Ann-Kathrin ist nicht nur Bloggerin und Consultant, sondern auch Mitgründerin der Shopping-App Amaze. Warum, wieso und weshalb wir mit dem Smartphone shoppen sollen, hat sie uns erzählt.
Shoppen geht überall
Laden-Öffnungszeiten? Ist seit der Möglichkeit des Online-Shoppings längst nicht mehr groß von Interesse. Aber neben der Zeit wird auch der Ort des Shoppinggeschehens immer weniger relevant. Denn dank neuer Apps kann das nun ganz bequem am Strand, in der U-Bahn oder auch im Stau erledigt werden. Und während die Mobile-Commerce-Branche schon boomt, gibt es bei den bisherigen Angeboten doch noch einige Hindernisse bezüglich des Shopping-Ablaufs zu bewältigen, die das Einkaufserlebnis meist etwas mau machen.
Genau da setzt Ann-Kathrin Grebner mit ihrem Team an. Sie ist Mitgründerin der Shopping-App Amaze, die durch täglichen Input von Bloggern und einem Content-Team sowie eines „Lerneffektes“, der das Shoppingverhalten der Nutzer untersucht, kuratiertes Einkaufen bieten will. Wie genau sich das alles gestaltet, wie sie all ihre Jobs unter einen Hut bekommt und welche Zukunft sie sich erträumt, hat sie uns erzählt.
Du hast lange als Bloggerin gearbeitet und bloggst zum Beispiel bei This is Jane Wayne sowie unter Tanzekind. Wie kommt es, dass du jetzt ein Startup mitgegründet hast?
„So weit entfernt liegen beide Themen und Tätigkeit im Prinzip nicht. Ich versuche es mal an zwei Punkten festzumachen. Erstens: Amaze arbeitet selbst mit vielen tollen Bloggern zusammen und da war es von Vorteil für mich und unserer Team, meine Erfahrung hier mit einzubringen. Denn oft wird der Workflow und das Business, was jeder einzelne Blogger betreibt von anderen Unternehmen unterschätzt. Zweitens: Amaze war zunächst ein Projekt von This is Jane Wayne Consulting, was Nike, Sarah und ich gemeinsam gestartet habe.“
Angefangen hast du also als Consultant. Jetzt bleibst du dabei. Hast du auch Anteile verhandelt?
„Ich hatte gar nicht damit gerechnet, als mich Nike und Sarah fragten, ein neues Consulting-Projekt zu begleiten, dass daraus mal mehr als nur ein Projekt mit Anfang und Ende wird. Als dann das Angebot kam, musste ich schnell dazu lernen: Wie solche Optionen einer Beteiligung aussehen können, welche Formen es hier gibt und auch welche Risiken, aber natürlich auch Chancen. Und ja es gingen auch die Verhandlungen los und ja, als Co-Founder halte ich auch Anteile an Amaze. Als Gründerin ist das natürlich eine zusätzliche Motivation, die App in Zukunft mit voller Energie weiter erfolgreich aufzubauen.“ (lacht)
Warum glaubst du bist du ein guter CCO?
„Das ist gar nicht mal so einfach zu beantworten. Ich glaube, das können andere besser einschätzen. Alles in allem aber, entsteht erfolgreiche Arbeit nicht durch den Einzelnen, sondern durch das gesamte Team. Ich versuche täglich, das zu hinterfragen, was ich mache und versuche genau das zu machen und leben, was ich auch von meinem Team verlange. Es ist super in einem kreativen Umfeld zu arbeiten, inzwischen habe ich in Berlin ein Kreativteam mit sechs Mädels aufgebaut – fast wöchentlich kommt jemand neues dazu – und wir wachsen mehr und mehr zusammen.“
So funktioniert das Shoppen per App. Foto: Amaze
Und wie passen du und deine Mitgründern zusammen? Wie ergänzt ihr euch?
