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Altersarmut: Warum es Frauen öfter treffen wird

Gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten? Hochglanzstorys über erfolgreiche Managerinnen? Die Realität sieht für die meisten Frauen leider anders aus: Sie verdienen oft weniger als ihre männlichen Kollegen. So müssen sie nicht nur heute ihren Lebensstil einschränken – auch im Alter kommen finanzielle Probleme auf sie zu. Warum ist das so?

 

Wie die Kasse gefüllt wird – oder auch nicht

Die wichtigste Geldquelle für den Herbst des Lebens ist die gesetzliche Rente, welche uns die Deutschen Rentenversicherung beschert. Allerdings bekommt davon nicht jeder gleich viel. Wie hoch die eigene Altersrente letztendlich ist, hängt davon ab, wie viel Geld eine Person in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt – also davon, wie hoch ihr Gehalt ist und wie lange sie arbeitet.

Da in der Zukunft immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner versorgen müssen, werden die Renten tendenziell sogar sinken. Deshalb hat die Bundesregierung die Riester-Rente eingeführt, mit denen Menschen ihr privat Erspartes fürs Alter anlegen können und dabei von staatlichen Zuschüssen oder Steuervorteilen profitieren. Doch auch hier gilt: Wer sparen will, muss erst verdienen. Und dabei schneiden Frauen in Deutschland oft schlechter ab als Männer.

Gender Pay Gap – Der große Unterschied

Die Studie der Glassdoor-Jobplattform brachte die traurige Wahrheit ans Licht: In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 22,5 Prozent weniger als Männer (Glassdoor 2016). Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen liegt bei 16,26 Euro, während Männern pro Stunde 20,71 Euro bekommen (Statistisches Bundesamt 2016).

Die berüchtigte Gender Pay Gap wirkt sich direkt auf die Rente aus. Nehmen wir einmal an, Erika Musterfrau und Otto Normalverbraucher arbeiten beide 40 Jahre lang 40 Stunden die Woche. Erika verdient im Monat 2.800 Euro und Otto 3.500 Euro brutto. Mit 67 bekommt Otto ganze 1.239 Euro, Erika jedoch nur 991 Euro Rente (Rentenrechner der Süddeutschen Zeitung).

Und das ist noch optimistisch gerechnet: Die Renten werden in Zukunft weiter sinken. Viele Frauen arbeiten zudem oft nur Teilzeit und widmen sich der Kindererziehung, wodurch sie noch weniger in die Rentenkasse einzahlen – auf diesen Punkt werde ich noch später eingehen. Warum nur verdienen Frauen so wenig, dass sie im Alter mit deutlich weniger Geld leben müssen?

Frauen- und Männerjobs

Der Medienhype um den Erfolg der gesetzlichen Frauenquote in Aufsichtsräten verzerrt die Realität: Für viele Frauen bleiben hohe Führungspositionen ein Traum. Warum? Natürlich gibt es keinen Grund, weshalb Frauen schlechtere Managerinnen oder Chefinnen sein sollten als Männer. Dennoch sind sie auf der Führungsebene unterrepräsentiert.

Das liegt nach Ansicht von Wissenschaftlern daran, dass Frauen sich einerseits solche Positionen weniger zutrauen und demnach seltener anstreben. Andererseits würden die meist männlichen Vorstände ihre Geschlechtsgenossen bevorzugen, wenn es um Beförderung geht. Ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Auch wenn Frauen Kinder kriegen und diese nicht in der Kita parken wollen, haben sie weniger Zeit für den Job – und damit für ihre Karriere.

Aber auch fernab der Chefetagen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Generell werden Berufe, die Männer bevorzugen, besser bezahlt als solche, die als Frauendomäne gelten. Ein Kfz-Mechatroniker oder Tischler verdient beispielsweise mehr als eine Krankenschwester oder Friseurin. Das Hauptproblem liegt daran, dass “weibliche” Tätigkeiten eine geringere Wertschätzung erfahren. Und Frauen wählen diese Berufe häufig, weil sie von klein auf erfahren, dass dies die richtigen für sie seien. Mädels, es liegt an euch, diesen ewigen Kreislauf zu durchbrechen! Auch technische, “männliche” Berufe können für euch spannend sein – und mehr Geld einbringen.

Gleicher Job, weniger Geld?

Dass Frauen im Schnitt weniger verdienen, liegt jedoch nicht nur daran, dass sie seltener in gut bezahlte Berufe kommen. Selbst wenn sie genau dasselbe tun und dieselbe Ausbildung haben, kriegen sie oft weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Vergleichen wir das Einkommen von Männern und Frauen in denselben Berufen, so liegt das Durchschnittseinkommen von Frauen 5,5 Prozent unter dem von Männern (Glassdoor-Studie 2016). Das ist zwar weniger als der allgemeine Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen (22,5 Prozent), er ist jedoch immer noch deutlich. 

Studien zufolge liegt das nicht nur daran, dass die meist männlichen Chefs Frauen diskriminieren würden, wenn es ums Gehalt geht. Oft sind es die Frauen, die sich weniger zutrauen und deshalb bei Verhandlungen zurückhaltender sind. Probiert es: Geht mit mehr Selbstbewusstsein in den nächsten Gehaltspoker!

Elternzeit: Nach wie vor ein Frauenjob

Die knapp 1000 Euro Rente für Durchschnittsverdienerinnen zeichnet noch ein zu gutes Bild von der Realität. Sie setzt nämlich voraus, dass Frauen ihr ganzes Arbeitsleben lang ununterbrochen arbeiten. Das ist oft nicht der Fall, denn Mütter tragen meist die Hauptverantwortung für die Kindererziehung.

Eigentlich sollte das weibliche Rollenbild von “Kind, Küche und Kirche” längst überholt sein. Schließlich dürfen auch Männer heutzutage in Elternzeit gehen und ihren Beitrag zur Erziehung der Kleinen leisten. In Wahrheit nahmen 2015 jedoch nur 2,5 Prozent der Männer, jedoch 41,6 Prozent der Frauen mit einem Kind unter drei Jahren Elternzeit (Statistisches Bundesamt). Das bringt für ihre Rente weitere Nachteile.

Nehmen junge Mütter eine Auszeit von ihrem Beruf, um sich ganz ihren Kindern zu widmen, so zahlen sie in dieser Zeit nichts in die Rentenversicherung ein. Dennoch können sie bei der Rentenversicherung pro Kind maximal drei Erziehungsjahre für die Rente anrechnen lassen. Das ist so, als hätten sie in der Erziehungszeit drei Jahre lang das deutsche Durchschnittsgehalt verdient.

Kinder oder Altersvorsorge?

Viele Frauen möchten jedoch länger für den Nachwuchs da sein, zumindest für einen Teil ihrer Zeit. Oft nehmen sie deshalb Teilzeitjobs an – mit entsprechend niedriger Bezahlung. Generell gelten solche Halbzeitstellen als eine Hauptursache für die Altersarmut von Frauen. Was muss sich ändern?

Hier muss der Gesetzgeber eingreifen: Wenn Mütter nur Teilzeit arbeiten, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, sollte dies ebenfalls für die Rente angerechnet werden. Auch dann, wenn das Kind bereits dem dritten Lebensjahr entwachsen ist. So könnten sich Frauen – aber auch Männer! – der Zukunft unserer Gesellschaft widmen, ohne Altersarmut zu riskieren. Und hier schließt sich der Kreis: Denn nur mit genügend Nachwuchs lässt sich unser Rentensystem am Leben halten.

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