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New Work – Umsatzchance oder Fokusverschiebung?

Weg von starren Arbeitsmodellen mit fest vorgegebenen Arbeitszeiten und -orten, hin zu Flexibilität und Selbstbestimmung – das neue Jobkonzept „New Work“ löst feste, nicht mehr zeitgemäße Strukturen auf. Vom austro-amerikanischen Sozialphilosoph Frithjof Bergmann geprägt, steht der Begriff „New Work“ für Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gesellschaft.

 

Die klassischen „9-to-5-Jobs“ könnten bald der Vergangenheit angehören. Individuelle, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene Arbeitskonzepte halten seit einigen Jahren zunehmend Einzug in deutschen Unternehmen und verdrängen feste Strukturen und standardisierte Arbeitsprozesse. Die rasant voranschreitende Digitalisierung und Globalisierung ermöglichen eine zunehmende zeitliche, räumliche und organisatorische Flexibilität. Home-Office, Remote Work und Vertrauensarbeit heißen die modernen Arbeitsmodelle. Arbeitnehmer können ihre Zeit frei einteilen und dadurch aktiv am Familien- und Freizeitleben teilnehmen. Vormittags arbeiten, nachmittags Familienprogramm und abends nochmal entspannt vorm Laptop sitzen oder auch mal eine ganze Nacht durcharbeiten – flexible Arbeitszeiten und -orte ermöglichen einen individuellen und effizienten Arbeits- und Lebensstil. Auch bei der Arbeit in Projekt-Teams, die eine enge Zusammenarbeit erfordert, kann das New-Work-Konzept aufgehen. Aufgrund moderner Kommunikationstechnik müssen Kollegen nicht mehr im selben Büro zusammensitzen, um gemeinsam produktiv zu sein.

Auch Arbeitgeber profitieren

Nicht nur Arbeitnehmer genießen viele Vorteile durch die hohe Work-Life-Balance – auch ihre Arbeitgeber sind Nutznießer der flexiblen Arbeitsmodelle und den daraus resultierenden Konsequenzen. Das selbständige Arbeiten fördert sowohl die Kreativität als auch die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Der Angestellte muss keine Leistung auf Knopfdruck erbringen, sondern ist dann tätig, wenn die Ideen sprudeln. Das führt wiederrum zu einem höheren Maß an Produktivität und somit zu einer Ertragssteigerung seitens des Unternehmens. Auch eine langfristige Bindung der qualifizierten Arbeitskräfte an das Unternehmen wird mit der selbstbestimmten Arbeitsweise gefördert. Denn: Zufriedene Angestellte sind motiviert, identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen und haben einfach Lust darauf, Höchstleistungen zu erbringen – die zunehmend auch von ihnen gefordert werden.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Doch was sich so „hip“ und verlockend anhört, kann auch kontraproduktive Auswirkungen auf den Workflow haben. Die freie Wahl des Arbeitsortes gewährleistet dem Arbeitnehmer zwar ein hohes Maß an Flexibilität, kann bei einigen aber auch zu Orientierungs- und Identifikationsproblemen führen. Psychologisch gesehen benötigen Angestellte durchaus einen festen Arbeitsplatz, eine konstante Anlaufstelle, um sich als festen Bestandteil des Teams und des Unternehmens zu fühlen.

Auch die Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiten kann bei einigen Mitarbeitern zu psychischem Stress führen. Durch die freie Zeiteinteilung kommt es schnell zur Verwischung der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Dies hat zur Folge, dass das Gehirn permanent arbeitet und am Ende des Tages nur schwer abgeschaltet werden kann. Eine gewisse Unruhe baut sich auf und gipfelt auf Dauer im schlimmsten Fall in einem Burn-out. Für das Unternehmen ist dies dann meist mit längeren Ausfallzeiten verbunden.

In ihren Bemühungen, die Arbeit für ihre Mitarbeiter humaner zu gestalten, ihnen die Möglichkeit zu geben, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, verlieren sich einige Unternehmen in ihrer Großherzigkeit. Ihre Hauptaufgabe ist es nicht, Arbeit zu gestalten, sondern Arbeit zu erledigen. Im Fokus sollte dabei stets der Markt und der Kunde stehen. Die Kunden sind der Grund dafür, warum das Unternehmen dauerhaft besteht. Die Arbeit sollte nicht in erster Linie auf die Wünsche der Mitarbeiter und Vorgesetzten ausgerichtet sein, sondern vielmehr auf die Bedürfnisse der Kunden. Dies muss bei innerbetrieblichen Umgestaltungen stets im Auge behalten werden. „Blinde“ Umstrukturierungen zugunsten der Mitarbeiter ohne Orientierung am Markt können Unternehmen demnach im schlimmsten Fall einen enormen Verlust bescheren. Um dies zu verhindern, ist es in manchen Firmen notwendig, „oldschool“ und mit festen Strukturen zu arbeiten.

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