Foto: Dona Karan International | Instagram

Donna Karans Memoiren – Wie der Verlust ihrer Mentorin ihre Karriere beflügelte

Bevor aus Donna Karan eine der bedeutendsten Modedesignerinnen weltweit wurde, musste sie durch eine sehr harte Schule gehen. Eine, in der „Befindlichkeiten“ wie der Tod eines geliebten Menschen oder die Geburt eines Kindes nicht zählen, sondern nur, dass Donna Karan funktionierte.

 

Donna Karan: Wie alles begann

Seit Mitte der Achtziger Jahre präg die Godmother of
Essentials, wie man sie getrost nennen kann, den Stil der Frauen weltweit:
Donna Ivy Fiaske, die später als Donna Karan bekannt wurde. Aber wie begann
diese scheinbar märchenhafte Laufbahn, die später vor allem mit Glamour und
einem nahezu makellosen Image in Verbindung gebracht wurde? Darüber erzählt
Donna Karan nun in ihren im Herbst erscheinenden Memoiren. Wie ihre ersten Schritte aussahen, ist in
einem Kapitel zu lesen, das bereits jetzt bei Vogue zu lesen ist. Und das
zeigt, dass ihr Weg alles andere als glatt verlief, sondern zeitweise sogar ziemlich trostlos war.

Die Frau, die ihr gesamtes Leben prägte

Mit nicht viel mehr als einer abgebrochenen
Designer-Ausbildung in der Tasche, machte Donna Karan an der Seite von Anne
Klein ihre ersten Schritte in der Modebranche. Und hier wartete auf Karan jede Menge Inspiration. Denn auch wenn Anne Klein
Investoren und ihren Mann als Business-Manager an ihrer Seite hatte, war Klein allein, wie Karan es beschreibt, der Boss des gleichnamigen Modelabels. Und
zwar nicht auf dem Papier, sondern weil sie das Chefsein als Designerin und
Unternehmerin lebte.

Neben ihr blieb nicht viel Platz. Nur gerade so viel, dass
Donna Karan sich als Assistant-Designer an ihre Seite stellen konnte, um mit
Bewunderung die Stärke aufzusaugen, mit der diese Frau alle Fäden in der
Hand hielt und selbst über das kleinste Detail ihres Labels, über jeden
Hosenknopf Bescheid wusste. Kontrollfreak könnte man sie nennen, doch für Donna
Karan wurde sie vor allem zum Vorbild – und zu einer Frau, die sie nicht nur
nachhaltig prägte, sondern ihr auch posthum den entscheidenden Stoß versetzte, der
sie im Job ganz nach vorne katapultierte.  

Der entscheidende Schritt

Nachdem Anne Klein sie nun unter ihre Fittiche genommen hatte
und Donna durch eine Schule zwischen Förderung, aber vor allem Forderung schickte,
verkündete Klein nach einem Jahr, dass sie eine Reise antreten werde. Donna
Karan übernahm das Zepter und erfuhr wie gut sich der kreative Freiraum
anfühlte, der sich neben ihrer strengen Lehrerin nie aufgetan hatte.
Während sich also im Job eine Tür öffnete, an der sie zuvor nicht einmal zu
klingeln gewagt hatte, lernte sie ihren ersten Ehemann Mark Karan kennen – und
wurde schwanger. Doch statt ihre Karriere zu beweinen, war das für Karan ein Traum. „Ich hätte nicht glücklicher sein können“, sagt Karan, „ich würde eine Mutter werden. Genau das hatte ich mir sehnlicher als alles
andere gewünscht.“ Sie fasste den festen Plan, nach der Geburt Hausfrau
zu werden und arbeitete nun umso härter, um alles so vorzubereiten, dass sie
beruhigt in ihre Mutterzeit gehen könne, wenn Anne Klein zurückkehrte. Aber sie
kam nicht zurück, denn Anne Klein war nicht auf Reisen, Anne Klein hatte Krebs.

Zwischen Familie und Job

Schließlich waren beide Frauen im Krankenhaus, die eine um
eine Lungenentzündung zu behandeln, die andere um ihr Kind zu gebären. Und
beide telefonierten von Krankenbett zu Krankenbett, um die gerade zu launchende
Pre-Fall-Collection über die Bühne zu bringen. Das schafften sie auch, kurz bevor Donna ihre Tochter Gabby bekam. Noch im Krankenhaus klingelte auch schon das Telefon
und einer ihrer Investoren setzte sie darauf an, nun aber wirklich zurück zur
Arbeit zu kommen. Noch verwundert, dass er nicht einmal danach fragte, ob
es ein Junge oder ein Mädchen geworden sei, war Donna Karan auch schon bereit –
schließlich konnte sie Anne Klein nicht hängen lassen. Doch die Ärzte winkten
ab – zu früh.

Nachdem das dann auch zu den Investoren durchsickerte, wurde Donna
Karans Haus zur neuen Schaltzentrale des Labels umgewandelt – natürlich ohne
Karan oder ihren Mann einmal danach zu fragen, ob das wohl okay sei. Wenn sie
nicht zu dem Business kommt, kommt das Business eben zu ihr. Und während ihr
Wohnzimmer gerade zum Atelier umgewandelt wurde, starb Anne Klein. Alle wussten davon, aber niemand hatte es Karan gesagt, um ihr die Chance zu geben, sich
von ihrer Mentorin zu verabschieden. Donna sollte funktionieren.

She
was my teacher, my mentor, my everything. I was 25 years old, had just given
birth, and Anne was dead.“

Aus einem Leben als Hausfrau und Mutter wurde nichts. Denn
Anne Klein hatte ihr ohne es zu auszusprechen ein Erbe vermacht, das Donna antrat.
Donna funktionierte weiter und schlitterte in eine Phase der totalen Unsicherheit. Wie
sieht meine Kollektion ganz ohne Anne aus, wie kann ich meinen Stempel
aufdrücken, werde ich als Designerin überhaupt ernst genommen – oder mache ich
mich einfach nur lächerlich? 

Dass sie sich rein gar nicht lächerlich machte, ist
Geschichte. 

Der Auszug aus den Memoiren erzählt von dem Gefühl in ein
Rad eingespannt worden zu sein, von dem man nicht weiß, wohin es rollen wird.
Allein gewiss, dass dieser Weg in ein Leben führt, in dem Befindlichkeiten, Familie
und eigene Bedürfnisse keinen Platz haben werden. Aber sie hätte ja auch einfach gehen
und als als Hausfrau und Mutter glücklich werden können, nicht wahr?  Nun, mit Sicherheit hat Donna Karan sich für diesen
Kampf, den sie für eine große Karriere auszufechten hatte, entschieden. Und doch
wirft die Erzählung die Frage auf, wie sehr wir in die Entscheidungen, die wir
im Leben treffen, wirklich selbst und aus eigenem Willen involviert sind.

Den ganzen, sehr spannenden Auszug könnt ihr hier nachlesen.

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