Foto: Carsten Frenzl – Flickr – CC BY 2.0

Wie Hamburg zum Startup-Hotspot wurde

Hamburg, das ist mehr als der Hafen, die Reeperbahn und Musicals. Denn rund um Alster und Elbe hat sich eine florierende Startup-Szene entwickelt, die aufstrebende und innovative Unternehmen hervorbringt. Für Edition F wirft May-Lena Signus, Leiterin des nextMedia.StartHub,einen Blick auf die Gründerlandschaft der Hansestadt.

 

Eine Stadt braucht Impulsgeber

Es war ein lauer Abend im Mai, als die Jury Appinio zum besten Hamburger Startup gekürt hat. Mit einer Marktforschungs-App konnten sie die Experten in der Jury überzeugen und den Webfuture Award 2015, den Gründerpreis von nextMedia.Hamburg für digitale Geschäftsideen, gewinnen. Mit dieser Auszeichnung reiht sich Appinio mit den erfolgreichen Gewinnern der letzten Jahre, wie etwa Protonet und Familonet, ein.

Neben einer innovativen Idee und einem soliden Geschäftsmodell braucht man als Gründer/in in der Anfangsphase vor allem eins: gute Kontakte und die Vernetzung mit den richtigen Personen. Deshalb setzen wir mit dem nextMedia.StartHub auch genau hier an und vernetzen die Startups mit den relevanten öffentlichen und privaten Institutionen. Der StartHub ist das Herzstück der Initiative nextMedia.Hamburg, die der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) und der Verein Hamburg@work im Jahr 2014 gemeinsam ins Leben gerufen haben, um die Medien- und Digitalwirtschaft der Hansestadt an der Schnittstelle von Content und Technology zusammen zu bringen.

Das Ziel: Hamburg in der ersten Liga zu halten

Kurz gesagt: Wir setzen uns dafür ein, dass Hamburg weiterhin in der ersten Liga der Medien- und Digitalstandorte spielt. Und dafür sind nicht nur etablierte Unternehmen, sondern auch Startups wie Appinio wichtig, denn diese sind oft der Impulsgeber für Innovationen im Medienbereich.

Natürlich ist Appinio nicht das einzige junge Unternehmen, das derzeit von sich Reden macht: Anfang des Jahres machte Sonormed, das sich mit Tinnitracks dem digitalen Kampf gegen störende Ohrgeräusche verschrieben hat, in der internationalen Presse auf sich aufmerksam. Auf der Digitalkonferenz South by Southwest (SXSW) in Austin, Texas, gewann das Startup gegen starke Konkurrenz den internationalen Accelerator im Bereich „Digital Health“.

Investition in die Zukunft

Der Erfolg von Sonormed ist jedoch kein Zufallsprodukt, sondern zeigt, wie erfolgreich Startup-Förderung laufen kann, wenn alle Rädchen eines Startup-Ökosystems ineinander greifen. So war ein Anstoß zum Erfolg die frühe Investition der Innovationsstarter Hamburg GmbH, einer Tochter der stadteigenen Investitions- und Förderbank (IFB). Sie unterstützte das Startup mit Fördermitteln aus dem bundesweit einzigartigen Programm InnoRampUp und hält inzwischen über ihren Innovationsstarter Fonds Hamburg auch Anteile an dem Unternehmen. Mittlerweile beteiligen sich eine ganze Reihe von Investoren an dem Jungunternehmen: die High-Tech Gründerfonds (HTGF), die Quotas Beteiligungs GmbH und Heiko Hubertz, der Bigpoint Gründer und einer der bekanntesten Business Angels in Hamburg, haben gemeinsam im Rahmen der Serie-A-Finanzierungsrunde in das Gesundheitstechnologieunternehmen investiert.

