Für die Wirtschaftspsychologin Mahsa Amoudadashi ist die innere Einstellung der Schlüssel zur Zufriedenheit im Job. Ihrer Meinung nach muss es dafür nicht immer gleich die Kündigung sein.
Nicht immer wird alles nach dem Jobwechsel besser
„Arbeitszeit ist Lebenszeit“, sagt die Wirtschaftspsychologin Mahsa Amoudadashi, die als Coach und Speakerin arbeitet. Für sie ist es von absoluter Wichtigkeit, dass Menschen ihre Arbeitszeit nicht einfach nur „herumkriegen“ und ihr vermeintlich „echtes“ Leben auf die Freizeit verschieben. Marleen van de Camp von Business Insider fasst zusammen, was die Wirtschaftspsychologin rät.
Oft wird Mitarbeitern, die unzufrieden in ihrem Job sind, geraten, zu kündigen. Amoudadashi zufolge ist die Wirkung des Jobwechsels aber oft nur von kurzer Dauer. Denn das Problem ist in vielen Fällen nicht der falsche Job, sondern die falsche Einstellung. Und die wechselt natürlich mit euch die Stelle.
„Wenn ich im Job unzufrieden bin, muss ich erst mal hinterfragen, mit welcher Einstellung ich jeden Tag zur Arbeit gehe“, sagt sie. „Die meisten haben schon beim Aufstehen eine Null-Bock-Einstellung, oder nörgeln, dass alles so schwer ist. Und dann kann der Tag nicht gut werden.“
Wir können unseren Fokus bewusst lenken
Denn wer schon mit einer ablehnenden Einstellung in den Tag startet, richtet seinen Fokus bewusst auf das Negative, sagt die Psychologin. Dann sieht er im Alltag nur die Dinge, die schwer sind und die nicht gut laufen.
„Ich stehe stattdessen morgens auf und sage mir: Das wird ein guter Tag, ich freue mich auf den Tag“, sagt sie. „Und dann sehe ich auch im Vordergrund die Dinge, die schön sind. Dann sehe ich diejenigen, die mich in der U-Bahn anlächeln, nicht die, die mich anrempeln. Denn Menschen können ihren Fokus ganz bewusst lenken.“
Viele Freunde sind anderer Ansicht
„Mit meinen Freund*innen diskutiere ich viel über dieses Thema, weil viele nicht meiner Meinung sind“, sagt sie.
Ihre Freund*innen argumentieren, sie habe gut Reden und in der Theorie klinge alles so fantastisch. Man stehe einfach morgens auf und rufe: „Tschakka, es wird ein guter Tag!“ Aber die Realität sehe anders aus. „Wir haben von Montag bis Freitag nur öde Routine, keine spannenden Aufgaben, keine neuen Herausforderungen“, beschweren sie sich. „Sich jeden Morgen einzureden, man habe da Bock drauf, ist schwer.“
Amoudadashi lässt dieses Argument nicht gelten. „Das sind für mich Ausreden“, sagt sie. „Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, was wir tun, sondern wie wir es tun.“ Entscheidend sind also nicht die Aufgaben, die wir im Alltag haben. Es ist unsere innere Haltung. Die Wirtschaftspsychologin begründet ihre Meinung mit der folgenden Anekdote:
Leidenschaft, selbst im banalsten Job
„Ich war vor 2 Jahren hier in München in einem kleinen Café. Ein Mitarbeiter war dort eingestellt, lediglich, um den Kunden die Tür aufzumachen. Ich glaube, es gibt keinen banaleren Job. Aber dieser Mann hat das mit so einer Leidenschaft gemacht, dass ich gar nicht wegschauen konnte. Er hat mit Kund*innen Small Talk geführt, eine alte Dame hat ihm eine Dose Lebkuchen gebracht, er kannte die Namen vieler Besucher*innen, viele kannten ihn, gaben ihm die Hand, ich war wirklich fasziniert. Und ich dachte, wenn dieser Mann es schafft, mit seiner Einstellung seinen Tag so zu gestalten, dass er Freude daran hat, dann können das alle.“
Der Angestellte war nicht unzufrieden, weil er den ganzen Tag nur Leuten die Tür aufhalten musste. Er fragte sich nicht alle 30 Minuten, wann die nächste Pause ist. Im Gegenteil. Er engagierte sich, er kommunizierte mit den Menschen. Und dafür bekam er von den Leuten etwas zurück. „Er bekam ein Lächeln oder ein paar freundliche Worte und sogar Geschenke“, sagt Amoudadashi. „Das macht doch viel mehr Spaß, als wenn man nur missmutig herumsteht.“
Dieser Text von Marleen van de Camp erschien zuerst auf Business Insider.
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