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Irgendwann klappt es bestimmt – ein Survival-Guide für deine nächste Wohnungssuche

Die Suche nach einer neuen Wohnung ist der absolute Horror. Vor allem in Berlin. Was wir daraus gelernt haben, haben wir für euch in einem kleinen Survival Guide zusammen geschrieben. Nur nicht verzagen, irgendwann klappt es bestimmt!

 

Jung, unverheiratet und selbständig – na, bravo

Juhu, Umzug. Juhu, endlich Berlin. Ich dachte, mit der finalen Entscheidung für die Stadt, in die es nun gehen soll, sei der schwierigste Part des Umzugs getan gewesen. Ich dachte, die Diskussionen und Gedanken darüber, ob Berlin jetzt wirklich das Richtige ist, hätten schon genug an meinen Nerven gezehrt. Tja, falsch gedacht. Denn wer das denkt, kennt den Berliner Wohnungsmarkt noch nicht. Denn bedenke: Wenn dir eine Wohnung gefällt und du dich dafür bewirbst, heißt das noch lange nicht, dass du sie auch bekommst. Es sei denn, du hast den perfekten Lebensentwurf, hast einen „deutsch klingenden“ Nachnamen, bist schon länger verheiratet oder hast zumindest mit deinem Partner oder deiner Partnerin eine gemeinsame Meldeadresse, holst bei der Wohnungssuche locker flockig deine Bewerbungsmappe aus deiner Aktentasche und verdienst in deiner Festanstellung 5000 Euro plus. Dann darf ich dir an dieser Stelle schon mal zu deiner nächsten Wohnung gratulieren – die Zusage kommt bestimmt. 

Blöd nur, dass wir nichts davon hatten. Beide noch an einer anderen Adresse gemeldet, obwohl wir die vergangenen Jahre schon zusammen gewohnt haben. Beide selbständig. Beide jung. Ups. 

35 Wohnungen in sechs Wochen

Davon, dass es schwierig werden könnte, hatten wir durchaus schon eine Vorahnung. Dass wir allerdings einen Sprint hinlegen und uns in sechs Wochen 35 Wohnungen anschauen müssen, hätte sich keiner von uns beiden vorstellen können. Aber glaub mir, Immobilienscout und alle anderen Plattformen ist irgendwann eine Sucht. Oh, wieder neue Anzeige? Vielleicht wird es die nun sein? Vielleicht ist das unsere Wohnung? Und dann steckt man schneller viel tiefer im Wohnungssog, als man denkt. 

Angefangen hat alles mit unserer ersten Wohnungsbesichtigung in Neukölln. Ahnungslos und unwissend, was wir denn alles fragen sollten, hat uns der Vertreter der Wohnungsgesellschaft erst mal einen Crashkurs gegeben. Naja, er hat geschmunzelt, wir haben mitgeschrieben. Die Wohnung haben wir natürlich nicht bekommen, dafür ein paar wichtige Informationen. All das und alles andere, was wir auf unserem Wohnungssprint gelernt haben, habe ich mal für euch zusammengefasst. 

1. Plane rechtzeitig! 

Quelle: The Late Show with Steven Colbert | via Giphy 

Kümmere dich rechtzeitig um all deine Unterlagen, die du brauchst. Dazu gehören unter anderem eine Kopie deines Personalausweises oder eine Kopie deines Reisepasses plus eine Meldebescheinigung (für diese musst du zu deinem Bürgerbüro), eine Bescheinigung zur Mietschuldenfreiheit deines aktuellen Mieters (auch dafür mal zwei Wochen einkalkulieren – du weißt nie, wie schnell dein Vermieter reagiert), deine Schufa-Auskunft (online hast du es sofort, kostet allerdings auch. Per Brief dauert es länger, ist jedoch kostenfrei). Schau, dass du alle Unterlagen sorgfältig eingescannt auf deinem Laptop hast, sodass du je nach Wohnung individuell deine Bewerbungsmappe zusammenstellen kannst. Gänge zum Copyshop unter Druck oder lästige Telefonate mit irgendwelchen Behörden kann niemand gebrauchen!

