Nach langem politischen Machtkampf wurde die Frauenquote endlich eingeführt. Angesichts des steigenden Armutsrisikos alleinerziehender Frauen stellt sich aber die Frage, ob überhaupt für das Richtige gekämpft wurde.
Frauenquote – wem nützt das eigentlich?
Von einem „historischen Schritt“ sprach Manuela Schwesig, als letztes Jahr das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen verabschiedet wurde. Die Frauenquote wurde in Regierungskreisen als Meilenstein bejubelt und in konservativen Wirtschaftskreisen als wettbewerbsverzerrend verpönt. Dass Frauen in der männertriefenden Welt der Chefetagen unterrepräsentiert sind, soll im Sinne der Gleichberechtigung geändert werden. Da die Wirtschaft das bislang nicht allein geschafft hat, musste also die steuernde Hand der Politik eingreifen und eine Quote beschließen. So bestehen die Aufsichtsräte in den etwa 100 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen ab diesem Jahr per Gesetz zu einem Drittel aus Frauen. Zusätzlich sind 3.500 weitere Unternehmen angehalten, den Frauenanteil in den Führungsetagen zu erhöhen. Fast zehn Jahre wurde für dieses Gesetz gekämpft. Ein Kampf für den dritten Paragraphen des Grundgesetzes: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Obwohl das Grundgesetz schon 67 Jahre alt ist, ist dieses schöne Bild weit von der Lebenswirklichkeit vieler Frauen entfernt. Und nun? Eine Handvoll Frauen in Aufsichtsräten, die für mehr Gleichberechtigung stehen soll?
Der Mehrheit der Frauen nützt das nichts. Gleichberechtigung bedeutet natürlich auch die Gleichheit in der Chefetage, aber die Aufwand-Nutzen-Frage stellt sich bei der Frauenquote unmittelbar. Denn ganz ehrlich: Wen juckt das eigentlich? Hier geht es um Image – das Image der Frau, die sich in der Männerwelt durchbeißen konnte und das Image des Unternehmens, das sich als weltoffen und tolerant zeigt. Da fehlen die Relationen. Die Stimme der Frauen, die sich jeden Tag durch Job und Familie beißen und den Mindestlohn bei Aldi an der Kasse erwirtschaften, hört keiner. Sie können nicht aufschreien, weil sie genug damit zu tun haben, sich und ihre Kinder über Wasser zu halten. Jede fünfte Familie in Deutschland ist alleinerziehend, 90 Prozent davon sind Frauen. 40 Prozent der Alleinerziehenden sind auf Transferleistungen, also ALG II oder Sozialhilfe angewiesen. Treffen kann es jeden. Auch eine gute Ausbildung hilft nicht, wenn kein Betreuungsangebot für die Kinder verfügbar ist und schlicht nicht die Möglichkeit besteht, einen gut bezahlten Halbtagsjob zu finden, der ein Einkommen für sich selbst und die Kinder erwirtschaftet.
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