Es sollte eigentlich die schönste Zeit des Jahres sein, die Zeit der glitzernden Tannen und leuchtenden Kinderaugen. Allerorten wird zusammen gebastelt, gelacht und gesungen, gebacken… Unsere CommunityAutorin beschleichen trotzdem schon seit längerem eher ambivalente Gefühle, wenn es um die Vorweihnachtszeit geht.
Chill mal, Mama…
Weihnachten? Neben der ganzen Beschaulichkeit, die ich natürlich auch zu schätzen weiß, ist es eben auch eine unheimlich stressige Phase: Zu keiner Zeit des Jahres habe ich so viele Termine im Kalender, so viele unerledigte To-Do’s auf dem Tisch und Dinge, die noch irgendwie auf den letzten Drücker organisiert werden müssen.
Und, seit ich Mutter bin, bringt der Versuch, Familienleben, Job und Weihnachtsvorbereitungen miteinander zu vereinbaren, nochmal ganz neue Herausforderungen mit ins Spiel. Wie kann ich es also schaffen, habe ich mich gefragt, diesen Stress so zu reduzieren, dass ich nicht nach den Weihnachtfeiertagen entkräftet zusammenklappe?
Deswegen habe ich in den letzten Jahren ein paar Stress-Vermeidungs-Strategien entwickelt, sowie neue Vorsätze für dieses Jahr getroffen, die ich heute gerne mit Euch teilen möchte.
1. Gemeinsamer Kalender
Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber bei uns jagt ab Mitte November ein Termin den anderen: Allein die diversen Weihnachtsfeiern (Job, Verein, Kita, Schule etc.), zu denen man wahlweise alleine, als Paar oder auch mit der ganzen Familie geht, würden ausreichen, um mein Ausgeh-Kontingent eines regulären Vergleichsmonats um ein Vielfaches zu übersteigen. Hinzu kommen Jahres-Abschluss-Gespräche, Einladungen zum Weihnachtszirkus und des Weiteren mehr. Wir haben uns aus diesem Grund unseren gemeinsamen Kalender für Dezember ausgedruckt und am Kühlschrank aufgehängt, um z.B. die Kinderbetreuung besser zu koordinieren.
2. Geschenke – was man hat, hat man
Ich fange mittlerweile frühzeitig an, mir Geschenke zu überlegen – früher erledigte ich häufig erst am 24.12. im überfüllten Einkaufszentrum meine gesamten Besorgungen – und einen dezidierten Plan zu erstellen, was, wie, wann und von wem besorgt wird. Oft tut es eine simple Excel-Tabelle, mittlerweile gibt es aber auch eine ganze Reihe an Apps oder Listen in Onlineshops, die die Geschenkplanung vereinfachen. Wichtig ist, gut zu kategorisieren, z.B. ob die Geschenke online bestellt, im Laden gekauft oder selbst gemacht werden. Auch ein Zeitsparer: Lasst die Geschenke, wenn möglich, bereits im Laden einpacken und klebt Zuhause eine selbstgeschriebene Karte drauf.
Noch ein Tipp: Ich habe zu Hause seit einigen Jahren eine Kiste, in der ich potenzielle Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke sammle. Spontankäufe im Sommer-Urlaub finden ebenso ihren Weg in die Kiste wie etwa Geschenke an mich oder meine Familie, die wir entweder schon hatten oder „nicht so zu uns passten“, aber zu jemand anderem schon…
3. Keine-Geschenke-Pakt
Ich finde ja, es müssen nicht immer alle etwas bekommen. Ich habe noch nie verstanden, wenn mir Leute erzählt haben, dass sie schon die Hälfte der Geschenke besorgt hätten und jetzt nur noch 17 weitere Leute auf Ihrer Liste stünden (inklusive der Arbeitskollegen, Tante Erika und Cousine Manuela, die man genau einmal im Jahr sieht.) Bei mir bekommen a.) nur Familienmitglieder ersten Grades, b.) sehr enge Freunde und c.) meine Patenkinder etwas zu Weihnachten geschenkt. Zusätzlich habe ich mit einigen Leuten einen expliziten Keine-Geschenke-Pakt geschlossen: Mit meinem Bruder praktiziere ich das zum Beispiel seit Jahren so und wir lieben uns nach wie vor von Herzen. Probiert es mal aus: Ich habe häufig die Erfahrung gemacht, dass die Leute regelrecht erleichtert sind, wenn der Vorschlag kommt.
