Foto: Veronika Eschbacher

Die „Trumpettes” – wie diese Frauen für den US-Präsidenten begeistern wollen

Während die Umfragewerte Donald Trumps insgesamt bescheiden ausfallen, steht seine Basis weiter hinter ihm. Toni Holt Kramer führt die „Trumpettes“ an, einen illustren Kreis von vorwiegend wohlhabenden Frauen, die zwischen Kreuzfahrten und Cocktailpartys die Agenda des Präsidenten unterstützen.

Reiche Frauen für Trump

Eng und steil ist sie, die Auffahrt zu Toni Holt Kramers Villa. Wer die US-Amerikanerin besucht, muss erst Nervenstärke beweisen und den eigenen Wagen mit wenigen Zentimetern Spielraum am breiten Rolls-Royce der Gastgeberin vorbeimanövrieren. Hier, im elitären Beverly Hills, lebt Toni Holt Kramer mit ihrem Ehemann. Der erste Händedruck zur Begrüßung kommt aber von Kramers Bodyguard. „Sie hatte einen Notfall und muss sich noch schnell die Haare machen“, entschuldigt Kramers Ehemann seine Gattin gleich darauf.

Im selben Moment flitzen zwei gänzlich in weiß gekleidete und weiß behandschuhte Frauen in das Wohnzimmer, beladen mit frisch gepresstem Melonensaft, aufgeschnittenen Früchten und auf Eis gelegten Getränken, vorbei an goldgerahmten und prominent platzierten Bildern der Hausherrin mit US-Präsident Donald Trump. Auf einem streckt Trump Kramers rechte Hand mit dem massiven Diamantring in die Kamera. „Maria!“, ist plötzlich ein Ruf von hinten zu hören. Eine der beiden Frauen in Weiß reißt die Augen auf und stürmt im Laufschritt aus dem Wohnzimmer.

Rund zwanzig Minuten später sitzt Toni Holt Kramer entspannt auf einem beige-goldenen Fauteuil in einem ihrer opulent eingerichteten Wohnzimmer. „Anfangs war es nur so eine Idee, die mir während einer Kreuzfahrt in Europa in den Sinn kam“, erinnert sich die ehemalige Hollywood-Reporterin und Talkshow-Moderatorin an die Zeit vor eineinhalb Jahren. „Donald, also ich meine Präsident Trump, hatte damals die Nominierung der Republikanischen Partei noch gar nicht in der Tasche“, erzählt Kramer weiter.

Toni Holt Kramer und Donald Trump nach einer siegreichen Vorwahl 2016. Quelle: Privat

Toni Holt Kramer hat eine Mission

Doch Jahre zuvor hatte der damalige Reality-TV-Star Trump einer engen Freundin Kramers auf ihre Bitte hin einen Gefallen getan. Seither war sie überzeugt: Dieser Mann hält, was er verspricht. „Also gab es die Idee, eine Frauengruppe zusammenzutrommeln, damit unsere Landsfrauen besser verstehen, was Trump für sie und unser Land will – und dass er der einzige ist, der die USA retten kann“, sagt Kramer. Wenig später, im September 2015, waren die „Trumpettes USA“ geboren.

Sie verbringt die Zeit zwischen ihren Kreuzfahrten in der Karibik oder Europa und Charity-Events im kalifornischen Bel Air, Palm Springs und Palm Beach damit, die Werbetrommel für Donald Trump zu rühren. Mehr als 80 Interviews hat sie in den vergangenen 16 Monaten gegeben – und zwar nationalen wie internationalen Medien, in denen sie und ihre Mitstreiterinnen Trump und seine Politik verteidigen. Kramer betreibt eine Website, mehrere Facebook-Seiten und rekrutiert ständig neue Mitglieder. Dabei zielt sie vor allem auf Frauen ab, die sie dazu animiert, ihre kritische Haltung gegenüber dem Präsidenten zu hinterfragen und sich ihnen anzuschließen.

„Wir sind kein Haufen reicher, snobistischer Frauen. Wir sind das Volk, wir sind hemdsärmelig“

„Wir haben Frauen aus allen Schichten für unsere Sache begeistern können“, verkündet Kramer stolz. „Vielleicht waren die vier Gründungsmitglieder wohlhabend, aber wir sind kein Haufen reicher, snobistischer Frauen. Wir sind das Volk, wir sind hemdsärmelig“, sagt sie. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen arbeite sie jeden Tag für Präsident Trump und dessen Agenda: „Wir gehen in Kirchen, wir klopfen an Türen. Wir haben wirklich eine Mission: Wir wollen dieses Land retten.“

101 von möglichen 100 Punkten für Trump

Kramer, die in ihrem Leben Republikaner wie Demokraten unterstützt und an sie gespendet hat, sieht diese Mission mit jedem Tag wachsen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Beliebtheit von Donald Trump in den USA gering ist. So unpopulär wie der aktuelle US-Präsident war keiner seiner Vorgänger im ersten Amtsjahr. Nur noch 35 Prozent der US-Bürger unterstützen laut Gallup-Umfrage seinen Kurs.

