Foto: Eye for Ebony | Unsplash

Bringen wir Mädchen Mut bei – statt Perfektion!

Mädchen werden immer noch oft dazu erzogen, perfekt und nicht mutig zu sein. Reshma Saujani, Gründerin von „Girls Who Code“ erkannte, was dies für Folgen hat und spricht in ihrem TED-Talk darüber, dass Mädchen auch unvollkommen sein dürfen und zu mehr Risikobereitschaft erzogen werden müssen.

Es gibt keinen Erfolg ohne Mut

Reshma Saujani kandidierte mit 33 Jahren für den Kongress in den USA. Sie sagt über sich selbst, dass ihre Kandidatur der erste mutige Schritt in ihrem Leben war und sie sich an diesem Punkt keine Gedanken mehr machte, perfekt sein zu müssen. In ihrem Ted-Talk „Bringen wir Mädchen Mut bei – statt Perfektion“ will sie diese Erkenntnis an mehr Menschen vermitteln, damit Mädchen den Perfektionsdruck nicht erst als Erwachsene ablegen.

Saujani gründete 2012 die Organisation „Girls Who Code“, um jungen Mädchen das Programmieren beizubringen. Sie und andere Lehrerinnen erkannten jedoch schnell, dass sie den Schülerinnen vor allem etwas anderes beibringen müssen: mutig sein. „Ich sorge mich um unser Mut-Defizit. Unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft verlieren etwas, weil wir unseren Mädchen nicht beibringen, mutig zu sein“, so Reshma Saujani in ihrem Ted-Talk. Bei den Programmier-Kursen sah sie sehr oft, wie die Mädchen ihre Ergebnisse löschten, weil sie nicht weiterkamen. Anstatt den Mut zu haben, sich zu melden und eine vermeintlich doofe Frage zu stellen, gaben sie auf.

Perfektion oder Pleite

Die Mädchen löschten ihre Ergebnisse lieber, anstatt sie ihr zu zeigen. Dabei passieren gerade beim Programmieren sehr schnell kleine Fehler, nur ein Komma muss falsch gesetzt sein, und der ganze Code funktioniert nicht. Die Mädchen sind in diesem Fall nicht zu faul, den Fehler zu suchen, so Reshma Saujani, sondern zu ängstlich: Mädchen werden erzogen perfekt und nicht selbstbewusst zu sein.

Eine Studie der Psychologie-Professorin Carol Dweck untersuchte 1980, wie Fünftklässler*innen mit schwierigen Aufgaben umgehen. Das Ergebnis: Jungen hängten sich mehr rein, Mädchen gaben früher auf, obwohl sie die besseren Noten hatten. Dweck deutete dies, dass Erfolg nicht vom IQ, sondern vom Selbstvertrauen bedingt werde. Wenn man die Ergebnisse der Studie weiterdenkt, sind Frauen daher nicht in den MINT-Fächern, der Politik oder in Chefetagen zu finden, weil sie unterqualifiziert sind, sondern weil sie von ihrem fehlenden Glauben an sich selbst abgehalten wurden.

Die Einstellung „ganz oder gar nicht“ gibt es noch in anderen Bereichen: Frauen bewerben sich nur für Jobs bei denen sie wissen, dass sie gut darin sein werden, kein Risiko eingehen und Misserfolge vermeiden. Reshma Saujani sagt: „Wir sollen süß lachen, auf Nummer sicher gehen, nur Einsen schreiben.“ Jungs hingegen werden erzogen, mutig zu sein und Risiken einzugehen. Mit anderen Worten: “Wir erziehen unsere Mädchen dazu, perfekt zu sein und unsere Jungs dazu, mutig zu sein.“

Wir brauchen mehr mutige Frauen

Reshma Saujani möchte Mädchen mutig erziehen, weil sie weiß, was sie erreichen können. Viele Projekte ihrer Schülerinnen waren sehr beeindruckend und erfolgreich: Beispielsweise entwickelten sie eine App, die auf das Tabu-Thema Tampons aufmerksam machte und einen Algorithmus, der Krebs als gut- oder bösartig erkennt.

Genau solche Erfolge zeigen, wie wichtig es ist, Mädchen und Frauen Mut zu machen. Sie machen rund die Hälfte der Bevölkerung aus, sind wichtig für die Zukunft und man darf sie nicht vernachlässigen. „Wir müssen unseren Mädchen beibringen sich mit Unvollkommenheit wohlzufühlen. Das müssen wir jetzt tun. Und nicht erst mit 33. Wir müssen ihnen zeigen, dass wir sie lieben, nicht weil sie perfekt sind, sondern weil sie mutig sind.“

Den gesamten TEDTalk von Reshma Saujani könnt ihr im Original hier anschauen.

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