„Gerade bei einem Startup und sehr jungen Unternehmen, braucht man seine Sparringspartner. Ich glaube unser gesamtes Team macht einfach die Vielfalt an Erfahrungen aus. Jeder bringt aus den unterschiedlichsten Bereichen etwas ein. Wir sind ein extrem komplementäres Team mit sehr unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten. Die einen haben schon mal E-Commerce-Shops im Fashion-Bereich aufgebaut und kennen sich daher gut mit den Modellen aus. Die anderen sind absolute Profis im Programmieren, dem Aufsetzen sehr komplexer technischer Plattformen und verrückter Learning-Algorithmen. Wieder andere sind produktverliebt im Bereich UX-Design. Ich wiederum komme aus dem kreativen Fashion- und -Content-Bereich, habe meinen eigenen Blog Tanzekind und bin sehr eng mit den Kreativnetzwerken rund um Blogger, Fotografen, Fashion und Models vernetzt – und weiß diese zu schätzen. Das Schöne ist: Jeder liebt seinen Bereich und ist wirklich gut in dem was er macht! Manchmal geht es auch sehr heiß her, aber genau diese Mischung macht uns bis jetzt sehr erfolgreich und die Zusammenarbeit so spannend.“
Kannst du uns etwas zur Finanzierung sagen? Habt ihr Investoren? Und sieht euer Geschäftsmodell auch vor, auch die Influencer zu beteiligen?
„Ja, wir sind gerade dabei eine Finanzierungsrunde abzuschließen. Leider kann ich zu den Investoren und der Höhe der Runde zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Es ist eine super spannende Zeit, dazu kommt das alle Mitgründer sehr unterschiedliche Hintergründe haben: von Zalando, über BCG, Venture Capital bis hin zu Mobile App Development. Was uns alle vereint, ist, dass wir sehr unternehmerisch motiviert sind und entsprechend arbeiten möchten. Und klar, uns ist es sehr wichtig, die Blogger bei unserem Geschäftsmodell zu beteiligen. Wir bauen Amaze nicht alleine auf, ganz und gar nicht, sondern gemeinsam mit einem tollen Influencer-Netzwerk. Daher geben wir einen Großteil unserer Einnahmen an unsere Influencer weiter. Hier arbeiten wir nach dem ganz normalen Affiliate-Prinzip.“
Erzähl doch mal etwas über Amaze. Welche Vorteile bietet die App Nutzern gegenüber dem herkömmlichen Online-Shopping?
„Ich versuche mich einmal auf die Kernvorteile zu fokussieren: Einer der essentiellen Vorteile ist unsere direkte Zusammenarbeit mit den vielen wunderbaren Modebloggern und Influencern. Unsere User können sich jeden Tag aufs Neue inspirieren lassen, egal wann und wo. Ganze Looks können dann direkt in der App nachgeshoppt werden, ohne auf Drittseiten verlinken zu müssen. Dabei haben wir es bei Amaze mit personalisiertem Shoppen zu tun. Das bringt im Normalfall nicht nur mehr Spaß, sondern mit jedem ‚Wisch’ durch die Outfits lernt die App mehr und mehr, was der User wirklich mag. Also: Sneaker oder High Heels, Kopenhagen oder Paris. Das Interface der App ist einfach und spielerisch gestaltet, um schnellst möglich neue Outfits und Produkte zu entdecken. Mit unserem Partner Zalando gibt es zudem vertrauensvolle Check-Outs und eine kostenlose Lieferung. Puh, das war es erstmal.“
Sind während der Entwicklungsphase Probleme aufgepoppt, die ihr nicht erwartet habt?
„Natürlich! Ich schätze ,dass das bei jedem Startup vorkommt oder vorkommen sollte. Die Erfahrung sollte man mitnehmen, etwas daraus lernen und diese auch teilen. Vor allem aber am Ende des Tages laut lachen. Denn auch von all dem geht die Welt nicht unter. Fehler sollten immer drin sein.“
Inspiration, die zum Shoppen einlädt. Foto: Amaze
Warum hat euch gerade der Shoppingbereich für eine Gründung gereizt?
