Foto: Rawpixel.com | Unsplash

Liebe Unternehmen, die ersten Digital Natives sind erwachsen – reagiert endlich darauf!

Facebook, Instagram, Snapchat sagen den meisten Menschen was. Bei Google Analytics, Facebook Ads oder Google Adwords ist das schon anders. Digital Natives braucht das Land.

 

Die Digitalsierung ist schon längst da

Samstag nachmittag in einer deutschen Innenstadt bei einem Elektronikfachhandel: Ich möchte mir ein neues Smartphone zulegen. Dieses Ding mit dem Apfel drauf will ich nicht, das macht mir Angst. Die Produkte dieses Herstellers sind einfach zu gut, das System für meinen Geschmack zu sehr in sich geschlossen, so dass du dich quasi in einen goldenen Käfig einkaufst – merkt man aber erst später. Nun ja, was soll´s denn sonst sein? 

Bisher hatte ich ein Telefon mit einem anderen Betriebssystem. Kann es auch gerne wieder sein, nur eben nicht der Fabrikant mit den sprichwörtlich bombigen Handys. Ein neuer chinesischer Stern am Handy-Himmel fällt mir, aber auch einer Mutter mit ihrem Sohn ins Auge. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus: Die Mutter ist zufrieden mit ihrem Apfel-Plus-Size-Gerät. Sie hat aber auch keinen Laptop zuhause und braucht daher ein großes Display. Mal so nebenbei erwähnt, sind mir diese Teile zu riesig: ich will ein Smartphone, kein Tablet! So denkt auch der zwölfjährige Sohn: bisher hat er dieses Apfel-Telefon im Wert von 700 Euro, geschenkt bekommen vom Opa, da der nicht mit dem Hightech-Gerät zurecht kam. Als ich zwölf war hatte ich Barbies – wie sich die Zeiten doch ändern!

Früher Stickeralbum, heute Smartphones

Auf den Wert des Smartphones angesprochen, argumentierte er: „Das kostet doch keine 700 Euro mehr, das bekommst du für 500 Euro hinterher geschmissen.” Aha! Ich stutzte und fragte, was er denn mit dem Gerät macht, außer telefonieren und für die Mutter erreichbar sein. „Ja also, ich schreibe mit meinen Freunden, verschicke Bilder und schaue viele YouTube-Videos.” 

Das war der Moment, in dem ich das realisierte, was die sogenannten Global Player schon Jahre zuvor entdeckt hatten: Wir ziehen Digital Natives groß. Kinder und Jugendliche lesen keine Bravo mehr, gehen nicht in die Bibliothek und leihen sich Bücher aus … sie holen sich einfach alles aus dem Netz. Sie können mit den digitalen Geräten besser umgehen, weil sie damit schon aufgewachsen sind und es zu ihrer Grundausstattung gehört, wie damals mein Freundebuch oder Stickeralbum. Das Smartphone ist überall dabei, es ist der beste Freund: im Bus, im Wartezimmer, beim Fernsehen und sogar im Bett.

Kenne deine Zielgruppe

Diese Generationen verstehen es digital zu kommunizieren, wie keine zuvor. Und digital wird die Zukunft aussehen: Schon heute wird prophezeit, dass die Printwerbung im Jahre 2019 erstmal durch Werbung im Social Web überholt wird. Das Internet ist deshalb genau der Ort, an dem die großen Firmen ihre Zielgruppen bereits heute schon abholen. Besonders Videos werden hier immer stärker frequentiert. Der Mensch liebt bewegte Bilder und es ist schlicht einfacher ein Video zu schauen als ganze Texte wie diesen durchzulesen.

Unterlegt mit Musik, gesprochenen und eingeblendeten Informationen reagieren die User dankbar mit Klicks, Likes und Kommentaren. Eine schnelle Reichweite wird generiert. Das bedeutet viel Aufmerksamkeit. Und im Idealfall viel Umsatz – jedoch alles vom User selbst bestimmt. Kommt etwas weniger gut an, generiert es keine Leads oder im Worst-Case einen Shitstorm. Aber auch negative Presse ist ja bekanntlich Presse, nur in diesem Fall eben nicht „gepresst“ und das Internet vergisst bekanntermaßen nix. Fluch und Segen gleichermaßen.

Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen

Nur irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich Deutschland mit der Digitalisierung mal wieder schwer tut. So zuletzt auch auf der Cebit in Hannover vor wenigen Wochen festgestellt. Besonders mittelständische Unternehmen mit in die Jahre gekommener Führung haben diese Marketingtools irgendwie noch nicht auf dem Bildschirm. Sie setzen weiterhin auf Flyer, Printanzeigen oder Telefonakquise. Dabei vergessen sie, dass sie selbst den ganzen Tag vor dem Computer sitzen oder eines dieser kleinen Rechner in ihren Hosentaschen haben. Sie haben immer noch nicht verstanden, dass die neue Generation auf die Old-School-Varianten wenig bis gar nicht anspringt: Bist du nicht im Netz zu finden, existierst du nicht. So einfach ist das. Klingt hart, ist aber so.

Aufwachen!

Für welches Smartphone sich nun der Junge entschieden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Fest steht nur, dass er sich schon bald wieder ein neues aussuchen wird, denn die Digitalisierung im Kinderzimmer hat längst begonnen. Es ist fatal, diese Entwicklung zu ignorieren oder auf die leichte Schulter zu nehmen. Heranwachsende bestimmen die Zukunft, die Werbung und die Art der Kommunikation. Kunden sind nun mehr als nur Nutzer und Nutzer sind mehr als nur Kunden. Wer das verstanden hat, der muss Online Marketing in den eigenen Marketing-Mix aufnehmen. Und keine Angst vorm Wandel: die Digital Natives machen das schon!


Mehr bei EDITION F 

7 Regeln der Digitalisierung – das müssen Unternehmen jetzt tun, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Weiterlesen

Keine Angst vor Digitalisierung: „Wir müssen Entfremdung vermeiden.“ Weiterlesen

Das Gründerinnen-Manifest: Wo sind all die Digital-Gründerinnen? Weiterlesen

Anzeige