2. Bewerbungsmappe – was ist damit? 

Quelle: Hulu | via Giphy 

Apropos Bewerbungsmappe. Ja, es gibt noch Leute, die mit ihrer Bewerbungsmappe in ausgedruckter Form direkt zur Besichtigung kommen. Allerdings ist das, meiner Meinung nach, eher unpersönlich als gut vorbereitet. Schließlich kannst du erst im Nachhinein beurteilen, was dir an der Wohnung gefällt und mittels dieser Punkte dem Vermieter charmant verklickern: GIB UNS DIE WOHNUNG

3. Fragen stellen

Quelle: reddit | via Giphy 

Tja, eine Wohnungsbesichtigung ähnelt tatsächlich ein wenig einem Bewerbungsgespräch. Es wird auf saubere Kleidung geachtet, auf einen festen Händedruck, auf Rückfragen, die – wie in einem Bewerbungsgespräch – ein Zeichen für das Interesse des Bewerbers sein sollen. Daher: Immer Rückfragen stellen! So doof es auch klingt. Und auch wenn es nur pro forma ist. Frag nach der Heizung, frag nach einem Keller. Dir wird schon etwas einfallen. 

4. Nicht verzagen! 

Quelle: reddit | via Giphy 

Hast du einmal eine Wohnung gefunden, die zu 100 Prozent deinen Vorstellungen entspricht, kannst du dich darum bemühen, dein Interesse in einer Mail an den Vermieter zu verpacken. Aber da hört dein Einfluss auch schon wieder auf. „Tut mir leid, ich hätte Ihnen sofort eine Zusage gegeben, wenn die anderen Bewerber nicht gewesen wären. Sie waren die zweite Wahl.“ Na toll, und jetzt? Es hat alles gepasst, anscheinend waren wir super sympathisch, aber das letzte Bisschen hat gefehlt? Wie im Job, weißt du auch bei der Wohnungssuche nie, ob sich unter den anderen Bewerbern vielleicht Freunde, Freundesfreunde oder Bekannte des Vermieters befinden und die anderen Bewerber nur aus Formalitäten zum Vergleich eingeladen werden, obwohl die Entscheidung schon vorab steht. Daher: Du kannst vieles, aber nicht alles. 

5. Sei natürlich

Quelle: Hulu | via Giphy

Einschleimen bringt nichts. Denn die Person, die dir die Wohnung zeigt, ist in den seltensten Fällen auch diejenige, die die Wohnung vergibt. Gib dich so, wie du bist. Deine Bewerbungsunterlagen werden sowieso nur digital weitergereicht, vielleicht mal mit einer größeren oder kleineren Empfehlung. Und that’s it.

6. Setze auf Wohnungen ohne Bilder 

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Wenn du auf Wohnungsplattformen unterwegs bist, halte Ausschau nach Wohnungsanzeigen ohne Bilder. Warum? Zum einen sind das oftmals Wohnungen, die sich gerade noch in der Renovierungsphase befinden und daher vielleicht besonders attraktiv sein könnten, zum anderen bewerben sich auf diese Wohnungen deutlich weniger Personen und deine Chancen steigen schnell um ein Vielfaches. 

Klar, wenn du Kontakte und ein bisschen Glück hast, bleibt dir der ganze Wohnungs- und Bewerbungskram erspart. Ich könnte diese Liste endlos weiterführen, das Wichtigste allerdings ist: nicht verzagen, gut organisiert sein und immer schön weiter suchen. Wie gesagt: bei uns hat die Wohnungssuche angefangen in Neukölln, gelandet sind wir jetzt im Wedding. Und das nicht, weil wir die beste Bewerbungsmappe hatten, sondern, weil die Wohnungssuche online keine Fotos enthielt, wir die einzigen Bewerber waren, die eingeladen wurden und der Vermieter uns mit folgenden Sätzen empfing: „Ich sage ihnen gleich: Sie waren mir von der ersten Mail an sympathisch. Daher sind Sie die Einzigen, die ich eingeladen habe. Wenn Sie die Wohnung haben wollen, dann kriegen Sie die.“ Jackpot. Struktur hilft, Ausdauer hilft – und doch entscheiden am Ende die Faktoren, auf die wir keinen Einfluss haben.

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