Wasser bis zum Hals steht, kannst Du dann endlich anfangen zu schwimmen.

3. Der richtige Zeitpunkt ist genau JETZT

Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.

Chinesisches Sprichwort 




Du hast noch alle Zeit der Welt, Du bist ja noch so jung, wenn Du dies, das oder jenes erreicht oder abgeschlossen hast, dann…

Wie oft hast Du einen dieser Sätze schon gehört oder selbst gesagt? Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei. Und dann stirbt jemand viel zu jung und hat doch so viel bewegt in diesen kurzen Jahren und habe einen Kloß im Hals, Tränen in den Augen und ein Lächeln auf den Lippen.

Das Leben ist verdammt schön und verflucht kurz, immer zu kurz. Wenn Du etwas verändern willst, dann tu. es. jetzt. Irgendwann gibt es nämlich kein morgen oder später mehr. Tu es jetzt, mach halt, mach Dir nicht so viele Sorgen. 

Am Ende wird immer alles gut!

Der richtige Zeitpunkt ist jetzt. Und ja, natürlich wirst Du Angst haben, ich hab auch Angst. Aber die Neugierde auf das, was kommt, die Dankbarkeit und Aufregung wird so viel größer sein, als Deine Angst, das verspreche ich Dir.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf So little time

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