Die Investition erweist sich als erfolgreich: Tinnitracks gibt es mittlerweile auch auf Rezept. Die Techniker Krankenkasse (TK) erstattet künftig die Nutzungskosten der App, die die Ursachen des Tinnitus im Hörzentrum mit der individuell gefilterten Lieblingsmusik der Betroffenen bekämpft.

Eine weitere Erfolgsgeschichte aus Hamburg ist Jimdo. Das erfolgreiche „Websites-für-Jedermann“-Unternehmen nahm dieses Jahr den Deutschen Gründerpreis 2015 in der Kategorie Aufsteiger entgegen. Das Unternehmen hat über Cuxhaven nach Hamburg gefunden – die Nähe zur starken etablierten Wirtschaft sowie zu gut ausgebildeten Fachkräften waren dabei mit ausschlaggebend. Acht Jahre nach dem Start sind mehr als zwölf Millionen Jimdo-Websites online.

Gründerszene und mehr

Mit Hamburg Startups haben Sanja Stankovic und Sina Gritzuhn die Informationsquelle für die lokale Startup-Szene geschaffen und liefern mit dem Hamburg Startup Monitor zugleich einen bundesweit einzigartigen Überblick über die lokale Startup-Szene. Eine Szene übrigens, die sich sehr aktiv austauscht und vernetzt – und das nicht nur online. Mit Veranstaltungsformaten wie dem „Webfuture Award“, „12min.me“, „Hamburg Startup Mixer“, „Hamburg Innovation Summit“, „Social Media Week“, „Startup Slam“, „Online Marketing Rockstars“ und vielen weiteren gibt es eine Vielzahl an Plattformen, die Gründer, Investoren sowie potentielle Partner und Kunden zusammenbringen.

Die in diesem Jahr erstmalige Kooperation zwischen dem Reeperbahn Festival und der Digitalkonferenz NEXT oder auch das scoopcamp – einer Veranstaltung von nextMedia.Hamburg und dpa – zeigen die Vielfalt der Vernetzungsangebote am Standort.

Seit August dieses Jahres begleitet der Next Media Accelerator Startups aus der Medienwelt mit einem sechsmonatigen Programm, das Fördermittel, gezielte Mentorings sowie „viel Pizza und Mate“ beinhaltet. Die erste Runde des Accelerators ist mit drei Jungunternehmen gestartet. Das Programm wird von großen deutschen Medienhäusern, darunter Gruner + Jahr, der Zeitverlag Gerd Bucerius und Libri, getragen und zeigt, wie es gelingen kann, einen stärkeren Austausch zwischen den etablierten Medienunternehmen und jungen Startups zu fördern. Von dem Erfahrungsaustausch und den gegenseitigen Impulsen profitieren letztendlich beide Seiten. Aktuell läuft übrigens die Bewerbungsphase für die zweite Runde des Next Media Accelerators.

Schon deutlich länger unterstützt der Company Builder HanseVentures die lokale Startup-Szene. Als institutioneller Co-Gründer entwickelt das Team hier Geschäftskonzepte im Bereich Internet und Mobile. Im aktuellen Startup-Portfolio befinden sich sieben Eigengründungen, darunter erfolgreiche Unternehmen wie REBELLE sowie drei weitere Beteiligungen.

Konstruktives Miteinander von Old und New Economy

Die Stadt mit ihrer großen Tradition als Handels- und Verlagsmetropole bietet aber auch über diese Beispiele hinaus ein lebendiges Miteinander von Old und New Economy: Mit Gruner + Jahr hat eines der traditionsreichsten und umsatzstärksten Medienunternehmen Deutschlands erst kürzlich das Greenhouse Innovation Lab ins Leben gerufen, das als Inkubator und Innovationspool interne Ideen und auch externe Startups fördert.

Zudem legte das Verlagshaus jüngst einen 50 Millionen Euro schweren Fond für Startups auf. Erst kürzlich integrierte das Verlagshaus mit Delinero und Veeseo zwei Startups direkt ins Unternehmen. Und auch die OTTO Group hat mit Collins ein eigenes digitales Unternehmen gegründet, mit dem der Versandhändler neue Wege im E-Commerce geht. Viele weitere Corporates bauen derzeit eigene Inkubatoren und Accelerator-Programme auf.

