Foto: Angelica Litvin

Große Kunst: Wie man mit kreativer Arbeit Geld verdient

Viele wünschen sich, von ihrer kreativen Arbeit leben zu können. Hier sind ein paar Tipps und Denkanstöße, die dabei helfen können.

 

Kreative Arbeit als Brotjob und Ausdruck des Innersten

Wenn sich jemand entschließt, seine Kreativität zu seinem Beruf zu
machen
, also damit Geld zu verdienen und sie nicht nur als Hobby in
seiner Freizeit auszuleben, stellt sich die Frage nach dem Selbstwert im
wahrsten Sinne des Wortes.

Denn kreativ zu arbeiten ist keine Tätigkeit, von der man sich innerlich
abgrenzen kann, im Gegenteil – sie ist Ausdruck des Inneren und somit
auch immer sehr persönlich.

Der immaterielle Wert des Geldes

Viele die ich kenne, die künstlerisch-kreativ arbeiten, tun sich
schwer damit, den Wert ihrer Tätigkeit in den vermeintlich rein
materiellen Wert Geld zu übersetzen. Ich selbst habe das Thema Geld
lange links liegen gelassen, nach dem Motto: „Hauptsache glücklich“. Erst
als ich begonnen habe Geld als Unterstützung für das zu sehen, das mir
wichtig ist, nämlich Freiheit und Möglichkeiten, wurde mir bewusst,
dass die Schnittstelle zwischen Geld und Glück nicht so klein ist wie
gedacht.

Geld hat nicht nur einen materiellen Wert, mit dem man Miete zahlen oder Dinge einkaufen kann, sondern hat ebenso einen hohen immateriellen Wert. Es
ermöglicht uns Erlebnisse, Erfahrungen und damit auch eine weitere
berufliche und persönliche Entwicklung.

Geld ist neutral

Geld und Gefühle? Alle Emotionen, die wir damit verbinden, sind unsere eigenen Glaubenssätze, die aus Prägung und
Erziehung entstanden sind. „Geld macht nicht glücklich“ oder „Geld
verdirbt den Charakter“ sind nur zwei Beispiele für negative
Glaubenssätze, die es erschweren, das Geld auch von Herzen zu wollen.

Geld ist nur (wertloses) Papier, das wir als Tauschmittel in unserer
Welt verwenden, weil sie zu groß und komplex ist, um Produkte und
Leistungen untereinander zu tauschen. Vor Tausenden von Jahren
verwendeten die Menschen Muscheln oder besonders schöne Steine als
Tauschmittel. Das, was also in unseren Portemonnaies ist oder als Zahl
auf unserem Bankkonto, sind einfach die modernen Muscheln.

Geld ist: Be- und Entlohung

Die kreative Arbeit selbst ist oftmals schon Belohnung, weil sie
Freude macht, weil man sich in ihr lebendig fühlt und mit ihr
identifiziert. Aber gerade deswegen sollte man sie finanziell besonders
hoch schätzen – weil man dadurch auch besonders gut ist in dem, was man
tut.

Kreative Arbeit und Professionalität

Professionell aufzutreten bedeutet nicht, sich verstellen zu müssen.
Professionell zu sein, bedeutet schlicht zu können, was man tut. Gerade
kreative Menschen brauchen eine authentische und unaufgesetzte
Kommunikation
mit potentiellen Kunden oder Auftraggebern.

Ich finde es immer sehr schön, mit den Menschen, mit denen ich
beruflich zu tun habe, auch eine persönliche Ebene zu finden. Da ich
innerlich keine Trennlinie zwischen meiner beruflichen und privaten
Person ziehe, kann ich auch im Außen keine ziehen. Umgekehrt gehts
auch: Wenn ich jemanden privat kennenlerne und sehr mag, kann ich mir
auch immer vorstellen, beruflich etwas zusammen zu machen.

Kreative Arbeit bedarf Mut

Mut klingt so heroisch und nach großen Taten, aber es ist oft etwas
sehr viel Kleineres, das den größten Mut erfordert: Uns zu zeigen.

Vor der Premiere meines Verlages vor vier Jahren war ich sehr
aufgeregt und auch das Fläschchen Bachblüten, das ich fast auf Ex
getrunken hatte, half nicht weiter. Es kostete mich viel Überwindung,
mich vor die zahlreichen Gäste zu stellen und zu erzählen, was ich da
mache. Aber zu meiner eigenen Überraschung fiel die Anspannung schon
nach den ersten Sätzen von mir ab. Es war genau meins, was ich da tat
und wer sollte es besser zeigen als ich selbst?

Um von kreativer Arbeit zu leben ist eines wichtig: Die innere Haltung

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem, was wir über uns selbst
denken und dem, was uns von außen begegnet. Ein Maler, der annimmt, dass
es ihm nicht gelingen wird, seine Bilder zu verkaufen, wird sie
höchstwahrscheinlich auch nicht verkaufen.

Wenn ein Kreativer seine Arbeit mit Liebe und Wertschätzung sieht und
der Meinung ist, dass sie es absolut wert ist, dass andere Menschen
dafür bezahlen, dann füllt sich seine Badewanne zwar nicht von selbst
mit Golddukaten, aber es ist eine wichtige und notwendige Haltung, um
dem Geld verdienen näherzukommen.

Effectuation oder: Einfach machen

Vor meinen Coachings und Workshops bei den Kultur- und Kreativpiloten
dachte ich, ich sei die einzige Selbständige ohne Businessplan oder
konkretes Zweijahresziel. Mein Bauchgefühl war immer mein einziger
Kompass und ich vertraue und folge ihm. Und dennoch hatte ich das
diffuse Gefühl, es „nicht richtig“ zu machen.

Und dann saß ich plötzlich mit vielen anderen zusammen, die es wie
ich machten. Und ich erfuhr, dass es sogar einen Begriff dafür gibt:
Effectuation. Effectuation bedeutet, dass man nicht zielorientiert,
sondern einfach mit den Mitteln und Möglichkeiten, die man hat, beginnt.
Und dass man sich den Zufall zum Freund macht und offen ist für
Anpassungen an neue Umstände und Möglichkeiten.

Kreativ zu arbeiten ist eine wunderbare Chance zur Selbstverwirklichung und ich wünsche allen Kreativen da draußen viel Erfolg!

Dieser Artikel ist zuerst auf marionliliwagner.de erschienen. Wir freuen uns, ihn auch bei uns veröffentlichen zu können.

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