Unsere Serie geht weiter: Personaler großer Unternehmen verraten uns, welche Antworten sie im Jobinterview auf ihre gängigsten Fragen hören wollen, diese Woche: Bettina Vaupel von Ebay.
Bitte nicht nach Urlaubstagen fragen
Es gibt ein paar Klassiker, die in keinem Bewerbungsgespräch fehlen – aber wie antwortet man darauf souverän und originell? In unserer Serie fragen wir bei Personalern aus unterschiedlichen Branchen nach. In der vergangenen Woche hat Ingrid Meyer von Greenpeace ihre Tipps verraten, davor hatten wir bei Jannis Tsalikis, dem Personalchef bei Vice, nachgefragt. Und diese Woche:
Bettina Vaupel, Senior Director HR bei Ebay Deutschland:
„Grundsätzlich sollte man sich in einem Bewerbungsgespräch so authentisch wie möglich geben. Der Gesprächspartner merkt schnell, wenn Bewerber mit auswendiggelernten und zurechtgelegten Antworten etwas vorgeben, das sie nicht tatsächlich mitbringen. Außerdem verhindert ein gekünstelter Gesprächsverlauf meist eine inspirierende, offene Unterhaltung, was sich wiederum negativ auf die Glaubwürdigkeit des Bewerbers auswirkt.
Grundsätzlich lässt sich festhalten: Keine Kandidatin muss sich im Interview nur positiv darstellen. Schwächen sind menschlich und niemand ist frei davon. Im Gegenteil: Eine gewisse Reflektiertheit kann nur vorteilhaft sein. Im Bewerbungsgespräch geht es eher darum, die Persönlichkeit des Kandidaten oder der Kandidatin zu erfassen und nicht eine fehlerlose Super-Person zu entdecken. Im Umkehrschluss ist es auch für die Kandidaten wichtig, ein gutes Gefühl bei der Unternehmenswahl zu haben – besonders, wenn man an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert ist.“
1. „Erzählen Sie uns doch mal etwas über sich selbst“
„Ihren Lebenslauf sollte jeder Interviewpartner bereits gelesen haben, das heißt, wiederholen Sie nicht 1:1, was schon offensichtlich ist. Erzählen Sie stattdessen etwas, das nicht im Lebenslauf zu finden ist. Was zeichnet Sie als Menschen aus? Haben Sie ein spannendes Hobby? Oder haben Sie eine besondere Erfahrung gemacht, die Ihren Lebensweg beeinflusst hat? Warum haben Sie sich für welchen Schritt entschieden? Was sind Ihre Werte? Geben Sie etwas von Ihrer Persönlichkeit preis.“
2. „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“
Keiner erwartet, dass Bewerberinnen alle Unternehmenskennzahlen runterbeten können, aber man sollte sich im Vorhinein gut über das Unternehmen informieren. In der heutigen Zeit ist das dank Internet ja eigentlich ein leichtes Spiel. Daher fällt es besonders negativ auf, wenn ein Kandidat über einfachste Zusammenhänge nicht informiert ist oder sogar das Unternehmensmodell nicht verstanden hat.“
3.
„Warum wollen Sie bei uns arbeiten?“
„Wichtig ist es, die Begeisterung für das Unternehmen deutlich zu machen. Schließlich möchte niemand eine Person einstellen, die nicht engagiert im Team mitarbeiten möchte. Aber bitte keine übertriebene Lobhudelei – es können durchaus auch kritische Anmerkungen oder Fragen im Gespräch angebracht werden. Der Gesamteindruck sollte vermitteln: Ich finde das Unternehmen und die Aufgabe spannend, ich sehe für mich Entwicklungsperspektiven und habe das Gefühl, in diese Unternehmenskultur zu passen.“
4. „Warum bewerben Sie sich für diesen Job?“
„Erklären Sie, welche Fähigkeiten Sie mitbringen, die für diesen Job relevant sind. Geben Sie Beispiele aus Ihrer Berufserfahrung, die deutlich machen, dass Sie für diesem Job bestens vorbereitet sind. Erklären Sie, warum Sie diesen Job als einen logischen nächsten Entwicklungsschritt für sich sehen und zeigen Sie, dass Sie sich mit den Inhalten des Jobs auseinandergesetzt haben.“
5. „Was sind Ihre größten Stärken/Schwächen?!“
„Stärken kann jeder meist aus dem Stegreif runterrattern. Schwierig wird es bei den Schwächen oder Development Areas. Wer stellt sich schon gern im Bewerbungsgespräch bloß? Bitte zählen Sie Ungeduld nicht als Schwäche auf. Das ist langweilig und abgedroschen. Jeder hat Bereiche und Aufgaben, die er nicht wirklich gern macht. Das ist keine Schande. Woran will man arbeiten? Wo sieht man noch Entwicklungspotenzial? Oft liegen Stärken und Schwächen dicht beieinander und so kann man gut im konkreten Kontext über seine eigenen Schwächen reden, ohne sich dabei in ein schlechtes Licht zu rücken.
6. „Wieso sollten wir uns gerade für Sie entscheiden?“
„Bitte keine übertriebenen Ausführungen und Darstellung Ihrer selbst. Am besten kurz und prägnant zusammenfassen, warum sich Jobprofil und persönliches Skill Set wunderbar ergänzen und warum man überzeugt ist, auch menschlich einen positiven Beitrag leisten zu können.“
7. „Wie sehen Ihre Gehaltsvorstellungen aus?“
„Ehrlich raus damit – aber bitte realistisch bleiben. Das Gehalt ist natürlich nicht das wichtigste Kriterium, aber es ist ein wichtiger Faktor. Beide Parteien sollten beim Abschluss eines Vertrags zufrieden mit der festgelegten Zahl sein, sonst kommt nach ein paar Monaten Unmut auf. Auch hier gilt: Ehrlich sagen, wo man jetzt steht und was man sich vorstellt. Wenn der gewünschte Aufschlag allerdings das Gehalt in nicht marktgerechte Höhen katapultiert, kann das schon zu einem K.O.-Kriterium werden. Bei Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten habe ich jedoch noch nie erlebt, dass es wegen der Gehaltsdiskussion nicht zu einem Abschluss gekommen ist.“
8. „Haben Sie noch Fragen?“
„Bitte nicht nach Urlaubstagen fragen. Das ist zwar eine legitime Frage, im ersten oder zweiten Gespräch sind jedoch eher Fragen nach der Unternehmenskultur oder nach internen Strukturen angemessen. Stellen Sie Fragen, die darauf schließen lassen, dass Sie sich mit dem Unternehmen und der entsprechenden Aufgabe auseinandergesetzt haben. Unterlassen Sie hingegen Fragen, die darauf hinweisen, dass Ihre Selbstoptimierung für Sie Vorrang hat.“
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