Auch zahlreiche internationale Player der Digitalbranche haben Hamburg zur Heimat ihrer deutschen Zentralen oder Niederlassungen gemacht. Dazu gehören Firmen wie Adobe, Facebook, Google, HootSuite, Playbuzz, Twitter oder Yelp, die das digitale Netzwerk in Hamburg weiter ausbauen.
Und auch internationales Kapital findet seinen Weg in die Hansestadt – zuletzt etwa in Form des britischen Verlags Oxford University Press, die das Sprachenportal Bab.la übernommen hat oder von Oakley Capital, das von Holtzbrinck die Partnerbörse Parship und von Tomorrow Focus Elitepartner gekauft hat.

Angebote für Startups

Dieser Ausflug in die Hamburger Startup- und Gründerszene ist nur eine Momentaufnahme einer aktiven Szene, die sich kontinuierlich verändert und weiterentwickelt. Ständig entstehen in der Stadt neue Ideen und Formate. Die Netzwerke werden immer enger geknüpft, und viele bringen sich aktiv dafür ein, etwas am Standort zu bewegen und anderen Startups zu helfen.

Und hier kommen auch wieder wir vom StartHub ins Spiel: Meine Kollegin Veronika Reichboth und ich geben Startups wöchentlich in unserer Startup-Sprechstunde die Möglichkeit, zu allen Fragen rund um das Thema Gründung und die vielfältigen Angebote der Stadt direkt mit uns ins Gespräch zu kommen.

Gleichzeitig ist der StartHub Anlaufstelle für die gemeinsame Entwicklung neuer Projekte und Formate für den Startup- und Digitalstandort Hamburg, die die überregionale Sichtbarkeit der Stadt und der Startups verbessern.

Bei all dem hilft natürlich auch das enge Zusammenspiel von Old und New Economy sowie die klassischen Standortfaktoren wie die hohe Kaufkraft der Hamburger, gute Infrastruktur, ein international anerkannter Forschungs- und Hochschulstandort sowie die lebendige Kulturszene: Hier bleibt niemand lange allein, sondern findet schnell potentielle Kunden, Auftraggeber, Dienstleister, Investoren und Mitarbeiter.

Kurzum: Hamburg heißt seine Gründer mit vielen guten Angeboten willkommen. Oder, um es typisch hamburgisch zu sagen: Moin moin, Startups!

Startup-Hotspot Hamburg

Die Standortinitiative der Hamburger Digital- und Medienwirtschaft, nextMedia.Hamburg, hat ein englischsprachiges Digitalmagazin über den Startup-Standort Hamburg veröffentlicht, in der alle wichtigen Informationen über die Angebote am Standort zusammengefasst werden. Zu Wort kommen hier auch zahlreiche Protagonisten der Szene, darunter Sandra Fisher von iVenture Capital, Ali Jelveh von Protonet, Carlos Borges Guimaraes Filho von TripRebel, Heiko Hubertz, Gründer von Bigpoint oder Philipp Westermeyer, Initiator der Online Marketing Rockstars.

Zur Autorin: May-Lena Signus leitet den nextMedia.StartHub, die zentrale Anlaufstelle für die Medien- und Digitalwirtschaft in Hamburg. Für Startups bietet der StartHub Orientierungsberatung zu allen Fragen rund um das Thema Gründung. Die Vernetzung der Startups mit den relevanten öffentlichen und privaten Institutionen ist eine der Aufgaben des Teams.
Gleichzeitig ist der StartHub die zentrale Anlaufstelle für Investoren und Business Angels, die auf der Suche nach erfolgversprechenden Ideen und Startups sind, und unterstützt Journalisten mit Informationen zum Standort.

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