Regina Mehler wollte sich nicht damit abfinden, dass viel zu wenig Frauen auf Bühnen und Podien vorkommen – und hatte eine Idee, wie sich das ändern lässt.
Für mehr weibliche Impulsgeberinnen
Regina Mehler ist Unternehmerin und Gründerin der „Women Speaker Foundation“. Diese empfiehlt Frauen als Expertinnen und Impulsgeberinnen auf die Bühne. Regina Mehler hat die Rednerinnen-Plattform gegründet, weil sie als Keynote-Speakerin aus dem Top-Management eines IT-Unternehmens meistens die einzige Frau auf der Bühne war und daran etwas ändern wollte. Heute unterstützt sie Frauen beim Aufbau einer Expertenmarke und bei der Entwicklung ihrer Bühnenpräsenz mit unterschiedlichen innovativen Formaten, die auch von Unternehmen für die Entwicklung ihrer Führungsriege gebucht werden. Christiane Wolff hat mir ihr gesprochen.
Die „Women Speaker Foundation“ ist als Rednerinnenplattform gestartet – wo steht sie jetzt?
„Die Strategie der Rednerinnen-Plattform besteht darin, Frauen in die Sichtbarkeit zu bringen und die gesellschaftliche Wahrnehmung durch Role-Models zu verändern. Durch die Entwicklung einer Experten-Marke positionieren Frauen sich für Führungsrollen und bringen die eigene Karriere voran. Wir haben gelernt, dass der Aufbau einer Experten-Marke – die Bühnenpräsenz ist ein wesentlicher Teil davon – nicht nur ein Must-have für die Karriere ist, sondern von Unternehmen heute gleichzeitig als Wertschöpfungsfaktor erkannt wird. Werte, Haltung und Auftreten der Führungsriege werden immer wichtiger für die Glaubwürdigkeit und die Wirksamkeit im Unternehmen und nach außen, gerade in den aktuellen Transformations-Prozessen. Unsere Angebote zum Aufbau von Personal Brands werden deshalb zunehmend von Unternehmen nachgefragt.“
Brauchen wir denn 2020 noch eine Rednerinnenagentur oder wie blickst du in die Zukunft?
„2012 sind wir mit dem Ziel angetreten, wirklich etwas zu bewegen und uns selbst innerhalb von zehn Jahren überflüssig zu machen, weil die Bühnen dann zu gleichen Teilen von Frauen und Männern besetzt sein werden – also erreichen wir dieses Ziel frühestens 2022.“
Du lernst ja viele Frauen in Spitzenpositionen kennen und erlebst sie auf der Bühne. Gibt es immer noch Unterschiede in den Performances von Frauen und Männern? Und was können Frauen von Männern lernen und umgekehrt?
„Wir erleben ganz klar, dass Authentizität und Leidenschaft entscheidende Erfolgskriterien bei der Performance sind. Dazu gehört natürlich auch überzeugendes Storytelling. Das können Frauen wie Männer lernen und entwickeln. Männer könnten da – ganz allgemein gesprochen – ihre Empathie-Fähigkeit noch mehr ausbauen. Frauen können von Männern lernen, dass sie auf der Bühne auch überzeugen, wenn sie nicht 150-prozentig vorbereitet sind und auch auf ihre Improvisationsfähigkeiten vertrauen.“
Neben dem Auftritt sind es ja noch andere Bereiche, die wichtig für die Karriere von Frauen sind, welche sind das deiner Meinung nach, worauf sollten Frauen achten?
„Wann immer eine Anfrage für einen Bühnenauftritt oder für einen spannenden Job kommt, erstmal Ja sagen und dann überlegen, wie man‘s hinbekommt. Wenn die Chance vorbei ist, kommt sie nicht wieder! Und dann geht es gerade für Frauen darum, nachhaltige Strategien für die Karriere und damit auch ihre Ziele zu entwickeln. Es sind heute eben nicht nur die Inhalte und das Überperformen im Job, die uns voranbringen. Der Aufbau einer Experten-Marke ist ganz wesentlich, und Strategie Nummer eins ist immer noch das Netzwerken.“
Welche Netzwerke sind für dich wichtig und was rätst du dabei deinen Klientinnen?
„Netzwerke sind unverzichtbare Ideenlieferanten und Impulsgeber. Das faszinierende an diesem Austausch ist, dass jeder seine eigenen Ziele verfolgt, diese aber dank Netzwerk schneller und leichter erreicht werden, als wenn jeder allein agiert. Kurzum, ein Netzwerk lebt vom Win-Win: Jeder gibt, jeder profitiert. Ich rate meinen Kundinnen und Kunden, die Netzwerke sorgfältig auszuwählen, die zu ihnen passen und sich dort auch tatsächlich zu engagieren, Aufgaben und Vorträge zu übernehmen. Netzwerken ist nichts, was halbherzig oder erst dann, wenn alles andere erledigt ist, getan wird.
Für mich sind fachliche Netzwerke wie MBC (Marketing Benchmark Circle) genauso spannend wie auch zum Beispiel das internationale Businessfrauennetzwerk BPW oder FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte). Und ich empfehle immer auch, in gemischten Netzwerken aktiv zu sein. Dies kann in der Branche sein oder auch regional aufgestellt.“
Was können Unternehmen tun, um Frauen zu fördern?
„Stichwort Unconscious Bias: Unternehmen sollten an den Vorurteilen, die wir letztlich alle haben, pro-aktiv arbeiten, um sie aus den Köpfen zu bekommen. Das gilt für Stellen-Ausschreibungen ebenso wie für Vorstellungsgespräche oder die Arbeit im Team. Eine Veränderung der Unternehmenskultur ist meines Erachtens nur möglich, wenn beide, Männer und Frauen, angesprochen werden.“
Auf welcher Bühne möchtest du gerne einmal stehen?
„Mein Traum war es immer einmal, bei TED zu sprechen, dies scheint dieses Jahr in Erfüllung zu gehen. Aber groß gedacht würde ich gerne bei einer Konferenz von Richard Branson einen aktiven Part haben – und diese auch gleich komplett mit konzipieren.“
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