„Wahrscheinlich haben schon viele die gleiche Erfahrung gemacht: shoppen auf dem Smartphone kann sehr schnell zur Frustration führen. Es fehlte bisher die eine gute Lösung, die Spaß macht und mit einem passenden Interface inspirierend zugleich wirkt. Zudem ging auch an mir die starke Dynamik im Bereich des Mobil Commerce nicht vorbei. Es ist ein super spannendes Thema, was uns wahrscheinlich auch in Zukunft zunehmend beschäftigen wird.“
Die App liefert Shoppinginspiration, durch Blogger-Outfits, Streetstyles und kuratierten Content. Wie sorgt ihr dafür, dass der Nutzer keine Reizüberflutung bekommt, sondern die Inhalte, die ihn interessieren?
„Wir versuchen dem User zunehmend relevanter Content zu zeigen. Amaze lernt aus dem Swipe-Verhalten der User, sprich er mag und was er berechtigterweise nicht mag. Über Algorithmen, die unser Tech-Team stetig weiterentwickelt, bekommt der User zunehmend Sachen zu sehen, die im hoffentlich gefallen. Zudem ist der Aufbau der App so strukturiert, dass der User klar filtern kann, was er sehen möchte. Ob Streetstyles aus Kopenhagen oder doch lieber ein ganz bestimmtes Thema ausunserem Edit-Bereich, wie ‚The 70s’, das sich wöchentlich ändert.“
Es gibt unheimlich viele Modeblogger. In welchen Bereichen siehst du für sie Chancen Geld zu verdienen?
„Es gibt wirklich unheimliche viele Modeblogger und auch unheimlich viele wirklich gute! Das wurde mir auch erst bewusst, als wir ein Teil der Blogger-Community in unseren Akquirierungsprozess aufgenommen haben. Allgemein wissen die Blogger hier Kapital ziemlich gut einzuschätzen und zu nutzen. Neben vielen Monetarisierungsangeboten seitens verschiedenen Affiliateprogramme, nutzen viele Blogger schon jetzt ihr Potenzial als Berater und bringen ihre Erfahrung als Influencer mit ein.“
Foto: Amaze
Auch du arbeitest nebenher weiter als Bloggerin und bist bei deinem Studium in den finalen Zügen. Wie schwierig ist es, alles unter einen Hut zu bekommen?
„Das ist derzeit meine größte Aufgabe – nennt man das Self-Management? Mein Kalender gleicht einer Wundertüte, jeder Bereich eine andere Farbe und nicht selten überschneiden sich Termine oder etwas geht unter. Mein größtes Problem: ich mache gerne alles und das auch noch verdammt gerne! So ist meine Woche meistens schnell verplant, der Zeitplan ist mehr als tough und wirklich alles muss gut organisiert sein. Also, wirklich gut organisiert.“
Wie ist deine persönliche Vision für dich. Wo siehst du dich in zehn Jahren?
„Lustig, dass du fragst. Die Frage habe ich mir gestern Abend gestellt, als ich im Flieger von Köln (hier sitzt unser Tech-Team) nach Berlin gesessen habe. Ich hatte mir kurz überlegt mich noch einmal neu zu orientieren und Backend Developer zu werden. Die sind gerade heiß begehrt, hab ich mir sagen lassen! Spaß bei Seite. Ich würde mir wünschen, dass ich all die Projekte, die ich bis dahin angenommen habe, zufriedenstellend zu Ende gebracht habe und ich durchaus auch einmal gescheitert bin, um daraus zu lernen. Die eine große Version gibt es nicht, dafür viele kleine Ziele, die es in zehn Jahre sicherlich zu erreichen gilt. Aber ein paar Träume sind natürlich auch dabei. Ich sehe mich vor allem nicht nach der einen Festanstellung, sondern eher nach verschiedenen Projekten und Herausforderungen. Was natürlich nicht ganz schlecht wäre: wenn ich in zehn Jahren ein bisschen mehr Zeit für mich habe, um durch die Welt zu reisen oder ganz in Ruhe einmal nichts zu tun und das auch genießen zu können, ohne das mir schon nach ein paar Minuten wieder etwas in den Fingern juckt.“
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