4. DIY – nur dann, wenn es wertgeschätzt wird
Gleich vorweg: Ich bewundere Menschen, die gerne alleine oder gemeinsam mit ihren Kindern wunderschöne Dekorationen basteln, Adventskalender selbst kreieren und befüllen und geschwind den Adventskranz selbst stecken. Mir wurde diese Gabe leider nicht mit auf den Weg gegeben und viel wichtiger: Es legt niemand in meiner Familie großen Wert darauf. Wozu dann der Aufwand? Also gibt es dieses Jahr den gekauften Motiv-Adventskalender (den mein Sohn eh viel lieber mag), ein wenig IKEA-Deko und den schlichten Kranz mit vier schönen Kerzen ohne Schnickschnack, der noch dazu viel schöner aussieht als alles, was ich selbst zustande gebracht hätte. Lieber nutze ich die Zeit zum Plätzchen backen mit den Kids.
5. Schmalhans Küchenmeister
Ich koche für mein Leben gerne – wirklich! Aber nicht an Heiligabend! Mit der richtigen Muße und Zeit, empfinde ich das Zubereiten eines tollen Menüs fast als meditativen Akt. Wenn man nebenbei aber noch zum Kindergottesdienst gehen, Oma und Opa empfangen, das hypernervöse Kind beruhigen und eine heimelige Atmosphäre schaffen muss, ist kochen für mich purer Nervenkrieg. Dieses Jahr gibt es eine am Vortag bereitete Kleinigkeit oder wir rufen das „Gänse-Taxi“.
6. Weihnachtsfeier
Apropos Weihnachtsfeier: Auch als Mutter möchte man sich mal so richtig aufbrezeln und wenn man dann noch das „Glück“ hat, dass auf der Arbeitsweihnachtsfeier ein bestimmter Dress-Code vorgegeben ist, kommen schnell zusätzliche To-Do’s auf die eh schon lange Liste. Meine Tipps:
a.) Wasserdichte Terminplanung: Rechtzeitig den Partner oder Babysitter einspannen und informieren.
b.) Outfit besorgen: Am besten frühzeitig online diverse Varianten bestellen und dann in Ruhe zu Hause schauen, was passt. Der Rest geht zurück.
c.) Am Tag der Feier eventuell noch einen Friseurtermin buchen und dann ab aufs Parkett!
7. Mehr Stress, mehr Unterstützung
Man muss nicht immer alles selbst machen: Wenn Ihr dank des gemeinsamen Kalenders frühzeitig wisst, wann es zu Terminengpässen kommen kann, lasst Euch reichlich Vorlauf, um z.B. die Kinderbetreuung entsprechend zu organisieren. Sprecht euch vielleicht auch im Vorfeld mit anderen Eltern im Freundeskreis ab und organisiert rechtzeitig Termine mit dem Babysitter. Eine weitere Entlastung, die ich mir gerne gönne, ist die Unterstützung durch unsere Haushaltshilfe, die vor den Weihnachtsfeiertagen einmal öfter kommt.
8. Es nicht jedem recht machen wollen
Wahrscheinlich kennt Ihr diese Diskussionen auch: Fahren wir dieses Jahr zu deiner Familie oder zu meiner? Mit welchen Großeltern wird gefeiert? Teilen wir den Abend auf? Sollen wir einfach alle zu uns einladen? Mich haben diese Fragen jedenfalls in den letzten Jahren ganz schön Nerven gekostet. Und wozu? Allen macht man es meist eh nicht recht und irgendjemand fühlt sich immer benachteiligt. Unsere Lösung: Wir feiern am 24.12. bei uns zu Hause. Mit unserem Sohn. Wer dazu kommen möchte, ist herzlich willkommen!
Nachtrag: Mir ist bewusst, dass nicht jede/r sich mit den vorgeschlagenen Tipps und Strategien anfreunden kann. Jeder Mensch und jede Familie ticken anders und was bei mir gut klappt, muss nicht für alle Familien passen oder gut funktionieren. Mein Wunsch: Möge sich einfach jeder das mitnehmen, was zu ihm passt!
Dieser Artikel ist zuerst bei Betreut.de erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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