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Das stärkste Band des Lebens.

Heute morgen wurde ich von meinem Mann und meiner Tochter zu meinem 2. Muttertag beglückwünscht. Als mein Mann mich fragte, was ich mir denn Besonderes wünsche, sah ich ihn an, während unsere Tochter ihn an seinen Barthaaren zupfte und musste schmunzeln.

Was wünsche ich mir?

Es ist Muttertag. Der Tag, der möglicherweise der Konsumgier geschuldet ist, aber uns an das stärkste Band des Lebens erinnern lässt. Das Band zur Mutter. Was kann es für einen größeren Wunsch geben, als dieses Band einmal selbst aus der Sicht der Mutter erleben zu dürfen? Und genau so fühle ich mich in diesem Moment. Während wir in unserem großen Bett kuscheln und die Sonnenstrahlen langsam dem Raum Wärme geben, kommt unsere Tochter zu mir herüber gekrochen und hält ihre kleinen, warmen und weichen Hände fest an meinen Kiefer und sagt: “Mama stree-iiii-cheeeeln”, während sie mir liebevoll über meine Wangen fährt.

 

In dir, meine Tochter, steckt so viel Liebe, die mich jeden Tag immer wieder mit solchen Glücksgefühlen durchströmt und die direkt in mein Herz geht. Diese Liebe steckte seit deinem ersten Moment auf dieser Erde in dir und ich darf sie jeden Tag durch dich spüren. Genau so, wie ich dich seit deiner ersten Sekunde auf dieser Erde all meine Liebe spüren lass

Ich erinnere mich noch gut an einen Augenblick, als ich mit meiner Tochter im Stillzimmer im Krankenhaus saß und eine andere Mutter beobachtete, die kurz zuvor einer Freundin erzählt hatte, dass dies ihr 3. Kind sei. Sie stillte ihr Baby mit unendlich verliebten Augen, hielt ihr Baby danach vor ihre Augen und gab ihr unendlich viele Küsse. In dieser Mutter-Tochter-Verbindung steckte so unendlich viel Liebe. Auch bei ihrem 3. Kind.

Da sah ich es vor meinen Augen: das stärkste Band unseres Lebens. Dieser Moment inspirierte mich, immer auf mein Bauchgefühl zu hören auf der Reise, die ich mit meiner Tochter gehen werde. Ich wusste, dass es nichts Wichtigeres geben kann, als diese Liebe zu zelebrieren und jede Sekunde zu genießen.

Und dann sah ich meiner Tochter in die Augen an und sah pure Liebe. Jede einzelne Sekunde. In jenen Tagen sah ich sie den ganzen Tag verliebt an und konnte nicht damit nicht aufhören. Als ich sie das erste Mal in meinen Armen hielt, hielt ich das wunderschönste Baby bei mir. Ich liebte sie mit einer Intensität, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Ich bin nachts aufgewacht, um mich zu vergewissern, dass sie noch atmet. Ich konnte sie in keinen anderen Armen ertragen (außer denen meines Mannes), weil die Nabelschnur zwar nicht mehr sichtbar, aber noch vorhanden war.

Ich konnte nur entspannen und mein Glück genießen, wenn ich sie an meiner Haut spürte. Ich fühlte mich in jenen Zeiten oft wie eine überängstliche und klammernde Mutter. Heute würde ich dieser jungen Mutter am liebsten meine unterstützende Hand auf ihre Schulter legen und sagen:

es ist genau richtig, dass du so fühlst.

Heute weiß ich nämlich, dass sich dieses Band dehnt. Es dehnt sich mit jedem Entwicklungsschritt auf beiden Seiten.

Du hast gelernt, zu krabbeln, zu laufen und dich immer weiter weg von mir zu bewegen. Immer mit der Rückversicherung, dass ich da bin. Und ich habe dich ziehen lassen. Immer mit einem Blick in deine Richtung, der dir zeigt, dass ich immer da sein werde.

Du hast gelernt, eine Sprache zu entwickeln und es gibt in deiner Muttersprache keine Verständigungsprobleme mehr. Ein weiterer Schritt, durch den du dich weiter fort von mir bewegst. Fort in das Leben in der Gesellschaft.

Hier in Amerika hast du dich beim Hören dieser fremden Sprache lange an deine Eltern geklammert, weil es dir solch große Angst bereitet hat. Ich habe dir beigebracht, dich in dieser Sprache wohl zu fühlen, jeden Tag ein wenig mehr und lasse das Band sich somit noch weiter dehnen. Damit du in die Gesellschaft hinaus kannst.

Dieses Band wird sich immer weiter dehnen und irgendwann werde ich dich manchmal am anderen Ende nicht mehr sehen können.

Aber ich werde immer wissen, dass du da bist. Und du wirst immer spüren, dass dieses Band dich festhält.

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