Viele Paare erzählen nicht, dass sie für ihr Kind auf medizinische Hilfe angewiesen waren – oft aus Scham. Chrissy Teigen versucht weiterhin mutig, die Themen Unfruchtbarkeit und künstliche Befruchtung zu normalisieren.
Zu schmerzhaft, um darüber zu sprechen
Mit der Belastung, die für viele Frauen und Männer die Diagnose „Unfruchtbarkeit“ bedeutet, können diese besser umgehen, wenn sie mit ihrer Situation nicht allein bleiben, sondern darüber reden können. Dennoch behalten viele Paare und Frauen für sich, wenn ihre Schwangerschaft nicht das Ergebnis von Sex war, sondern das Ergebnis von Warten, Untersuchungen, Behandlungen. Obwohl es normal ist, ist es eben auch immer noch nicht normal, da die Erfahrung einer künstlichen Befruchtung schmerzhaft sein kann und leider immer noch mit Scham besetzt ist. Denn Fruchtbarkeit gehört für viele sowohl zum Frausein als auch zum Mannsein dazu. Stellt sich keine Schwangerschaft ein, fühlen sich viele Frauen in ihrer Weiblichkeit beschnitten, Männer kränkt ihre Zeugungsunfähigkeit ebenso.
Gespräche über die Erfahrung, nur schwer oder gar nicht schwanger zu werden, ergeben sich dann eher zufällig, wenn irgendjemand im Freundeskreis den Mut hat, selbst darüber zu sprechen. Und plötzlich merkt man: Ich bin ja gar nicht allein damit. Verdammt viele Menschen sind davon betroffen. In Deutschland ist fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 ungewollt kinderlos.
Ein zweites Baby für Chrissy Teigen
Das bekannte US-Model Chrissy Teigen hat die Gespräche über Kinderkriegen mit medizinischer Hilfe schon bei ihrer ersten Schwangerschaft nicht nur in Familie und Freundeskreis geführt, sondern ihre mediale Präsenz genutzt, um die Themen Unfruchtbarkeit und künstliche Befruchtung in die Öffentlichkeit zu tragen und damit zu normalisieren – das Gleiche machte sie mit ihrer postpartalen Depression, an der bis zu 20 Prozent der Mütter erkranken und die auch Väter treffen kann. Teigen, die mit „Cravings“ einen Kochbuch-Beststeller schrieb und auf Twitter fast 8 Millionen Follower hat, die ihren Humor lieben und die das öfter mal nutzt, um den US-Präsidenten Donald Trump ihre Abneigung entgegenzubringen – “lol no one likes you” – erzählte nebenbei in ihrem Interview mit der amerikanischen Instyle, dass ihr Mann, John Legend, und sie, nun das zweite Baby mit IVF bekommen möchten und sie den nächsten Behandlungszyklus bald beginne. Ein eingefrorener Embryo sei vom ersten Zyklus noch da.
Über das emotionale Auf und Ab einer Fruchtbarkeitsbehandlung hat sie schon vorher offen gesprochen und unter anderem erzählt, dass die erste Behandlung nicht zu einer Schwangerschaft führte und sie erst beim zweiten Versuch mit ihrer Tochter Luna schwanger wurde. Mit ihrer Offenheit hilft sie all denjenigen Menschen, die ihre Unfruchtbarkeit und eine etwaige Behandlung als etwas sehr Einsames erleben und denen nahestehende Gesprächspartner fehlen. Vielleicht trägt das dazu bei, dass immer mehr Menschen ihre Erfahrungen teilen und somit die Entscheidung, reproduktionsmedizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wahrgenommen werden kann als das, was sie mittlerweile ist: etwas Normales. Ein medizinischer Fortschritt, den man nicht verschweigen muss, sondern sich über ihn freuen kann – und damit mit freuen mit den Familien, die es ohne künstliche Befruchtung nie gegeben hätte.
Viele Geburten dank künstlicher Befruchtung
In Deutschland sind mit reproduktionsmedizinischer Unterstützung bereits über 200.000 Kinder geboren worden, weltweit sind es sogar über fünf Millionen Babys, die nach IVF und ICSI auf die Welt kamen, seitdem die Befruchtung außerhalb des Körpers möglich ist. Mehr als 50.000 Frauen in Deutschland nehmen aktuell pro Jahr die langwierige und teure Behandlung in Anspruch. Ihr Anteil an den Frauen, die Kinder bekommen, wächst. Laut IVF-Register waren über 2,5 Prozent aller lebendgeborenen Kinder im Jahre 2013 das Resultat einer Befruchtung außerhalb des Körpers. Um es vorstellbar zu machen: In einer durchschnittlichen Schulklasse mit 30 Kindern sitzt ein Kind, dass es ohne medizinische Hilfe nicht gegeben hätte.
Titebild: Disney | ABC Television Group | Image Group LA/ABC | CC BY-ND 2.0
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