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Psychisch kranke Menschen berichten, welche Sache alle über ihr Leiden wissen sollten

Unter dem Hashtag #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness wird zur Zeit auf Twitter viel diskutiert. Leserinnen und Leser haben unserem Partner Ze.tt anonym mitgeteilt, welche eine Sache alle über psychische Erkrankungen wissen sollten.

Psychische Krankheiten sind mittlerweile kein Tabuthema mehr

Immer mehr Menschen stehen zu Depressionen, Essstörungen und anderen Erkrankungen; es wird mehr und offener darüber gesprochen. Dennoch wissen viele sehr wenig darüber, was die jeweiligen Krankheitsbilder eigentlich genau bedeuten, wie sie sich anfühlen, wie sie sich auf den Menschen auswirken. Ein Hashtag auf Twitter soll nun darüber aufklären: Unter #ThingsYouShouldKnowAboutMentalIllness posten User*innen eigene Erfahrungen und Dinge, welche sie andere Menschen gerne wissen lassen möchten. Das hilft einerseits, um über psychische Gesundheit aufzuklären, andererseits aber auch, bestimmte Krankheiten zu entstigmatisieren.

Offenbar begann die Online-Bewegung mit dem Tweet der Userin Hattie Gladwell: „Zitiert diesen Tweet mit einer Sache, von der ihr euch wünscht, dass andere sie über psychische Erkrankungen wissen. Ich mache den Anfang: Ich wünsche mir, dass Menschen wüssten, wie einfach es ist, sich zu maskieren. Wie einfach es ist, die eigenen Probleme mit einem Lächeln zu überdecken. Und dass, nur weil ich ,okay‘ erscheine, es nicht bedeutet, dass ich das auch bin.“ Viele User*innen reagierten darauf und teilten ihre eigenen Erfahrungen.

Quelle: Twitter | Hattie Gladwell @hatttiegladwell

Wir wollten von euch wissen, von welcher einen Sache ihr euch wünscht, dass alle sie über psychische Erkrankungen wissen. Ihr habt es uns anonym mitgeteilt.

Kein Mitleid, sondern Akzeptanz

„Psychische Erkrankungen haben nichts mit Schwäche zu tun. Sie können jede*n treffen und es erfordert eine Menge Stärke, sie zu akzeptieren oder gar zu überwinden.“

„Ich habe Schizophrenie. Das bedeutet nicht, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit habe, wie es in manchen Thrillern übertrieben dargestellt wird. Schizophrenie hat viel mehr mit Halluzinationen, Verfolgungswahn und ganz einfachen Ängsten zu tun. Außerdem bin ich nicht gefährlich, nur weil ich diese Krankheit habe.“

„Ich will kein Mitleid, sondern Akzeptanz, wenn ich Pläne absage, früher nach Hause muss oder häufig beim Arzt bin.“

„Nur weil ein anderer Mensch da ist oder meine Depressionen durch etwas, das mit diesem Menschen zu tun hat, ausgelöst werden, ist er nicht schuld.“

„Wenn die Depression am schlimmsten ist, versuche ich nicht Menschen bewusst falsch zu verstehen und nur das Schlechteste zu hören und zu glauben … ich kann nicht anders. Ich höre nur das Schlimmste und kann mir nur das vorstellen.“

„Es sind wirklich ernsthafte Krankheiten/Störungen und nichts, was man sich einfach mal so ausgedacht hat.“

Psychische Erkrankungen können jede*n treffen

„Dass psychische Erkrankungen jede*n – unabhängig von Vorgeschichte, Alter, Einkommen, Hautfarbe oder Lebensstil – treffen können. Nicht nur die vermeintlich ,Schwachen‘ oder ,Vorbelasteten‘.“

„Dass es nicht der Mangel an Willenskraft ist, der einen daran hindert vor die Tür zu gehen, zu leben und gesund zu werden. Dass eine psychische Erkrankung genauso schlimm ist wie eine physische und man daran sterben kann. Außerdem kann man Krankheiten sowieso nicht miteinander vergleichen.“

„Dass wir uns nicht ,einfach mal zusammenreißen‘ können.“

„Psychopharmaka sind wirklich heftige Medikamente, haben viele Nebenwirkungen und können auch zu starker Gewichtszunahme führen. Niemand ist gerne darauf angewiesen, aber mit ,ein bisschen an die frische Luft gehen‘, Yoga oder Hobbys suchen ist es eben nicht immer getan.“

Psychische Erkrankungen können unsichtbar sein

„Sich ,einfach‘ eine*n Therapeut*in zu suchen ist schwieriger als gedacht, wenn man mit mindestens acht Monaten Wartezeit vertröstet wird. Die Versorgung in Deutschland ist praktisch gesehen wirklich mies!“

„Sie können absolut (!) unsichtbar sein und jede*n (!) betreffen.“

„Klinikaufenthalte sind kein Urlaub und man kommt nur in den seltensten Fällen geheilt nach Hause zurück.“

„Magersucht und Bulimie heilen sich nicht durch stationäre Therapie. Die ,Heilung‘ erfolgt, wenn überhaupt, über Jahre hinweg. Manchmal habe ich das Gefühl, die Krankheit hat sich irgendwie einfach ausgewachsen.“

„Dass mehr Menschen betroffen sind als man denkt und man es nicht jedem Menschen ansieht. Depressive Phasen können von Außenstehenden als schlechte Laune und Aggressivität empfunden werden.“

Der Originaltext von Ole Siebrecht ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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