Foto: Alex Wong

Was, du kannst nicht programmieren? Was wir wirklich brauchen, um morgen erfolgreich zu sein

Digitalisierung, Arbeitswelt 4.0 – wir merken jeden Tag, wie sich unser Arbeitsleben verändert. Aber welche Skills brauchen wir wirklich, um auch morgen noch Schritt halten zu können und gefragt zu sein?

 

Von nett gemeinten Tipps und echten Ratschlägen

Ich erledige das gleich!

„Musst du nicht, das hat meine App doch längst erledigt!“

Jeden Tag merken wir, wie sich unser Arbeitsleben verändert.
Neue Tools, Apps und Technologien übernehmen immer mehr
Aufgaben, die zuvor ein Mitarbeiter aus Fleisch und Blut erledigte.
Und auch cloudbasiertes Arbeiten ermöglicht nicht nur dem Arbeitnehmer, von überall auf
der Welt Jobs zu erledigen, sondern ebenso dem Arbeitgeber, Mitarbeiter
überall auf der Welt anzuheuern. Kurzum, es wird nicht zwingend leichter, sich
auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen.

Aber wenn die Neuerungen uns in immer höherem Tempo um die
Ohren fliegen, wie kommt man dann hinterher – und wie kann man sich darauf verlassen, dass
Tipps die heute gegeben werden, auch morgen noch zählen? Ja, das ist gar nicht
mal so einfach – aber es ist auch kein Ding der Unmöglichkeit. Um zu entscheiden, welche Weiterbildung oder welcher Interessenbereich auch morgen noch für uns Sinn
macht, muss man vor allem eines
machen: Bereit sein, seinen Job jeden Tag neu zu entdecken – und
auch bereit sein anzunehmen, dass man seinen Job noch nicht „durchgespielt“
hat, auch wenn man ihn schon ein paar Jahre, oder auch ein paar Jahre mehr
macht.

Denn nur, wer nicht nur bei der Digitalisierung der Arbeitswelt zu sieht, sondern die Lust und die Fähigkeit hat, sie für sich zu nutzen, kann die Skills erkennen, die auch morgen
noch gefragt sind.

Ja, aber was heißt
das jetzt? Das wir alle programmieren lernen müssen, weil sonst nichts mehr
geht? Na, schaden kann es sicher nicht – aber ein Muss ist es genauso wenig.
Nein, wer morgen noch bestehen will, sollte vor allem seine „Soft Skills“ ausbauen,
denn die werden mit jedem Moment  wichtiger.

Sean Blanda hat für 99u den Ökonomen Typer Cowen („Average
is Over
“), welcher sich schon seit langem mit den Bedingungen und
Herausforderungen des Arbeitslebens auseinandersetzt dazu befragt. Spannend! Das sind
seine Tipps:

1. Steh zu deinen Entscheidungen und spar dir den Neid
durch Vergleiche

Was die Digitalisierung unserer Arbeitswelt mit sich bringt ist, dass alles was wir machen immer stärker
messbar wird. Ganz deutlich wird das etwa am Beispiel des
Bloggers und seiner Reichweite oder dem Twitteraccount und seiner
Followerzahl, geht aber bis zu Dienstleistern, die ebenso immer transparenter
für den Kunden werden (müssen).

Wir werden also immer stärker mit Konkurrenten vergleichbar werden, was unsere Leistung noch stärker auf abstrakte Zahlen
runterbricht, Das kann Ängste auslösen, die Bewegung dahin ist aber unaufhaltsam. Arbeitnehmer haben also
nun die Aufgabe, sich entweder von diesem Druck mitreißen zu lassen und zu versuchen, sich in dieser Vergleichbarkeit stets perfekt zu positionieren,
oder den Mut zu entwickeln und sich dem zu entziehen – und nicht nur zu leben
um zu arbeiten
. Und Arbeitgeber sollten daran festhalten, ihre Mitarbeiter
nicht nur anhand auswertbarer Daten zu messen, sondern auch wertzuschätzen,
was nicht durch Technologie getracked werden kann.

