Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – und so treten wir dem Fremden meist erst einmal skeptisch gegenüber. Warum es uns aber allen besser ginge, wenn wir die offene Begegnung miteinander wagen, das hat Communityautorin Sabrina Haselbach aufgeschrieben.
Warum wir die Gewohnheit lieben und das Fremde scheuen
Braun-grüne Augen, lächelnd und doch ernst. Das Tor zur Seele des Menschen. Ausdruck eines Charakters, der tief im Inneren schlummert. Oberflächlich erahnbar, selten vollkommen einschätzbar – nicht auf den ersten Blick. Wir Menschen sind Herdentiere, wir lieben instinktiv die Gewohnheit und scheuen das Fremde. Egal ob es sich bei dem Fremden um lebensverändernde Ereignisse, herausstechende Charaktereigenschaften oder Hautfarben handelt. Dieses Misstrauen ist normal – nur nicht immer berechtigt.
In meinem Leben stand ich, wie viele, schon auf beiden Seiten: Mal wurde ich
akzeptiert und mal ausgestoßen. Das ist der Lauf der Dinge, doch ich habe eine
Sache gelernt: „Verurteile niemanden – jeder hat einen Grund für sein Verhalten.“
Das Leben der Anderen
Einfach nur dazu gehören – nicht mehr und nicht weniger – das ist ein Wunsch, den viele Außenseiter haben. Denn Gruppen geben uns Halt, Bestätigung und Trost. Wir sind nicht alleine, sondern stehen zusammen. Und das tut einfach verdammt gut, denn auch wenn wir manchmal ganz gerne alleine mit uns sind – auf Dauer sind wir nicht für die Isolation gemacht. Traurigstes Beispiel dafür sind die Selbstmordraten von Mobbingopfern oder auch die Radikalisierung von Menschen. Zugegeben, beides sind Extreme – die aber eben aus einer Verzweiflung heraus entstehen. Zumindest nehme ich das so wahr, denn ansonsten ließe sich für mich der Wahlerfolg mancher Parteien nicht nachvollziehen.
Natürlich ist die Welt weder schwarz noch weiß. Und gesellschaftliche Isolation ist längst nicht der einzige Grund für solche Handlungen. Aber dennoch spielt der Faktor Gemeinschaftszugehörigkeit eine wichtige Rolle in unserem Gesellschaftsgefüge – es hält uns zusammen oder es treibt uns auseinander.
Würden Menschen ohne Ausgrenzung anders handeln?
Ich denke, viele werden irgendwann die Erfahrung im Großen oder Kleinen gemacht haben: Ausgrenzung tut weh. Jede weitere Erfahrung nagt am Selbstwert der Person und beeinflusst irgendwann Lebensentscheidungen.
Vorurteile spielen dabei eine zentrale Bedeutung, denn oftmals stimmt unser oberflächlich gezeichnetes Bild nicht mit dem Inneren eines Menschen überein. Dessen sollte man sich bewusst sein, aber: Manche Menschen will man auch einfach nicht in seine Komfortzone lassen – und das müssen wir nicht.
Doch ganz gleich, ob Schublade oder nicht, sollte es uns möglich sein, mit jedem Menschen freundlich umzugehen. Schließlich wird es uns selbst früher oder später auch einmal wieder passieren, in eine Schubladen gesteckt zu werden – und auch wir wollen wegen dieser (falschen) Zuordnung nicht schlecht behandelt werden.
Wie lege ich unnötige Vorurteile ab?
Wie also geht man am besten mit dieser Situation um? Meine Methode um Vorteile abzulegen ist: vollkommene Akzeptanz. Das klingt möglicherweise erst einmal unlogisch. Doch man muss nicht jeden Menschen lieben, um ihn zu akzeptieren. Ich akzeptiere den Menschen als Person, als genau so ein Komplettpaket mit Stärken und Schwächen – wie ich sie auch in mir trage. Wie dieses Vorhaben verinnerlichen kann? Da gibt’s nur einen Weg:
Gehe offen auf den Menschen zu, lerne ihn kennen und seh den Menschen hinter der Fassade.
Wenn hinterher doch der negative Eindruck überwiegt, dann kann man sich ja immer noch von der Person fernhalten. Aber wer sich auf eine ehrliche Begegnung einlässt, der wird schnell merken: Der erste, oberflächliche Eindruck erzählt am Ende nicht viel von den Menschen. Also los, sprecht mit den Leuten! Denn mal ganz ehrlich: Was haben wir zu verlieren, wenn wir vorurteilsbewusst handeln?
Dieser Artikel ist zuerst auf unkonform erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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