Foto: Rosan Harmens/Unsplash

Das ist jetzt dein Job! Wie du als Berufsanfängerin sicher Entscheidungen triffst

Wenn man als Berufseinsteiger frisch im Job ist, steht man vor ganz schön vielen Herausforderungen. Wie etwa Entscheidungen zu treffen und dafür gerade zu stehen. Doch Eigenverantwortung im Job ist vielmehr ein Privileg als ein Problem, findet Christina. Deshalb hat sie hier ihre Tipps aufgeschrieben, wie man gerade als (Berufs)Anfänger entscheidungsfreudiger wird.

 

Warum es so wichtig ist, Entscheidungen treffen zu können

Wenn du frisch im Job bist, bekommst du erst mal relativ wenig Verantwortung übertragen. Bevor du größere Entscheidungen im Arbeitsalltag triffst, kannst (und musst) du sich mit Chefs, Kollegen, etc. rückkoppeln und dir so einen doppelten Boden schaffen.

Schwierig – oder zumindest mal herausfordernd – wird es, wenn du nach und nach selbst gefragt bist und innerhalb kürzester Zeit Entscheidungen treffen und hinterher dazu stehen musst! Natürlich kannst du nach einer Weile eine Zwischenbilanz ziehen und gegebenenfalls nachjustieren. Aber generell gilt: du hast nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, und das ist jetzt so.

Was tun bei Fehlentscheidugen?

Fangen wir mal beim Worst Case an: Was passiert, wenn sich herausstellt, dass du eine Fehlentscheidung getroffen hast? Hier heißt es Mut beweisen. Stehe erhobenen Hauptes dazu, dass das jetzt sicherlich nicht ideal war, aber dass du nach dem damaligen Stand der Dinge die scheinbar beste Option gewählt hast. Auch wenn es in dir juckt, verkneife dir das „Och mann, hätte ich bloß…“.

Oft kannst du den Spieß sogar umdrehen, dir einen positiven Aspekt aus der entstandenen Situation heraussuchen und darauf hinweisen: „Das Endergebnis ist zwar nicht das, was wir uns erhofft haben, aber dadurch, dass es jetzt so gelaufen ist, haben wir zumindest mal YXZ erreicht. Somit haben wir jetzt ein Zwischenergebnis, das wir anpassen und weiterentwickeln können.“

Ich habe für mich gemerkt: selbst eine Entscheidung, die sich hinterher als falsch (oder sagen wir mal suboptimal) herausstellt, ist besser als gar keine! Denn nichts ist schlimmer, als die Schockstarre des Nicht-Entscheidens, das weiß ich aus Erfahrung. Mir selbst fällt es eigentlich schwer, Entscheidungen zu treffen. Die Frage, ob ich weiter im Ausland leben und arbeiten oder zurück nach Deutschland gehen soll, hat mich mindestens mal sechs Monate Kopfzerbrechen samt Lebenskrise gekostet.

Entscheidungen treffen ist kein Problem, sondern eine Chance

Ist mangelnde Entscheidungsfreudigkeit schon im Privaten nicht besonders gut für das eigene Wohlbefinden, so ist sie im Beruf noch unvorteilhafter. Als Praktikant darf man das noch. Da „läuft man so mit“, arbeitet den anderen zu und entscheidet sehr wenig selbst – selbst wenn man wollte. Und das nervt ja auf Dauer auch! Wenn du weißt, dass du definitiv mehr kannst, dann willst du das auch anwenden und zeigen.

Deshalb suchte ich mir einen Job, bei dem ich das unter Beweis stellen kann. Und deshalb ist auch die Tatsache, dass ich im Arbeitsalltag Entscheidungen treffen muss, für mich etwas sehr Positives. Sehen wir es doch mal so: Ich wurde für ein bestimmtes Aufgabenfeld eingestellt, sprich für meine Expertise in diesem Bereich. Deshalb bin auch ich diejenige, die entscheiden muss, ob es nun A oder B sein soll und muss für das Ergebnis der Entscheidung gerade stehen. Anders möchte ich es auch gar nicht haben. Ich bin dankbar dafür, wie es ist.