Es geht also in der
Arbeitswelt von morgen darum, eine Entscheidung zu treffen, wie man mit den
neuen Möglichkeiten und Systemen umgehen will – und nicht jede mögliche Option
als Chance zu sehen, sondern sie auch kritisch zu hinterfragen.

2. Niemand muss programmieren lernen – sollte relevante
Technologie aber verstehen

Nicht selten hört man den Tipp, dass man programmieren
lernen sollte
, um auch in Zukunft noch
mitspielen zu können. Und ja, das kann ganz sicher nicht schaden. Auch wir haben vor einiger Zeit für euch aufgeschrieben,
wo ihr im Netz Anlaufstellen findet, um hier eure Skills zu verbessern.

Wer Programmieren aber nur lernen will, um bei einem Jobangebot hinter
noch mehr angefragte „Hard Skills“ einen Haken zu setzen, denkt antiquiert.
Wichtig ist, sich immer wieder neu zu fragen, welche Hard Skills für den
eigenen Bereich notwendig sind, und hier dann Energie
reinzugeben. Es bleibt wichtig, auf die eigenen Soft
Skills zu setzen – ganz gleich, mit welchen Technologien man arbeitet. Und vor allem: zu
lernen, sie für sich arbeiten zu lassen. Cowen nennt das Beispiel Facebook und
Mark Zuckerberg, ein Netzwerk, das natürlich programmiert werden musste – aber nun vor allem
wegen seinen psychologischen Aspekten und natürlich den zu Geld
machbaren Daten Erfolg hat.

Es ist also
essentiell, dass man die notwendige Technologie versteht – man muss sie aber nicht
zwingend selbst herstellen können. Durchsetzen wird sich also der, der versteht, wie man Technologien für
sich nutzt und sie strategisch einsetzt.

3. Entwickle deine Führungsskills und baue dein Netzwerk aus

Auch wenn man ja mittlerweile alles mögliche outsourcen
kann – eine starke Führung gehört nicht dazu. Eines wird also ganz besonders gesucht: Mitarbeiter mit
Führungsskills. Denn es ist keiner Maschine möglich, Menschen zu motivieren und zu
inspirieren. Und genau das ist eine wichtige Aufgabe eines guten Managers. Dazu gehört ein Gefühl für die Mitarbeiter und Kollegen zu
entwickeln und sich in seiner Fähigkeit, gute Teams zusammenzustellen zu
schulen. Denn ebenso, wie sich die Jobs immer mehr weiter differenzieren werden, so
werden die Probleme mit der Technologisierung auch immer komplexer werden.

Das macht es immer wichtiger, zu wissen, was man selbst kann und wie
man sich die anderen, benötigten Skills mit ins Boot holt. Wer also fähig
ist zu kollaborieren und gut mit anderen zusammenzuarbeiten, wird auch in
Zukunft weiterkommen.

4. Lerne, deine Arbeit richtig zu vermarkten

Wir wissen alle: Nur weil man etwas kann, heißt das
noch lange nicht, dass man damit auch Erfolg hat. Denn während es schön ist,
die Skills und das Netzwerk zu haben, so bringt das alles nichts, wenn die
eigene Arbeit nicht wahrgenommen wird. Und in Zukunft wird es nicht leichter,
diese Aufmerksamkeit für das was man tut zu bekommen.  Die gute Nachricht ist aber: Auch ein gutes
Marketing
lässt sich nur schlecht outsourcen.

Die Automatisierung und Digitalisierung unserer Arbeitswelt
kann also Angst machen, aber diese Angst muss einen nicht überrollen. Wer sich dann nicht panisch zu jeder erdenklichen Weiterbildungsmöglichkeit
anmeldet, sondern seine Soft Skills, also seine soziale Kompetenzen, emotionale
Intelligenz und Analysefähigkeiten ausbaut, der wird auch in Zukunft noch
gefragt sein.

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