Sofie Pfister-Odermatt, Foto: Annette Boutellier

Ausleben – wenn Menschen dem Tod näher kommen

Das Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“ porträtiert 15 Menschen, deren Leben sich dem Ende neigt. Sie sprechen über Hoffnung, Angst, Liebe und Zufriedenheit.

Über den Tod, das Älterwerden und alles, was das mit sich bringt, wird in unserer Gesellschaft nicht gerne gesprochen. Viele Menschen wollen sich mit dem Ende ihres Lebens möglichst wenig auseinandersetzten, schon gar nicht darüber reden. Doch wie denken Menschen, die wissen, dass ihre restliche Lebenszeit begrenzt ist, über Sterben und Tod?

Mena Kost und Annette Boutellier porträtieren in ihrem Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“ 15 Menschen zwischen 83 und 111, die von ihren Hoffnungen, Ängsten und Erwartungen sprechen und uns zeigen, wie es sich anfühlt, Frieden mit dem Altwerden zu schließen.

Wir stellen euch fünf Persönlichkeiten aus dem Buch vor und geben einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelt.

Sofie Pfister-Odermatt

1929 wurde Sofie Pfister-Odermatt in Knonau bei Zürich geboren. Mittlerweile lebt die 90-Jährige mit ihren sieben Hühnern in Waltensburg.

„Wenn man alt sterben muss, nachdem man ein langes Leben gelebt hat, ist das etwas anderes. Wir Alten müssen weniger zurücklassen. “

Sophie Pfister, Seite 15 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“
Sophie Pfister, Foto: © Annette Boutellier

„Ewig leben wollte ich trotzdem nicht, nein. Aber ein Weilchen lebe ich gerne noch.“

Sophie Pfister, Seite 16 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“

Ralph Gentner

Ralph Gentner ist 87 und hat nach seinem Studium in Karlsruhe als Partner im Berner Architekturbüro Atelier 5 gearbeitet. Seine Wohnung ist voll mit Kunst und Designklassikern.

„Das Rauchen hat mir meine Mutter beigebracht.“, Foto: © Annette Boutellier

„Zu wissen, dass ich bald sterben würde, wäre auch in Ordnung – wenn ich nicht leiden müsste. Ich kenne jemanden, bei dem es so war. Er hat noch Freunde eingeladen und sie haben Champagner getrunken. Das würde ich vielleicht auch tun.“

Ralph Gentner, Seite 26 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“
Ralph Gentner, Foto: © Annette Boutellier

„Im Alter muss man junge Freunde haben, sonst redet man immer nur über die alten Zeiten. Man muss über das reden, was jetzt ist.“

Ralph Gentner, Seite 29 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“

Annie Akuamoa

Annie wurde 1935 in Ghana geboren und arbeitete als Hebamme und OP-Schwester. Heute lebt sie in Basel und möchte mit dem Tod als Gesprächsthema nichts zu tun haben.

Annie Akuamoa, Foto: © Annette Boutellier

„Heute lebe ich. Und ich versuche, gut zu leben. Was morgen ist, weiß ich nicht. Also mache ich mir darüber keine Gedanken. Aber ich bete dafür, dass der nächste Tag gut wird.“

Annie Akuamoa, Seite 136 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“
„Ich bin sicher, dass es wunderschön ist, dort, wo man hinkommt, wenn man stirbt.“, Foto: © Annette Boutellier

„Ich möchte nicht wissen, wie lange ich noch zu leben habe. Der liebe Gott gibt das Leben und er nimmt es auch wieder. Dann, wann er es für richtig hält.“

Annie Akuamoa, Seite 141 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“

Ida Schläpfer Bänziger

Ida Schläpfer Bänziger ist mit ihrer Familie elfmal umgezogen. Nun wohnt die 94-Jährige alleine am Stadtrand von St. Gallen.

„Mit meinem Leben bin ich sehr zufrieden, ich hatte großes Glück.“
Foto: © Annette Boutellier

„Dass man nach dem Tod alle wiedersieht, die man zu Lebzeiten gekannt hat, kann ich mir nicht recht vorstellen. […] Aber ich hoffe, dass ich meinen Mann wiedersehen werde.“

Ida Schläpfer Bänziger, Seite 152 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“
Ida Schläpfer, Foto: © Annette Boutellier

Ich habe viel gesehen in meinem Leben. Deshalb habe ich nicht das Bedürfnis, noch viel zu erleben. Ich bin froh, wenn ich jeden Tag einen Spaziergang zu meiner Sitzbank machen kann.

Ida Schläpfer Bänziger, Seite 153 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“

Charles Probst

Die Wohnung des 89-Jährigen ist voll mit Mitbringseln von seinen Reisen durch den Orient. Doch er hatte es nicht immer leicht im Leben: Er ist ein Verdingkind und wuchs auf einem Bauernhof auf.

Charles Probst, Foto: © Annette Boutellier

„Ich habe absolut keine Angst vor dem Tod. Tot ist tot, da mache ich kein großes Zeugs drum. Danach kommt nichts mehr. Dann ist fertig. Aus.“

Charles Probst, Seite 63 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“
„Ich rede mit niemandem über den Tod, höchstens im Versteckten.“ Foto: © Annette Boutellier

„Ich habe ein verpfuschtes Leben, das schon. Aber ich habe gelebt, ich habe gekämpft und mich durchgebracht.“

Charles Probst, Seite 64 im Buch „Ausleben – Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später“

Mena Kost und Annette Boutellier: Ausleben: Gedanken an den Tod verschiebt man gerne auf später , Christoph Merian Verlag, 28 Euro.

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