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Kann ich als dreifache Mutter noch einmal studieren? Ja, klar!

Ich habe eine Ausbildung und ein abgeschlossenes Studium, drei Kinder und einen Beruf und trotzdem: Ich werde noch einmal studieren.

 

Ausbildung, Studium und wieder von vorne?

Ein neuer Lebensabschnitt steht an, ich als dreifache Mutter werde nochmal studieren. Warum willst du das denn fragen mich viele, du hast doch eine abgeschlossene Ausbildung und ein abgeschlossenes Studium, also warum?

Der Grund ist ziemlich einfach und doch komplex: Ich habe Wissensdurst und möchte mich weiterentwickeln. Früher war ich mir sehr, sehr sicher, dass ich mal im Musikmanagement landen würde. Ich hatte jahrelang Bandfestivals organisiert und geleitet, ich war in der Szene verankert (und verliebt) und wollte genau das. Plötzlich stellte ich aber fest, wie sehr die Nähe zur Musik meine Liebe zur Literatur in den letzten Jahren verdrängt hatte. Ich begann eine Buchhänderlehre und las wie eine Besessene in diesen Jahren, lernte Autoren kennen, organisierte erste Buchevents und verliebte mich ordnungsgemäß in einen Buchnerd.

Anschließend ergatterte ich diesen Studienplatz für Kulturarbeit und traf dort viele tolle junge Menschen mit Ambitionen. Zwei Drittel von ihnen wollten tatsächlich in den Musikmanagement-Bereich. Ich war nicht überrascht, denn alle waren gut vernetzt und brannten für Ihre Bereiche. Ich aber merkte, wie sich eben dieser Wunsch bei mir langsam aber sicher verabschiedete. Ich wollte gar nicht mehr so nah am Musikgeschehen dran sein, ich wollte lieber hören und genießen und beruflich etwas anderes machen. Und im Studium bekam ich mein erstes Kind und wurde plötzlich zwangsläufig eine sehr durchorganisierte Studentin.

Als Kulturarbeiterin hat man viele Möglichkeiten

Das Studium war sehr generell, es trieb mich in verschiedene Bereiche: Museumsarbeit, Kulturpädagogik, Regionalmanagement. Aber am Ende stellte ich fest: Ich will etwas Innovatives mit Menschen machen. Deshalb fing ich nach dem Studium bei einem großen Träger für Ausbildungen an und entwickelte mich über die Jahre auf dem Gebiet immer weiter. In dem Bereich kann man jedoch ab einer bestimmten Stufe nicht mehr wachsen ohne Weiterbildung. Und so schloss ich 2014 eine modulare Weiterbildung ab, leider jedoch vergeblich. Wenn man keinen bestimmten wissenschaftlichen Hochschulabschluss hat (und dazu zählt mein FH-Studiengang leider nicht) kann man in meinem Bereich nicht mehr weiter aufsteigen. Also, was nun?

Drei Kinder und ein neues Studium? Es ist nie zu spät!

Noch bevor unser drittes Kind geboren wurde schaute ich mich nach Weiterbildungsstudiengängen um und fand den Studiengang: Zukunftsforschung, der sich mit Entwicklungen und Prognosen aus den verschiedensten Bereichen auseinandersetzt. Ich begann über den Studiengang und die artverwandten Teilbereiche zu lesen, fand mich in vielem wieder und entschied mich dafür meine Elternzeit zu verlängern, um dieses Studium machen zu können. In meinem anderen Studium hatte ich bereits viele soziologische Themen bearbeitet, mich mit europäischer Ethnologie auseinandergesetzt und mich jahrelang beruflich mit der Zukunft der Arbeit auseinandergesetzt. Nun hoffe ich, mit meinem neuen Studium, all das Wissen verknüpfen und auf stabilere Füße stellen zu können.

Wie funktioniert es finanziell?

Um mein neues Studium finanzieren zu können, habe ich mein Elterngeld splitten lassen. Das bedeutet weniger Geld jeden Monat für die gesamte Familie. Neben dem Einkommen meines Mannes verdiene ich durch Vorträge und das Schreiben ab und zu etwas dazu. Große Urlaube mochten wir glücklicher Weise eh noch nie. Zeitgleich schaue ich seit Monaten nach Stipendien und bin echt irritiert, dass es eigentlich keine wirkliche Aufstiegsförderung konkret für Mütter gibt. Frauen gezielt zu fördern ist anscheinend nicht angedacht.

Trotz der finanziellen Einschränkungen ist für mich nun die beste Zeit, das Studium anzugehen. Die Kinder sind alle gut versorgt und wir sind gut vernetzt. Unsere Großeltern sind noch fit und verbringen gerne Zeit mit ihren Enkeln. Und ich verbringe ab dieser Woche dann wohl auch mehr Zeit mit mir allein, unter lauter Erwachsenen (ob ich das noch kann?). Der Terminplan für die nächsten Monate steht, sogar die Klausurtermine sind schon festgelegt – ziemlich aufregend!  

Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass vielleicht ein erneutes Studium für mich der richtige Schritt wäre, ich hätte es nicht geglaubt. Jetzt stehe ich am Anfang eines neuen Lebensabschnittes und freue mich darauf, zu lernen.

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