Da ich mich aber traditionell etwas schwer mit Entscheidungen tue, habe ich mir eine Taktik zurechtgelegt, die für mich persönlich ganz gut funktioniert:

Mein Entscheidungen-1×1 für Berufseinsteiger

1. Wie lange hast
du für diese Entscheidung Zeit?
Musst du sofort, bis morgen, bis nächsten Monat entschieden haben?

2. Wie
schwerwiegend ist diese Entscheidung und wie viel Zeit kannst du dafür
aufwenden? Bei einer von Hundert geht es vielleicht tatsächlich um die Wurst,
bei den meisten anderen gilt:

3. Die Tatsache,
dass du eine Entscheidung triffst, ist oft wichtiger, als welche. Also ran an den Speck.

4. Wie viel
Information hast du zu diesem Zeitpunkt? Genug heißt hier natürlich nicht alle – denn
die kannst du niemals haben. Wenn tatsächlich noch Input fehlt, wer
kann dir diesen zeitnah geben?

5. Wenn es um
Informationen geht, die niemand haben kann, weil sie unvorhersehbar sind: Gibt
es Erfahrungsträger im Team, von denen du dir eine Einschätzung
holen kannst?

6. Prioritäten
abschätzen: Was ist bei den Optionen A oder B jeweils das Schlimmste, was
passieren kann? Du solltest den Kunden, für den du arbeitest, kennen. Hast du
ein gutes Gefühl dafür, was ihm oder ihr am wichtigsten und was
nebensächlich ist? Gehe kurz die Pros und Contras der einzelnen
Optionen durch: womit könnte man zur Not leben und was muss einfach
sitzen?

7. Traue dir
selbst: wenn du Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten hast, haben es auch die
anderen. That’s a
fact.

8. Wenn es bei
dieser Sache tatsächlich um die Wurst geht, frag deine Vorgesetzten um
Rat. Sie werden es zu schätzen wissen, wenn du den Ernst der Lage erkannt
hast.

Vertraue dir erst einmal selbst, Erfahrungswerte kommen dann von alleine

Nun ist mir natürlich klar, dass gerade das so schwierig ist: herauszufinden, ob es sich denn jetzt um eine Kleinigkeit handelt oder extrem wichtig ist – oder etwas dazwischen? Das ist pauschal natürlich nicht zu beantworten.

Die gute Nachricht aber ist: vieles kommt mit deinen eigenen Erfahrungswerten von alleine. Vor allem beim Jobbeginn, wenn gerade diese Erfahrungswerte noch Mangelware sind, solltest du dich so viel wie möglich mit Kollegen und Vorgesetzten austauschen, von ihnen lernen, sie über ältere Projekte befragen. Auch ein regelmäßiger und enger Kontakt mit deinen Kunden ist etwas, das dich weiterbringt. Denn wie sollst du sonst herausfinden, welche Prioritäten ihnen wichtig sind und welches Übel im Zweifel für sie das geringere ist? Gehe mit Kollegen, Kunden und Vorgesetzten Mittagessen, tausche dich mit ihnen zu vergangenen Projekten aus, frage sie, welche Dinge sie gerade umtreiben, vor welchen schwierigen Entscheidungen sie stehen oder standen und vor allem, wie sie damit umgegangen sind. Höre zu. Lerne. Es sind – wie so oft – deine Soft Skills, die dir hier weiterhelfen.

Und was sagst du?

Wie sind deine Erfahrungswerte? Fällt es dir schwer, Entscheidungen zu treffen? Hast du noch irgendwelche Tipps, die dir dabei helfen? Teile sie mit uns in den Kommentaren oder schreibe uns an redaktion@chapteronemag.com.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei ChapterOneMag.de. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.

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