Toni Holt Kramer kann das nicht nachvollziehen. Für die ersten zehn Monate im Amt gibt sie Trump 101 von möglichen 100 Punkten. Einfach absolut alles, was Trump bisher getan habe, befürworte sie. „Er ist Superman“, sagt sie. Dass er noch kein umfangreiches Gesetzesvorhaben umgesetzt habe, liege nicht am Präsidenten, sondern vielmehr an den Kongressabgeordneten in Washington, die, egal, auf welcher Seite, keinen großen Handlungsdrang an den Tag legen würden.

Wer ihn kenne, wisse, dass er kein Rassist sei. Trump sei nicht gegen Immigration, sondern gegen illegale Immigration. Und seine Aussage, man könne Frauen einfach zwischen die Beine greifen, findet sie zwar nicht nett, aber aus dem Zusammenhang gerissen und medial aufgeblasen. Für ziemlich alles, was Kritiker an Trump beanstanden, hat Kramer eine Erklärung, Verharmlosung oder einen Gegenangriff in petto.

„Das Weiße Haus hat Trump verändert”

Silvester 2009 fand das Kennenlernen statt. Freunde hatten sie in Trumps exklusiven Klub Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, eingeladen, und der Immobilien-Tycoon ging von Tisch zu Tisch. „Er sagte gleich zu uns: Ich hoffe, Sie werden hier Mitglied“, erinnert sich Kramer. Sie sei begeistert davon gewesen, wie bodenständig Trump sich gab und wie freundschaftlich er auf sie zuging. Niemals habe er den Eigentümer raushängen lassen und sich abgesondert – „vielmehr schüttelte er alle Hände und küsste alle, die reinkamen.“ Im Folgejahr wurden Kramer und ihr Mann Mitglieder in Mar-a-Lago. Etwa 200.000 Dollar kostet die Aufnahme in den Privatklub, plus 15.000 Dollar Jahresgebühr.

Da Kramer seither die Winter in Florida verbrachte, traf sie Trump fast jedes Wochenende dort. Das Weiße Haus, sagt sie, habe Trump verändert. „Seine Leichtherzigkeit fehlt ihm heute.“ Es scheint Kramer zu wurmen, dass nur so wenige Amerikaner anerkennen, was für ein Leben Trump aufgegeben hat. „Er hat doch diese Präsidentschaft gebraucht wie zwei weitere Hände“, sagt sie, zumal er mit so vielen Krisen gleichzeitig konfrontiert sei wie kein anderer Präsident vor ihm. Doch sie wisse, dass er nicht aufgebe, bis er seine Ziele umgesetzt habe.

„Er kommt hin, wo er hinkommen will“

Auch deswegen war Kramer von Anfang an davon überzeugt, dass Trump es ins Weiße Haus schaffen wird. Das ehemalige TV-Starlet schreibt seinen Erfolg vor allem aber der Macht des Fernsehens in den USA zu. Über so viele Jahre hätten die Amerikaner Donald Trump über die Sendung „The Apprentice“ in ihr Zuhause gelassen. „Er war in ihrem Bett, im Badezimmer, in der Küche, er war überall in ihren Häusern“, sagt Kramer. Sie hätten ihn alle gekannt und geliebt, sonst wäre seine Show nicht so viele Jahre gelaufen.

Toni Holt Kramer und ihre „Trumpettes”. Quelle: Privat

„Ich wusste, sie würden ihn wählen, denn für so viele Amerikaner war er inzwischen wie ein Vater, Bruder oder Ehemann.“ Auch seine Authentizität habe zu seinem Erfolg beigetragen. Im persönlichen Gespräch rede er genau wie am Mikrofon vor tausenden Menschen, erklärt Kramer. Er habe keine Stimme für das Showbusiness und eine andere für das Volk und wieder eine für seine Freunde – „er ist, wer er ist.“

Eine Feier für den Präsidenten

Dass Kramer Präsident Trump nicht aufgibt, ist an ihrem nächsten großen Event zu erkennen. Mitte Januar haben die Trumpettes in Trumps Klub Mar-a-Lago eine Feier zur einjährigen Präsidentschaft organisiert. Im Vorhinein wurden dafür 800 Mitstreiter zusammengetrommelt. Und auch sein Geschäft sollte bei dieser Feier kräftig unterstützt werden. Immerhin haben laut „Washington Post“ im Sommer, nachdem Trump Rechtsextreme nach deren Aufmarsch in Charlottesville verteidigt hatte, 19 von 25 jährlichen Charity-Großveranstaltungen ihre Events in Mar-a-Lago storniert.

Wie viele Trumpettes es mittlerweile gibt, kann Kramer nicht sagen. Manche Frauen würden es bevorzugen, ihren Namen nicht auf der Website als Mitglieder veröffentlicht zu sehen. Aber die Zahl wachse stetig. Ob Trump denn nicht bald wieder in seine ursprünglichen Kreise nach Palm Beach oder New York zurückkehren werde? Kramer schüttelt den Kopf. Trump werde mit Sicherheit für eine zweite Amtszeit kandidieren: „Wofür wäre dann all das, was er jetzt tut, gut? Er geht durch die Hölle. Es muss besser werden.“

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