Foto: Markus Spiske | Unsplash

Von wegen bewusster leben: Junge Menschen werfen mehr Lebensmittel weg

Veggie-Wurst, Yogastunden und plastikfreier Einkauf: Der Trend der jungen Generation geht in Richtung bewusstes Leben und verantwortungsvoller Genuss. So scheint es zumindest.

Da helfen auch keine plastikfreien Pastinaken

Spätestens seit dem Einzug des Bio-Sortiments in Supermarkt-Discounter ist es offensichtlich: Immer mehr Menschen achten auf ihre Ernährung, bevorzugen vegetarisches oder sogar veganes Schnitzel, feiern regionales Gemüse und verpackungsfreie Läden. Auch die explosive Vermehrung von Yoga-Studios bestärkt den Trend zum bewussten Leben.

Allerdings spiegelt sich dieser bewusste Lebensstil noch nicht so ganz im achtvollen Umgang mit Lebensmitteln wider, besonders in den Generationen, die diesen jungen Trend bisher anzufeuern schienen. Das zeigen aktuelle Analysen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Wöchentlicher Wegwurf

Die Wirtschaftswissenschafterinnen werteten Daten des Bundesumweltministeriums nach Altersgruppen aus und fanden heraus, dass die junge Generation deutlich mehr Essen wegwirft als die älteren Generationen. Bei mehr als 90 Prozent der Deutschen im Alter von 21 bis 51 Jahren landen regelmäßig Lebensmittel im Mülleimer, bei etwa einem Viertel sogar einmal pro Woche. Dagegen wirft ein Drittel der Menschen, die vor 1945 geboren wurden, nach eigenen Angaben Lebensmittel nie in den Müll, schreibt der Stern.

Grundlage der Analysen ist die neueste Umweltbewusstseinsstudie, bei der im vergangenen Jahr rund 2.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ befragt wurden, wie oft sie im letzten Monat zu Hause Lebensmittel weggeworfen haben.

Das kommt Oma nicht in die Tonne!

Gründe für dieses ambivalente Verhalten jüngerer Menschen gibt es viele. Einer davon ist die gegenwärtige Verfügbarkeit und der Überfluss von Lebensmitteln. Die Generationen, die Lebensmittelknappheit und weitere Entbehrungen zu Kriegszeiten nie erlebten, können die Sparsamkeit der älteren Generation nicht nachvollziehen. Für sie sind Lebensmittel aufgrund der ständigen Verfügbarkeit einfach weniger wert. Bei der Generation, welche den Zweiten Weltkrieg noch erlebte, sieht das deutlich anders aus. Das zeigt auch die Umfrage des Bundesumweltministeriums. Mehr als ein Drittel der Vorkriegsgeneration wirft sehr ungern Essen weg, wenn sie es denn überhaupt tut.

Zu einem umweltbewussten Lebensstil gehört also mehr als regionale Küche und Veggie-Würstchen. Das müssen in Zukunft auch jüngere Menschen verinnerlichen, wenn die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bis 2030 erfüllt werden sollen. Darin erklärte sich nämlich auch Deutschland dazu, die Lebensmittelverschwendung pro Kopf um die Hälfte zu reduzieren. Momentan wirft jeder Mensch in Deutschland noch rund 82 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg.

Der Originaltext von Tasnim Rödder ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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